Delfinarium Belek Troy

Situationsanalyse türkischer Delfinarien und Aquaparks

Delfinarium Belek - Troy

Situationsanalyse türkischer Delfinarien und Aquaparks

Das Delfinarium Belek befindet sich auf dem Gelände des Aqua Parks, einem Vergnügungspark mit vielen Wasserattraktionen. Es ist über einen separaten Eingang zu betreten und erhebt einen eigenen Eintritt. Die gesamte Anlage existiert seit 2007. Neben dem Showbecken sind 4 weitere, einzeln abzutrennende Nebenbecken vorhanden.

Haltungsbedingungen

Das Delfinarium verfügt über 5 männliche Große Tümmler. Nach Aussagen des Betreibers und den vorgelegten Unterlagen stammen 2 der Delfine aus einer Nachzucht aus dem Moskauer Utrisch-Delfinarium. Das Alter dieser zwei Delfine wurde mit 9 Jahren angegeben. Beide Tiere sind männlich und werden ausschließlich für die Show, das Fotografieren und Schwimmen mit Touristen gehalten.

Drei Delfine sind Wildfänge aus dem Marmarameer. Das Alter eines Delfins wurde von den Betreibern auf 15 Jahre geschätzt. Das der zwei anderen auf jeweils 10 Jahre. Auch hier sind alle drei Delfine männlich. Diese drei Delfine nehmen nicht an der Show und anderen Unterhaltungsprogrammen teil. Sie werden ausschließlich für die geplante Delfintherapie mit Kindern gehalten und derzeit dafür trainiert. Die Delfintherapie wird noch nicht umgesetzt. Diese drei Delfine sind vollkommen von den anderen beiden Delfinen separiert und werden getrennt gehalten.

Nach Aussage des Betreibers kommen die 5 Delfine niemals zusammen. Bei unserer Ankunft lagen alle drei Delfine vollkommen apathisch und bewegungslos, jeweils jeder für sich in einer Ecke und starrten mit den Köpfen gegen die Betonwand des Beckens. Wir konnten bei der Besichtigung feststellen, dass einer dieser Delfine schon starke Hautschäden am oberen Bereich des Kopfes sowie an einem Teil des Rückens aufwies.

Die Haut war vollkommen ausgetrocknet und zeigte bereits starke Risse. Dies wird durch die lange Lufteinwirkung beim bewegungslosen Liegen des nicht im Wasser befindlichen Rückenteils hervorgerufen. Die drei Delfine durften etwa eine Stunde vor Beginn der Show auch in das größere Showbecken. Dort zeigte sich der letztgenannte Delfin weiterhin apathisch, während die anderen beiden Delfine umherschwammen.

Diese Apathie wird nach Auskunft deutscher Delfinpfleger hauptsächlich durch zu wenig Beschäftigung hervorgerufen. Die sich in der Pubertät befindlichen Tiere tragen offenbar Rangkämpfe aus, da deutliche Zahn- und Bissspuren auf der Haut zu erkennen waren.

Einer dieser drei Delfine wies erhebliche Verletzungen am Kopf und Rücken auf, die von diesen Rangkämpfen herrühren. Hier handelte es sich augenscheinlich um das rangniedrigste Tier. Bei diesen Rangkämpfen hatte dieses Tier keine Möglichkeiten, sich zu entfernen oder zurückzuziehen, sodass es den Angriffen schutzlos ausgeliefert war. In freier Wildbahn sind diese Rangkämpfe ebenfalls üblich, hier jedoch hat das unterlegene Tier die Möglichkeit zur Flucht.

Die beiden Show-Delfine befanden sich zu diesem Zeitpunkt in einem 52 m großen Nebenbecken, welches durch Schieber vom Showbecken getrennt war. Die beiden sich ebenfalls in der Pubertät befindlichen Tiere bejagten sich fast ohne Unterbrechung. Offensichtlich fanden auch hier Revierkämpfe statt, welche dem augenscheinlich unterlegenen Tier erhebliche Zahn- und Bisswunden eingetragen hat. Es fehlte hier aber ebenfalls eine Flucht- oder Rückzugsmöglichkeit, sodass dieses Tier den Angriffen schutzlos ausgeliefert war.

Belugawale

In einem weiteren 52 m großen und 3,20 m tiefen Becken fristeten 2 Belugamännchen (Weißwale) ihr Dasein. Die Tiere hatten eine Länge von etwa 3,50 m und konnten in dem viel zu kleinen Becken leidlich hin und her schwimmen, wobei das Wenden den Tieren schon Probleme verursachte. Der Betreiber versicherte zwar, dass die Tiere außerhalb der Shows das große Becken nutzen können, aber bei unserem Eintreffen, etwa eine Stunde vor Showbeginn, trafen wir sie in dem kleinen Becken an.

