Fischerei: Ostsee-Fangquoten, Grundschleppnetze und das Schicksal der Wale

Die Schonung von Fischbeständen auf der einen, ein Aufweichen des Walfangs auf der anderen Seite
Für den Fang von Dorsch und Hering werden im kommenden Jahr für die Fischerei erneut starke Einschränkungen gelten, um die Bestände in der Ostsee zu schützen. Völlig entgegengesetzt sind die internationalen Entwicklungen hinsichtlich des kommerziellen Walfangs. Dieser könnte wiederbelebt werden.
Fangquoten in der Fischerei: Deshalb bleiben die Beschränkungen für Dorsch und Hering
Die Fischerei-Minister der EU haben sich am Montag in Luxemburg darauf verständigt, dass die Fischbestände in der Ostsee weiter geschont werden müssen und die stark limitierten Fangquoten dieses Jahres auch 2023 fortgesetzt werden. Konkret bedeutet dies, dass Dorsch in der westlichen Ostsee nur als Fischerei-Beifang in die Netze geraten darf. Heringe dürfen nur von Kuttern mit einer Länge von unter zwölf Metern und mit Stellnetzen befischt werden. Auf diese Weise sollen sich die stark dezimierten Populationen erholen, wobei Experten der Meinung sind, dass auch die Beifang-Mengen an Dorsch keineswegs klein sind. Daher steht die Frage im Raum, ob diese Maßnahmen ausreichend sind. (Lesetipp: EU verbietet Fischerei in der Tiefsee)
Ein sehr viel deutlicheres Zeichen, damit „die Meeresumwelt nicht zugrunde geht“, hat unlängst Dänemark beschlossen. Ab dem 1. Januar 2023 ist die Grundschleppnetz-Fischerei im Meeresgebiet zwischen Jütland und den Inseln Fünen, Seeland sowie Lolland verboten. Das sind knapp sechs Prozent der dänischen Territorialgewässer. Im Öresund gilt ein derartiges Verbot bereits seit 1932.
Dänischen Naturschutzorganisationen geht das Verbot noch nicht weit genug, da die Schleppnetz-Fischerei südlich der neuen Verbotszone derzeit am stärksten ausgeübt wird. Gleichzeitig ist dies eine Region, die der ausgewachsene Dorsch zum Laichen nutzt. (Lesetipp: Große Tümmler nutzen Grundschleppnetze als Trampolin)
Bedrohliche Signale von der IWC-Konferenz

Ein erwachsener Zwergwal und ein Kalb werden an Bord eines japanischen Walfangschiffs gezogen. Foto: Wiki Commons
Während für den Schutz der Ostsee also neue Maßnahmen für die Fischerei beschlossen bzw. bestehende Regelungen verlängert wurden, wird im slowenischen Badeort Portorož noch bis Freitag über den kommerziellen Walfang diskutiert. Und bei dieser Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) zeichnen sich rückwärtsgewandte Entwicklungen ab: Die Organisationen OceanCare und Humane Society International informierten, dass Vorschläge von Walfang-befürwortenden Ländern die Fortschritte der IWC aus den vergangenen Jahren zunichtemachen könnten.
So hat der unabhängige Staat Antigua & Barbuda in der Karibik eine Resolution eingereicht, die darauf abzielt, offiziell wieder über den kommerziellen Walfang zu debattieren. In einer weiteren Resolution argumentiert der Karibikstaat zusammen mit weiteren Ländern, dass der Walfang zur Ernährungssicherheit und zur Bekämpfung der Armut beitragen kann.
Antigua und Barbuda hat selbst weder eine Walfangindustrie noch eine echte Walfangtradition. Es wird spekuliert, dass Japan, das 2019 aus der IWC ausgetreten und lediglich als „Besucher“ in Portorož anwesend ist, seinen Einfluss über den Karibikstaat geltend macht
Nach Abschluss der Konferenz am 21. November werden wir über die Ergebnisse berichten.
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