Neue Gefahren für die Paracas- & Supay-Delfine
Die industrielle Fischerei will expandieren – Delfine könnten dabei zu Leidtragenden werden
Trotz vielfältiger Bemühungen um ihren Schutz sind die ortsansässigen Delfine vor der Küste Perus, insbesondere in der Paracas-Bucht, nach wie vor verschiedenen und leider auch neuen Bedrohungen ausgesetzt. So unternehmen unsere Projektpartner von ACOREMA derzeit große Anstrengungen, um eine Initiative der industriellen Fischerei zu verhindern, die innerhalb der Grenzen des geschützten Paracas-Nationalreservats fischen möchte.
Im vergangenen Jahr waren die residenten Delfine vor der peruanischen Küste aufgrund des Wetterphänomens El Niño gezwungen, deutlich längere Strecken auf der Jagd nach Nahrung zurückzulegen. Ursache hierfür war der Anstieg der Meeresoberflächentemperatur und die damit einhergehende Verlagerung der Fischbestände in kältere Gewässer. Die Präsenz von Sardellen und Meeräschen in der Paracas-Bucht war nachweislich geringer als unter normalen Bedingungen – bis Anfang dieses Jahres, als wieder „Normalität“ einkehrte. Sie brachte jedoch neue Probleme: Zeitgleich mit der Erholung der Fischbestände starteten Fischer unter der Leitung der Nationalen Fischereigesellschaft eine Initiative, um künftig innerhalb der Grenzen des geschützten Paracas-Nationalreservats industrielle Fischerei zu betreiben.
Paracas-Delfin in direkter Nähe der Fischfangflotte.
Ihr Plan sieht vor, in großem Stil Sardellen aus dem Meer zu holen – eine der wertvollsten Ressourcen vor der peruanischen Küste und Beutetier sowohl für die bedrohten Delfine, aber auch für Meeresvögel, Seelöwen und andere Arten im Reservat. ACOREMA betrachtet die Wiedereinführung der industriellen Fischerei auf peruanische Sardellen als äußerst besorgniserregend und setzt sich gemeinsam mit anderen Naturschutzorganisationen für den Schutz des Nationalparks ein. Unter anderem wurde die lokale Bevölkerung dazu aufgerufen, ihre Stimme für den Erhalt des Status quo zu erheben. Der strenge Schutz ist für den Fortbestand dieses einzigartigen marinen Lebensraums von entscheidender Bedeutung.
Nachwuchs, Comeback und Buckelwale
Es gibt aber auch äußerst positive Nachrichten von den Delfinen in den Paracas- und Supay-Buchten. Einerseits wurde unsere Patendelfin-Dame „Breeze“ Anfang des Jahres mit einem Kalb gesichtet. Andererseits tauchte „Chaco“ nach rund achtjähriger Abwesenheit wieder in der Bucht auf. „Es war schwer zu glauben. Wir hatten die Spur von ‚Chaco‘ um das Jahr 2015 herum verloren und dachten, sie sei für immer verschwunden. Aber Ende vergangenen Jahres war sie wieder da – deutlich erkennbar an ihren natürlichen Markierungen“, freut sich das ACOREMA-Team.
Andere Delfine wie “Jo” und “Smooth” wurden ebenfallsgesichtet; die Gruppen schienen etwas verstreut zu sein – wahrscheinlich aufgrund der Suche nach Nahrung zu dieser Zeit. Die Supay-Delfine hat das Team von ACOREMA an den gleichen Orten angetroffen, an denen sie normalerweise beobachtet werden. Im Januar 2024, während eines Sommerausflugs mit einer Gruppe von Schülern, um ihnen den Reichtum des Paracas-Nationalreservats zu zeigen, tauchten die Supay-Delfine auch am Strand von Yumaque auf und verbrachten einige Zeit damit, herumzuschwimmen. Die Kinder waren sehr aufgeregt, sie so nah beobachten zu können.
“Chaco“ – hier mit anderen Delfinen – tauchte nach achtjähriger Abwesenheit wieder auf.
“Beeze” und “Chaco”
“Slice” nähert sich dem Forschungsboot.
Und von einem weiteren außergewöhnlichen Ereignis können die GRD-Projektpartner berichten: Buckelwale wurden kürzlich im Paracas-Nationalreservat gesichtet. Bis dato gab es keinerlei Informationen, dass diese Wale die Küste von Paracas zur Nahrungsaufnahme ansteuern, und dass sie sich hier von Sardellen ernähren. Dies liefert den Naturschutzorganisationen um ACOREMA einen Grund mehr, die industrielle Fischerei in die Schranken zu weisen.
Außergewöhnlich: ein Buckelwal wird von unseren Kooperationspartnern bei der Nahrungsaufnahme beobachtet.
Unsere Bitte: Unterstützt den Delfinschutz in Peru mit einer Patenschaft oder Spende. Vielen Dank!
von Julio Reyes (ACOREMA); Übersetzung Denise Wenger (Schweinswale e.V.)
Fotos:ACOREMA
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