In einem noch sehr viel kleineren Becken wird ein Walross gehalten, welches ebenfalls am Showprogramm teilnimmt. Die Wassertemperatur beträgt nach den uns vorgelegten Aufzeichnungen zwischen 19 und 22 Grad Celsius in allen Becken, da diese auf dem ersten Tiefenmeter alle miteinander verbunden sind. Diese Wassertemperatur ist für die Großen Tümmler im Bereich der Toleranzgrenzen, nicht aber für die Weißwale. Diese sind arktische Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt gewohnt. Ein hoher Stressfaktor kann daher für diese Tiere vorausgesetzt werden.

Das Showbecken und die Show

Das Hauptbecken ist nach Aussagen des Betreibers 350 m groß und 6 m tief. Der Bereich zwischen Zuschauertribünen und Beckenrand ist etwa 1,50 m breit und zur Beckenseite durch eine Erhöhung gegen den Einlauf von verschmutztem Wasser geschützt. Die gesamte Anlage ist gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt.

Die Show begann bei sehr lauter Musik und gleich lauten Ansagen in mehreren Sprachen mit den beiden Belugas. Die Belugas zeigten ca. 15 Minuten lang einige Showelemente. Danach begann die Vorführung des Walrosses, die ebenfalls ca. 15 Minuten dauerte. Anschließend gab es eine Pause für ein Fotoshooting mit den beiden Belugas.

Die Besucher konnten sich dafür anmelden und wurden dann einzeln oder in Gruppen über die beiden seitlichen Holzbrücken auf die Showbühne geholt. Sie trugen dabei ihre bisherige Straßenkleidung. Eine Desinfektion der Schuhe fand nicht statt. Es war zwar eine Desinfektionswanne vorhanden, diese war zum Zeitpunkt unseres Besuches aber trocken.

Zum Foto wurde einer der Belugas auf die Showbühne zitiert und die Teilnehmer hockten sich daneben. Einige fassten das Tier auch an, ohne dass die Tiertrainer einschritten. Der Beluga wurde nach 4 bis 5 Fotos wieder ins Wasser entlassen und der andere Beluga legte sich auf die Bühne.

Da die Außentemperatur etwa 32 Grad Celsius betrug, dürfte die Prozedur den Stressfaktor noch einmal erhöht haben. Das Ganze wiederholt sich mehrmals. Hierbei ist anzumerken, dass Wale und Delfine ihre Körpertemperatur gleichmäßig auf 37 Grad halten. Wale und Delfine können nicht schwitzen, da sie über keine Schweißdrüsen verfügen. Sie leiten ihre überschüssige Wärme über ihre Venen in der Fluke (Schwanzflosse), in den Flippern (Brustflossen) und der Finne (Rückenflosse) ab. Im Wasser geschieht die Wärmeableitung etwa 20-mal schneller als in der Luft.

Die Belugas sind somit der Gefahr einer starken Überhitzung ausgesetzt, da sie direkt nach der Vorführung aus dem viel zu warmen Wasser über einen längeren Zeitraum für das Fotografieren mit den Touristen einer Lufttemperatur von 30 Grad, im Sommer teilweise sogar bis weit über 40 Grad, ausgesetzt sind.

Wir konnten im Kopfbereich (Melone) auch einige Hautfalten erkennen, die immer dann auftreten, wenn die Wassertemperatur zu hoch ist. Ein Belugawal schaut aus dem Wasser, deutlich zu sehen ist eine tiefe, offene und rote Hautstelle am Kinn, Folge einer Verletzung, die immer dann auftritt, wenn die Wassertemperatur zu hoch ist. Nach dieser Pause für das Fotoshooting, die ca. 20 Minuten dauerte (abhängig von der Anzahl der angemeldeten Touristen), ging die Vorführung mit den beiden Showdelfinen weiter. Diese Vorführung dauerte ca. 15 Minuten. Das gesamte Vorführprogramm, mit Pause zum Fotografieren, dauerte ca. 1 Stunde.

Danach konnten die Besucher mit den Delfinen schwimmen. Das Schwimmen mit den Delfinen dauerte pro Besucher ca. 5 Minuten, wobei immer gleichzeitig 2 Besucher ins Wasser gingen. Die Besucher wurden dann drei Runden von den Delfinen durch den Pool gezogen, anschließend im Wasser mit den Delfinen fotografiert und dann noch einmal durch den Pool gezogen. Die angemeldeten Besucher wurden zur Vorbereitung hinter die Bühne geführt, wo sie mitgebrachte Badekleidung anziehen konnten. Es standen zwar Schwimmwesten zur Verfügung, aber das Anlegen war keine Pflicht. Nach Aussage des Betreibers müssen die Teilnehmer duschen, wobei allerdings bei unserem Besuch keine Seife oder ein Desinfektionsmittel zur Verfügung stand.

