Dolphinland und Aqualand, Antalya

Situationsanalyse türkischer Delfinarien und Aquaparks

Dolphinland und Aqualand, Antalya

Situationsanalyse türkischer Delfinarien und Aquaparks

Das Delfinarium befindet sich auf dem Gelände eines sehr großen Vergnügungsparks mit vielen Wasserattraktionen. Es ist über einen separaten Eingang zu betreten und erhebt einen eigenen Eintritt. Die gesamte Anlage existiert seit 2002. Neben dem Showbecken verfügt das Delfinarium über 3 weitere, einzeln abzutrennende Nebenbecken. Die gesamte Anlage ist ausreichend gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt.

Das Delfinarium beherbergt drei männliche Große Tümmler im Alter von (geschätzten) 10, 14 und 16 sowie ein Belugaweibchen von 11 Jahren. Auf der Website des Betreibers finden sich auch Hinweise auf eine Delfintherapie, über die uns aber keine nähere Auskunft vorliegt. Die Tiere machten einen recht apathischen Eindruck. Sie lagen, soweit wir das beobachten konnten, fast bewegungslos im Wasser.

Die drei Show-Delfine befanden sich bei unserem Eintreffen in einem 38 m² großen Nebenbecken, welches durch Gitter vom Showbecken getrennt war. In einem weiteren, 54 m² großen und 2,40 m tiefen Becken fristete ein einzelner Beluga sein Dasein. Das Tier hatte eine Länge von etwa 3,50 m und konnte in dem viel zu kleinen Becken nur sehr leidlich hin und her schwimmen. Die Wassertemperatur beträgt nach Angaben des Betreibers zwischen 19 und 21 Grad Celsius in allen Becken. Diese Wassertemperatur ist für die Großen Tümmler im Bereich der Toleranzgrenzen, nicht aber für den Weißwal. Dieser ist arktische Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt gewohnt. Ein hoher Stressfaktor kann daher für dieses Tier vorausgesetzt werden.

Das Showbecken und die Show

Das Hauptbecken ist 26 m lang, 15 m breit und 5 m tief. Die Oberfläche beträgt 390 m². Der Bereich zwischen Zuschauertribüne und Beckenrand ist etwa 1,50 m breit und zur Beckenseite nur durch eine schmale Rinne gegen das Einbringen von verschmutztem Wasser geschützt.

Allerdings weist diese Rinne im Bereich einer zweiten kleinen Showbühne eine Unterbrechung auf. Über diese Showbühne wanderten viele Zuschauer zu ihren Plätzen, da sie Gegenverkehr ausweichen mussten. Auf dieser Bühne mussten sich die Delfine und der Beluga im Laufe der Show präsentieren. Der Schmutz gelangte so an die Tiere und in das Wasser.

In der Pause wurden Getränke und Eis angeboten. Die Getränkewagen fuhren ebenfalls an diesem Beckenrand vorbei. Der Abfall in Form von Papier, Holz- und Plastikstielen sowie Getränkedosen wurde von den meisten Besuchern achtlos beiseite geworfen und vom Personal während der Show nicht eingesammelt. Die Toilette befand sich direkt neben dem Showbecken. Die Besucher gingen am Beckenrand zur Toilette und auf gleichem Wege wieder zurück, ohne dass eine Desinfektionsmöglichkeit für die Schuhe vorhanden war.

Die Show begann bei sehr lauter Musik und gleich lauten Ansagen in mehreren Sprachen mit den Delfinen. Die Lautstärke lag dabei für unser Empfinden bereits im Bereich der Schmerzgrenze. Da Delfine über einen wesentlich sensibleren Gehörsinn verfügen als Menschen, dürfte diese Lautstärke erst recht für die Tiere einen enormen Stress bedeutet haben. In der anschließenden 20-minütigen Show zeigten die Trainer auch Wasserarbeit, indem die Tiere sie mit ihrer Schnauze aus dem Wasser hochwerfen mussten.

Nach dieser Vorführung wurde das Fotografieren mit Delfinen angeboten. Die Besucher konnten sich dafür anmelden und wurden hinter die Kulissen geführt. Dann wurden die Teilnehmer einzeln oder in Gruppen auf die Showbühne geholt. Sie trugen dabei ihre bisherige Straßenkleidung. Eine Desinfektion der Hände oder Schuhe fand nicht statt.

Zum Foto wurde jeweils ein Delfin auf die Showbühne zitiert und die Teilnehmer hockten sich daneben. Fast alle fassten die Tiere auch an, ohne dass die Tiertrainer einschritten. Da der Andrang sehr groß war, mussten die Tiere oft minutenlang mit ihrem ganzen Gewicht auf der Bühne aushalten. Diese Prozedur wiederholte sich mehrmals. Da die Außentemperatur etwa 36 Grad Celsius betrug, dürfte die Dauer und Länge dieser Veranstaltung den Stressfaktor noch einmal erhöht haben.

