Projekt Kroatien: “Rettung der letzten Adria-Delfine”

Kampagne: Rettet die Adria! – Keine Ölplattformen in der Adria!

Projekt "Rettung der letzten Adria-Delfine"

Keine Ölplattformen in der Adria!

Die schier unstillbare Gier nach dem schwarzen Gold macht auch vor touristischen Kleinoden nicht mehr Halt: So soll jetzt auch in der kroatischen Adria großflächig Öl gefördert werden.Auf Kosten der Natur wollen die Ölindustrie und ihr geneigte Politiker noch den schnellen Reibach machen, bevor das Zeitalter der Nutzung fossiler Energieträger endgültig Geschichte ist.

Kritiker werfen der kroatischen Regierung Geheimniskrämerei vor und befürchten, dass sich ein paar ihrer Mitglieder auf Kosten der Natur, der Allgemeinheit und des Staates unrechtmäßig bereichern. Im Korruptionsindex 2014 von Transparency International ist Kroatien im Vergleich zum Vorjahr um vier Plätze auf den 61. Rang gefallen und liegt damit um einiges näher an Bosnien-Herzegowina (Rang 80) als z.B. an Slowenien (Rang 39)!

Große Gefahr für die kleine Adria

Die kroatische Adria wurde für die Vergabe von Bohrlizenzen in 29 unterschiedlich große Blöcke mit einer Gesamtgröße von knapp 37.000 km² aufgeteilt. Damit könnten in 80-90 % der Adria Bohrfelder ausgewiesen werden, schätzt die kroatische NGO Sunce.

Der Mindestabstand zur Küste wurde auf gerade einmal 10 km bzw. auf 6 km von der Außenlinie der Inseln festgelegt. Doch Öl lässt sich durch Mindestabstände nicht aufhalten: Die im Golf von Mexiko 2010 explodierte und untergegangene Bohrplattform Deepwater Horizon bohrte in etwa 84 Kilometern Entfernung südöstlich von Venice (Louisiana).

Jedes Jahr Hunderte Störfälle

Es sind nicht nur Katastrophen wie die massive Ölpest im Golf von Mexiko, bei der Tausende von Tieren qualvoll starben und noch heute an den Folgen leiden, ganze Landstriche verseucht und Lebensgrundlagen von Kleinfischern zerstört wurden.

Öl- und Gasförderung im Meer ist hoch riskant und stellt tagtäglich eine große Gefahr dar, zumal in einem relativ geschlossenen System wie dem der Adria. Bei der täglichen Routine gelangen Öl und giftige Chemikalien ins Wasser, jedes Jahr kommt es zu Hunderten von “kleineren” Störfällen.

Streifendelfine schwimmen an einem Ölteppich vorbei. Foto: Ron Wooten/Marine Photobank

Proteste

Eine aus besorgten kroatischen Bürgern gebildete Allianz, die Clean Adriatic Sea Alliance (CASA), lancierte eine an verschiedene Minister in Kroatien sowie u.a. an den EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker und den Präsidenten des EU-Parlaments Martin Schulz adressierte Online-Petition gegen die Öl- und Gasförderung in der Adria, die auch von uns unterstützt wird.

Die GRD forderte die kroatische Tourismuszentrale und den kroatischen Botschafter in Deutschland auf, sich bei der kroatischen Regierung dafür einzusetzen, dass die Öl- und Gasförderpläne in der Adria eingefroren werden, und startete eine entsprechende Petitiion auf change.org.

Öl- und Gasförderung in der Adria – Gefahren und Risiken

1. Grundsätzliches:

  • Angesichts weltweiter Bemühungen, den Klimawandel in den Griff zu bekommen, ist es absurd, die Exploration von Öl und Gas voranzutreiben, anstatt den Ausbau regenerativer Energiequellen zu fördern.
  • Die Adria ist ein relativ kleines, umschlossenes Meer. Offshore-Bohrungen würden das gesamte marine Ökosystem und die Küstenregionen mit ihren Stränden gefährden.
  • Eine Ölpest in der Adria würde den Tourismus und die Fischerei in Kroatien und Italien ruinieren.
  • Bei großen Fördermengen von Erdgas lohnt sich der Bau von Pipelines, um das Gas an Land zu transportieren. In der Adria entsteht so ein weiteres Umweltproblem: Pipelines. Besonders in der Zentral- und Südadria würde sich der Bau von Pipelines schwierig gestalten, sodass die reine Gasförderung genauso schädlich sein könnte wie die Ölförderung.
  • Die Bohrinseln sind bei Öl- und Gasförderung gleich. Unterschiede gibt es bei der Bohrloch-Vorbereitung und den Anforderungen an die Förderanlagen. Die Umweltauswirkungen bei Sondierung und Exploration sind bei Öl und Gas praktisch gleich. Ölbohrlöcher produzieren meist auch etwas Erdgas und Gasbohrlöcher meist etwas Öl und/oder Erdgaskondensat. In fast allen Fällen ist Erdgas ein Nebenprodukt bei der Ölförderung.