Auffallend war, dass einige Teilnehmer Halsketten, Armreifen, Ringe oder Uhren trugen. Diese können zu Verletzungen der Haut der Delfine führen. Die Shows finden vom 1. April bis 30. Oktober 2-mal täglich um 11 und um 14:30 Uhr statt, in der übrigen Zeit einmal wöchentlich.

Futterküche, Futter, medizinische Versorgung

Die Futterküche ist an einer Längswand gefliest. Hier befinden sich auch die Auftaubecken für die Fische. Die andere Längswand ist gestrichen. Der Boden hat einen Fliesenbelag. Die Tiefkühlfische werden in mehreren Tiefkühltruhen gelagert, welche auf Rollen stehen und zur Säuberung verschoben werden können. Diese machten einen hygienischen Eindruck. Das Auftauen der Fische und der Transport werden in Plastikeimern ausgeführt. Dies birgt die Gefahr der Verunreinigung, da sich Plastikeimer nur unzureichend säubern lassen. Nach Aussage des Betreibers und den vorgelegten Unterlagen werden die Tiere 3-mal am Tag gefüttert. Das Futter besteht aus Stachelmakrelen, Tintenfisch, Hering und Makrelen.

Hierbei ist anzumerken, dass Stachelmakrelen in der Fütterung sehr schwierig sind. Jeder einzelne Fisch muss äußerst gewissenhaft von den seitlichen Stacheln gesäubert werden. Sollte das nicht der Fall sein und der Delfin den Fisch mit dem Schwanz voraus fressen, könnte dies zu Verletzungen in der Speiseröhre der Delfine führen. Der Fisch wird tiefgefroren aus Norwegen bezogen. Die Delfine erhalten einmal täglich zusätzliche Vitamine. Die Tiere werden einmal monatlich ärztlich untersucht.

Nach Betreiberaussage richten sich die Untersuchungen nach den Standards des „CRC Handbook of Marine Mammal Medicine“ von Leslie A. Dierauf und Francis M.D. Gulland. Für kranke Tiere steht ein zusätzliches, 52 m² großes Quarantänebecken zur Verfügung. Diese Größenangabe wurde uns vom Betreiber mitgeteilt. Nach eigener Betrachtung kann diese Größenangabe nicht bestätigt werden. Es erschien uns wesentlich kleiner.

Technische Anlagen

Das gesamte Wasser ist Meerwasser und wird von der ca. 300 Meter entfernten Meeresküste in einem separaten Tank gesammelt und dann in das Delfinarium geleitet, wo es zur Nutzung aufbereitet wird. Die Wassertemperatur beträgt in allen Becken 20 – 22 Grad und wird, wie auch die Wasserqualität, kontinuierlich von einem Messgerät überprüft. Nach Aussage des Betreibers wird das Wasser zusätzlich 3-mal täglich durch das Personal kontrolliert und darüber hinaus alle 14 Tage von zwei verschiedenen Fremdfirmen. Bei der Begehung im Technikraum fiel auf, dass die Pumpen auf dem nackten Betonboden montiert waren und Schwingungsdämpfer fehlten. Die Geräusche und Vibrationen dieser Pumpen können sich somit auf das gesamte Delfinarium übertragen.

Herkunft der Tiere

Nach den uns vorliegenden Unterlagen stammen zwei der Großen Tümmler aus dem Moskauer Delfinarium Utrisch Dolphinarium Ltd., wurden 2007 eingeführt und sind heute etwa 9 Jahre alt. Die Tiere sind männlich und stammen aus Nachzuchten. Die anderen drei Tiere stammen aus Wildfängen im Marmarameer und wurden ebenfalls 2007 eingeführt. Es handelt sich auch hierbei um männliche Tiere. Eines der Tiere ist im Alter von 15, die beiden anderen von 10 Jahren.

Die beiden Belugas stammen ebenfalls aus dem Moskauer Utrisch-Delfinarium und wurden im Jahre 2007 in das Troy-Delfinarium verbracht. Die Tiere sind männlich und 10 Jahre alt. Es stehen 5 Tierpfleger zur Betreuung der Tiere zur Verfügung, wovon jeweils 2 nach Betreiberangaben im Delfinarium übernachten, um bei Bedarf sofort zur Verfügung zu stehen.

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

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