Delfinarium Sealanya bei Alanya

Situationsanalyse türkischer Delfinarien und Aquaparks

Delfinarium Sealanya bei Alanya

Situationsanalyse türkischer Delfinarien und Aquaparks

Das Delfinarium befindet sich auf dem Gelände des SeaPark, einem Vergnügungspark mit vielen Wasserattraktionen. Es ist über einen separaten Eingang zu betreten und erhebt einen eigenen Eintritt.

Die gesamte Anlage existiert seit 2008. Neben dem Showbecken sind 4 weitere, einzeln abzutrennende Nebenbecken vorhanden. Das Delfinarium verfügt über fünf männliche und zwei weibliche Große Tümmler im Alter von (nach Betreiberangaben) geschätzten 7, 9, 11, 12, 15, 19 und 21 Jahren. Vier der Tiere befanden sich bei unserer Ankunft im Show-Becken und machten einen apathischen Eindruck.

Ein Delfin lag in der gesamten Zeit vor der Vorführung vollkommen unbeweglich mit seiner Schnauze vor der Schiebertür. Erst zum Beginn der Vorführung bewegte er sich, um sich jedoch sofort wieder, wenn er nicht benötigt wurde, in diese Schutzhaltung zurückzuziehen.

Des Weiteren konnten wir auch beobachten, dass ein nicht an der Show teilnehmender Delfin, der in einem separaten Becken untergebracht war, seit unserem Eintreffen in der Anlage apathisch mit der Schnauze vor dem Beckenrand lag. Selbst als die Vorführung mit ihrem gesamten Programm beendet war (nach ca. 1 Stunde), lag dieser Delfin immer noch unbewegt an ein und derselben Stelle.

Zwei weitere Tiere waren in einem kleineren Becken untergebracht. Darüber hinaus standen noch 2 weitere, kleinere Becken zur Verfügung. Die gesamte Anlage machte einen gepflegten Eindruck. Die Becken waren nach subjektivem Eindruck größer als andere in uns bekannten zahlreichen weiteren Delfinarien. Die Wassertemperatur beträgt nach Auskunft des Betreibers zwischen 25,5 und 26,5 Grad Celsius in allen Becken. Diese Wassertemperatur ist für die Großen Tümmler noch im oberen Bereich der Toleranzgrenzen.

Das Showbecken und die Show

Der Bereich zwischen Zuschauertribünen und Beckenrand ist etwa 1,50 m breit und zur Beckenseite ohne eine Vertiefung oder Erhöhung des Beckenrandes nicht gegen das Einspülen von Straßenschmutz von den Schuhen der Besucher geschützt. Im Bereich der Zuschauertribünen achteten 3 Mitarbeiter darauf, dass die Besucher sich nicht dem Wasser näherten und keine Gegenstände oder Futter ins Wasser warfen, was bei den beiden anderen Delfinarien nicht der Fall war. Das große Showbecken ist nur unzureichend gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt. Die weiteren Nebenbecken sind größtenteils beschattet.

Die Show begann bei sehr lauter Musik und gleich lauten Ansagen in mehreren Sprachen mit der Vorführung von 2 Seelöwen, die zur Familie der Ohrenrobben gehören, und dauerte ca. 15 Minuten. Anzumerken ist hierbei, dass ein Trainer mit einem Seelöwen die Showbühne verließ, um mit ihm am Beckenrand im gleichen Bereich entlang der Zuschauertribüne zu laufen, der vorher von den Zuschauern mit Straßenschuhen betreten worden war. Dieser Bereich wurde nicht gesäubert, bevor das Tier dort entlang lief.

Die Zuschauer hatten dabei auch Gelegenheit, das Tier anzufassen, ohne sich jedoch vorher die Hände desinfiziert zu haben. Übertragungen von Krankheiten sind somit gegeben. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass hier nicht nur Krankheiten vom Mensch auf das Tier übertragen werden können, sondern auch umgekehrt. Es gibt dokumentierte Fälle, dass TB von Ohrenrobben auf Menschen übertragen wurde. Nach der Vorführung der Seelöwen beginnt die Vorstellung mit den Delfinen. Diese dauert vorerst ca. 30 Minuten. Anfangs wird dabei einiges über die Delfine im Allgemeinen und den Großen Tümmlers im Besonderen unter Mithilfe der Tiere erklärt.