2. Fragen der Offshore-Bohrung und ihre Folgen in der Adria

2.1. Welche Vorbereitungen erfordert die Ölexploration?

  • Erfassung der bestehenden Flora und Fauna im Gebiet der geplanten Sondierung und Exploration
  • Risikobewertung, Umweltverträglichkeitsprüfung, Machbarkeitsstudie
  • Geologische und geotechnische Untersuchungen von Meeresboden und Sedimenten
  • Studien zur Infrastruktur an Land für den Offshore-Service
  • Ressourcen an der Küste zur Giftmüllbehandlung und -entsorgung (in Kroatien nicht vorhanden)
  • Aufstellung eines Regelwerks über Umweltschutz und Müllentsorgung
  • Untersuchungen über historische Schiffwracks und versunkene Stätten im Bohrgebiet

Fast keiner dieser Vorbereitungsschritte wurde bislang in Kroatien durchgeführt!

2.2. Welche spezifischen Probleme gibt es in der Adria?

  • Eine Katastrophe wie 2010 im Golf von Mexiko, der 12 mal größer ist als die Adria, würde das Ökosystem der relativ kleinen, umschlossenen Adria zerstören. Tourismus (ein Großteil des kroatischen Bruttoinlandsprodukts wird im Tourismus erwirtschaftet) und Fischerei wären ruiniert.
  • Eine Ölpest hätte schlimme wirtschaftliche Folgen nicht nur in Kroatien, sondern auch in Italien, Slowenien, Montenegro und gegebenenfalls auch in anderen Anrainerstaaten des Mittelmeers.
  • Der vielleicht bedenklichste Aspekt ist, dass Kroatien über keinerlei Infrastruktur verfügt, um bei einem Unglück adäquat reagieren zu können. Dabei sind selbst die in dieser Hinsicht über jahrzehntelange Erfahrung verfügenden Länder mit umfangreichen Notfallplänen, enormen finanziellen Notfallressourcen, Spezialschiffen zur Beseitigung von ausgetretenem Öl und geschultem Personal nicht in der Lage gewesen, ihre Küsten in ausreichendem Maße vor den Folgen einer Ölpest zu schützen.

Wie soll in Kroatien innerhalb von 3 Monaten, bis zum Beginn der Probebohrungen, auch nur ansatzweise eine vergleichbare Infrastruktur für Notfallmaßnahmen geschaffen werden?

3. Technologien bei der Ölbohrung und die Folgen für die Umwelt:

Offshore-Bohrungen belasten die Umwelt in mehrfacher Hinsicht und schädigen Flora und Fauna in großem Ausmaß. In fast jeder Betriebsphase besteht Verschmutzungsgefahr.

  • Bohrschlamm:
    Er dient zur Beseitigung von Spänen vom Bohrlochgrund und zur Verhinderung von Blowouts, da er abdichtend wirkt. Er enthält giftige Metalle, wie Blei, Chrom, Zink, Arsen, Quecksilber, Karzinogene wie Benzin, radioaktive Materialien und andere Giftstoffe: dies alles gelangt ins Meer. Es gibt verschiedene Arten von Bohrschlamm und es spielt keine Rolle, ob es sich um Bohrschlämme auf Öl- oder Wasserbasis handelt: alle enthalten hochgiftige Chemikalien, die Meereslebewesen gefährden können.
    In der Regel leitet eine Ölplattform im Laufe ihrer Betriebsdauer über 19 t Bohrflüssigkeit und Metallspäne ins Meer. Tests haben gezeigt, dass das Meerwasser in der Umgebung von Offshore-Ölplattformen gesundheitsbedenkliche Quecksilber-Konzentrationen aufweist. Über die Nahrungskette reichert sich das Quecksilber immer weiter an und gelangt über Speisefische zuletzt auch in den menschlichen Organismus.
  • Produktionswasser:
    Es stammt aus unterirdischen Schichten und gelangt mit dem Öl und Gas nach oben. Es macht etwa 20 % des Abfalls aus, der bei Offshore-Bohrungen anfällt. Der Öl-Anteil im Produktionswasser liegt gewöhnlich bei 30-40 Teilen pro Million.
  • Probebohrungen:
    Beim Probebohren gelangen mehr Flüssigkeiten und Bohrschlamm ins Meer als beim Erschließen, da die Löcher meist tiefer sind, langsamer gebohrt werden und einen größeren Durchmesser besitzen. Probebohrungen sind besonders kritisch für die Meeresumwelt, weil die hochtoxischen Bohrschlämme meist direkt im Meer “entsorgt” werden.
  • Weitere Risiken:
  • Öl- und Gasförderplattformen locken Seevögel an, die gegen die Aufbauten prallen, in der Fackel verbrennen und durch auslaufendes Öl gefährdet sind.
  • Plattformen stellen Navigations- und Kollisionsrisiken für die Schifffahrt dar.
  • Die Fackeln erzeugen Ruß, der Klimawandel und Luftverschmutzung fördert.
  • Es können Probleme mit invasiven Arten entstehen, also Arten, die es vor Beginn der Bohrarbeiten in einem Gebiet nicht gab (Eintrag über Versorgungs-, Transport und Zubringerschiffe).
  • Die Reaktion der Meeresbodenfauna auf Umweltgifte folgt nachweislich bestimmten Mustern:
    • Hohes Vorkommen weniger Arten nahe der Verschmutzungsquelle infolge einer organischen Anreicherung.
    • Reduzierte Anzahl bestimmter Arten bei der Installation.

4. Defekte Plattformen | Laufender Betrieb

Von allen Unternehmungen weltweit gehört die Offshore-Bohrung wohl zu den riskantesten. Fehlfunktionen sind sehr häufig. In den letzten 25 Jahren kam es zu mehreren schlimmen Ölkatastrophen. Die größte war 2010 die Explosion der Deepwater Horizon. Rund 760 Millionen Liter Öl flossen in den Golf von Mexiko. 40 Milliarden Dollar wurden bisher ausgegeben, um verseuchte Strände und Sumpfgebiete zu säubern. Vögel, Fische und Meeressäuger starben. Tourismus und Fischerei der Golfstaaten wurden ruiniert.

Schlimmer sind aber wohl die kontinuierlichen Emissionen, die beim Plattformbetrieb ins Meer, in den Meeresgrund und die Umgebungsluft gelangen.

Ölförderung in der Adria ist gefährlich. Sie könnte sich als einer der größten Fehler Kroatiens erweisen. Man muss sich nur fragen, warum amerikanische Ölkonzerne, die unbedingt vor der kroatischen Küste nach Öl bohren wollen, dies nicht auch an der Küste Kaliforniens machen.

Die Antwort ist einfach: Dort ist es, wie auch vor der Küste von Florida, seit 1969 verboten. Im Meeresboden vor Kalifornien liegen schätzungsweise Reserven im Umfang von 10-15 Milliarden Barrel. In der Adria schätzt man diese auf rund 3 Milliarden Barrel. Des Weiteren muss man auch die Frage nach der Müllentsorgung stellen: Wenn es Kroatien derzeit schon nicht gelingt, den Hausmüll in vielen Küstenstädten adäquat zu entsorgen, wie will man dann die erheblichen Mengen an Giftmüll bewältigen, die täglich in den Häfen gelöscht werden müssten?
Januar 2015 – Nach Informationen des Experten Nenad Duplančić anlässlich einer Video-Präsentation vor EU-Abgeordneten, eines Artikels/Interviews mit ihm in der kroatischen Tageszeitung Večernji List vom 09.08.2014 von Tomislav Krasnec sowie nach Informationen der internationalen Allianz gegen die Ölförderpläne Kroatiens CASA (Clean Adriatic Sea Alliance).

Video-Präsentation des Experten Nenad Duplančić

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Nenad Duplančić ist Firmenchef von Locus Technologies, San Francisco, Kalifornien. Der Bau- und Umweltingenieur ist Unternehmer im Software-Bereich. Seine Firma hilft Energiekonzernen bei Management und Meldung ihrer Umweltdaten aus der Ölförderung und anderen energie-intensiven Industrien. Die vergangenen 30 Jahre seines Berufslebens in den USA hat er sich intensiv mit den Umweltauswirkungen bei der Energieerzeugung befasst.

Im November 2014 hielt Nenad Duplančić eine Video-Präsentation über die Gefahren der Öl- und Gasförderung anlässlich einer Konferenz des EU-Parlaments, zu der der kroatische Grünen-Abgeordnete Davor Škrlec von der Partei “ORaH” (Održivi Razvoj Hrvatske, “Nachhaltige Entwicklung Kroatiens”) zusammen mit der italienischen Abgeordneten Rosa d’Amato und weiteren Kollegen eingeladen hatte.
Video mit freundlicher Genehmigung von Nenad Duplančić
Foto oben: (c) Wolcott Henry 2005/Marine Photobank

 

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