Im Verlauf der Vorführung wurden mit den Trainern viele Übungen im Wasser vorgeführt. Unter anderem auch das Surfen eines Trainers auf dem Kopf des Delfins. Hierbei steht der Trainer mit einem Bein auf der Schnauze und mit dem anderen Bein auf dem Kopf des Tieres und wird dabei von ihm durch das Wasser gezogen. Diese entwürdigende Vorführung, bei der man Tieren auf dem Kopf herumtrampelt, ist leider auch in Shows nordamerikanischer Delfinarien zu beobachten.

Während der Show wurden von den Delfinen große Bälle mit der Fluke (Schwanzflosse) in die Zuschauerränge geschossen. Diese Bälle wurden von den Zuschauern zurück in das Becken geworfen und von den Tieren erneut hinausgeschossen. Dadurch können Verunreinigungen in das Becken und zu den Tieren gelangen. Die Zuschauer konnten und haben sich die Hände vorher nicht desinfiziert.

Schwimmen mit Delfinen

Nach der gesamten Show hatten die Besucher die Gelegenheit, mit den Delfinen zu schwimmen. Sie wurden zu einem Umkleidebereich gebracht, in dem sie ihre Schwimmwesten erhielten und ihre privaten Gegenstände einschließen konnten. Alle Besucher sind mit ihrer eigenen Badebekleidung, die sie in den allermeisten Fällen schon auf den Zuschauertribünen trugen, in das Wasser gegangen.

Für die Besucher standen zwei Duschen zur Verfügung, aber auch hier fehlt ein Desinfektionsmittel. Die Besucher wurden in Gruppen zu 7 Personen eingeteilt und dann zu zwei abgetrennten Becken, mit jeweils einem darin untergebrachten Delfin gebracht.

Die erste Gruppe stand am Beckenrand und sprang auf Kommando des Trainers gleichzeitig ins Wasser. Danach bildete die Gruppe einen Kreis und der Delfin musste sich auf Anweisung des Trainers in die Mitte des Kreises begeben. Die Besucher klatschten dann alle gleichzeitig in die Hände, drehten sich dabei und kreisten den Delfin immer weiter ein. Einige Besucher fassten den Delfin dabei auch an. Der Trainer stand außerhalb des Beckens am Rand. Die Besucher waren also alleine mit dem Delfin im Becken.

Die zweite Schwimmgruppe stand in einem anderen Becken im Flachwasserbereich. Ein Trainer, der sich mit ihnen Wasser befand, positionierte den Delfin vor sich und die 7 Besucher verteilten sich um den Delfin herum. Der Trainer erklärt etwas über Delfine und währenddessen durften alle 7 Besucher gleichzeitig das Tier anfassen und streicheln. Der Delfin lag regungslos im Wasser und wurde vom Trainer an der Schnauze festgehalten. Bei dieser Aktion waren auch Kleinkinder im Wasser.

Diese Art des Schwimmens mit Delfinen ist äußerst gefährlich. Im ersten Becken wurde das Tier eingekreist und kein Trainer befand sich im Wasser. Im zweiten Becken wurde das Tier von allen Besuchern umzingelt. Sollte eines dieser Tiere plötzlich unkontrolliert um sich schlagen oder zubeißen, weil es sich bedroht oder in die Enge gedrängt fühlt, kann es zu schweren Verletzungen mit Todesfolge für die Besucher kommen.

Die Shows finden vom 1. April bis 30. Oktober 2-mal täglich (außer dienstags mit nur einer Show) um 10.30 und um 15.00 Uhr statt, in der übrigen Zeit nur 3-mal wöchentlich. Das Schwimmen mit Delfinen wird vom 1.April bis 30. Oktober täglich um 12.00 und um 16.30 Uhr angeboten. Auf der Internetseite www.sealanya.com befindet sich auch ein Hinweis auf eine Delfintherapie. Dies konnte von uns aber nicht überprüft werden und auch von Seiten des Betreibers gab es dazu keine Auskünfte.

Futterküche, Futter, medizinische Versorgung

Die Futterküche ist komplett gefliest und machte einen sehr sauberen und hygienischen Eindruck. Am Eingang standen Gummistiefel bereit, die ausschließlich nur zum Betreten der Futterküche vorgesehen sind. Darüber hinaus war ein Desinfektionsbecken mit ausreichend Desinfektionslösung vorhanden.

Das Betreten der Futterküche ist nur mit den bereitgestellten Gummistiefeln und der Nutzung des Desinfektionsmittels erlaubt. Der Raum zur Vorbereitung der Fische ist außerordentlich groß. An diesen Raum grenzt ein weiterer Raum an, in dem sich 2 große Kühlhäuser befinden, in denen der gefrorene Fisch gelagert wird.

Nach Angaben des Betreibers kommt der Futterfisch aus Norwegen. Welche Fische gefüttert werden, ist nicht bekannt. Angaben dazu waren nicht zu erhalten, sie sollen später nachgereicht werden. Bis zur Berichterstattung lagen diese Unterlagen nicht vor.

Das Futter wird in großen Edelstahlwannen zubereitet. Anschließend werden die Fische in großen Plastikboxen, die für jedes einzelne Tier gekennzeichnet sind, transportiert. Plastik lässt sich nur unzureichend säubern. Die Delfine erhalten täglich einmal zusätzlich Vitamine. Nach Betreiberaussagen werden die Tiere täglich morgens von einem Veterinär untersucht, der dann auch entscheidet, welche Tier an der Show und welche am Delfinschwimmen teilnehmen sollen.

Technische Anlagen

Das gesamte Wasser wird dem nahe liegenden Meer entnommen und weiter für das Delfinarium aufbereitet. Die gesamte technische Anlage ist sehr groß und weitläufig, aber auch hier ist anzumerken, dass bei den Pumpen Schwingungsdämpfer fehlten. Die Geräusche und Vibrationen dieser Pumpen können sich somit auf das gesamte Delfinarium übertragen.

Die Wassertemperatur beträgt in allen Becken 25 – 27 Grad und wird, wie auch die Wasserqualität, kontinuierlich von einem Messgerät überprüft. Nach Aussage des Betreibers wird das Wasser zusätzlich 2- bis 3-mal täglich durch das Personal kontrolliert. Die Umwälzungsleistung der Pumpen scheint ausreichend, da nach Aussage des Betreibers eine komplette Umwälzung des Wassers in den Becken ca. 2,5 Stunden beträgt.

Herkunft der Tiere

Nach Auskunft des Betreibers stammen die Tiere aus Wildfängen aus der berüchtigten japanischen Taiji-Bucht. Weltweite Berühmtheit erlangte diese Bucht durch den oscarprämierten Dokumentarfilm “Die Bucht” von Louie Psihoyos, der das Massenabschlachten der eingekesselten Delfine und den Fang einzelner Tiere für den Verkauf zeigt.

Sie waren Teil einer Lieferung von insgesamt 11 Delfinen. Für diese stand ursprünglich noch eine zweite Anlage im SeaPark zur Verfügung. Im Februar 2010 starben aber 4 dieser Delfine unter bisher ungeklärten Umständen innerhalb einer Woche. Die Kadaver wurden nach Betreiberauskunft nach Konya in das zuständige Institut für Gerichtsmedizin geschafft, wo sie zur Klärung der Todesursachen einer Autopsie unterzogen werden. Der Betreiber hat nach eigenen Angaben Anzeige gegen Unbekannt erstattet, da das Ergebnis der Untersuchung eine mögliche Vergiftung der Delfine nahelegt. Wasser- und Futterproben hätten, nach Betreiberangaben, keine Auffälligkeiten gezeigt. Nach dem Tod dieser 4 Delfine wurde die zweite Anlage aufgegeben, da nicht beabsichtigt ist, die Tiere zu ersetzen.

Bemerkenswert ist die Darstellung des Betreibers über den Grund des Kaufes der 11 Delfine aus Taiji. Sie seien ihm mit dem Hinweis angeboten worden, dass diese bei Nichtabnahme ebenfalls getötet würden. Er habe sie deshalb guten Gewissens gekauft, um diese Tiere zu retten. Bei den Tieren handelt es sich um zwei weibliche und 5 männliche Tiere. Das Alter wurde vom Betreiber mit 6, 9, 11,12,15,19 und 21 Jahre angegeben.

Nachzuchten aus dieser Gruppe hat es bisher nicht gegeben und ist auch nach Aussage des Betreibers nicht geplant. Die Delfine werden auch abends durch entsprechende Schieber in den Becken voneinander getrennt, damit man nach Aussage des Betreibers eine bessere Kontrolle über die Tiere hat. Zur Betreuung stehen 5 Haupttrainer und 4 Assistenten bereit.

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

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