Hierbei ist anzumerken, dass Wale und Delfine ihre Körpertemperatur gleichmäßig auf 37 Grad halten. Wale und Delfine können nicht schwitzen, da sie über keine Schweißdrüsen verfügen. Sie leiten ihre überschüssige Wärme über ihre Venen in der Fluke (Schwanzflosse), in den Flippern (Brustflossen) und der Finne (Rückenflosse) ab. Im Wasser geschieht die Wärmeableitung etwa 20-mal schneller als in der Luft. Die Delfine sind somit der Gefahr einer starken Überhitzung ausgesetzt, da sie direkt nach der Vorführung über einen längeren Zeitraum für das Fotografieren mit den Touristen einer Lufttemperatur von 30 Grad, im Sommer teilweise sogar bis weit über 40 Grad, ausgesetzt sind. Es dauerte etwa 20 Min., bis alle Touristen abgefertigt waren.

Nach diesem Fototermin ging die Vorführung mit einem Seelöwen weiter. Diese dauerte etwa 10 Min. Anzumerken ist hierbei, dass ein Trainer mit diesem Seelöwen die Showbühne verließ und ihn am Beckenrand entlang der Zuschauertribüne führte. Da hier vorher die Zuschauer mit Straßenschuhen entlang gelaufen waren, nahm der Seelöwe den Straßenschmutz mit.

Die Zuschauer hatten dabei auch Gelegenheit, das Tier anzufassen, ohne sich vorher die Hände desinfiziert zu haben. Übertragungen von Krankheiten sind somit gegeben. Des Weiteren ist dabei auch zu erwähnen, dass hier nicht nur Krankheiten vom Mensch auf das Tier übertragen werden können, sondern auch umgekehrt.
Es gibt dokumentierte Fälle, wonach TB von Ohrenrobben auf Menschen übertragen werden kann.

Nach diesen 10 Minuten ging die Vorführung mit dem Beluga weiter. Dieser zeigte einige Showelemente. Er wirkte aber selbst zu diesem Zeitpunkt höchst lethargisch und unbeteiligt und verweigerte einige Male die Ausführung der Traineranweisungen.

Der Beluga musste sich dabei auch auf die bereits erwähnte, immer noch ungesäuberte Plattform legen. Auch musste er immer wieder einen Ball in die Zuschauer werfen, den die Zuschauer anfassten und zurückwarfen. Der Beluga fing ihn dann mit seinem Maul !! auf. Viren, Bakterien und Schmutz an diesem Ball konnten somit ungehindert in das Tier gelangen.

Schwimmen mit den Delfinen

Nach dieser Beluga-Vorführung begann das Schwimmen mit den Delfinen. Der Andrang war sehr groß. Die angemeldeten Besucher wurden hinter die Bühne geführt. Es standen Schwimmwesten zur Verfügung, ohne dass eine Anlegepflicht bestand. Die Teilnehmer konnten ohne zu duschen mit ihrer eigenen Badekleidung, die sie teilweise auch schon während der Show trugen, jeweils zu dritt in das Becken steigen.

Sie hielten sich dann an der Finne (Rückenflosse) der Delfine fest und wurden von diesen, nach Aufforderung durch den Trainer, durch das Wasser gezogen. Durch die hohe Besucherzahl dauerte das Schwimmen noch an, als wir etwa eine Stunde nach Ende der Show das Delfinarium verließen. Auffallend war dabei, dass einige Teilnehmer Halsketten, Armreifen, Ringe oder Uhren trugen. Diese können zu Verletzungen der Haut der Delfine führen.

Zu den Teilnehmern gehörte auch ein Kleinkind. Dieses trug eine Schwimmweste und wurde alleine! und ohne einen im Wasser befindlichen Trainer! in das Becken, ja man muss sagen, geworfen.

Im Anblick der drei für das Kind riesig erscheinenden Delfine fing es fürchterlich an zu schreien, ohne dass die Eltern oder der Trainer dem Kind zu Hilfe eilten. Dann wurde es von einem Trainer, der außerhalb des Beckens in normaler Freizeitkleidung stand, an den Armen hochgezogen und gewaltsam auf einen Delfin gesetzt. Dieser schwamm sofort los und das Kind fiel wieder ins Wasser. Es schrie sich weiterhin die Seele aus dem Leib. Auch hier ging niemand ins Wasser. Es paddelte alleine zum Beckenrand und wurde dann endlich erlöst.

Diese Art von Schwimmen mit den Delfinen ist unverantwortlich und kann zu schweren Unfällen mit den Gästen führen, die auch mit Todesfolge enden können.

Futterküche, Futter, medizinische Versorgung

Die Futterküche ist komplett gefliest, weist jedoch an vielen Stellen einen starken Befall von Algenbildung aus. Sie ist sehr klein. Die Futterfische werden in einer Tiefkühltruhe gelagert, die ebenfalls in diesem Raum steht.

Beim Öffnen der Tiefkühltruhe entdeckten wir einen starken Schimmelbefall an den Rändern. Der Fisch lag teilweise lose in der Truhe und wies an einigen Stellen auch schon Gefrierbrand auf.

Die Fische wurden in Edelstahlbehältern zubereitet, anschließend jedoch in Plastikeimern transportiert. Plastikeimer können nur unzureichend gesäubert werden.

Nach Aussage des Betreibers kommt ein Teil des gefrorenen Fisches aus Norwegen und Holland. Die Kalmare werden in einheimischen Gewässern gefangen.

Den Delfinen werden einmal täglich Vitamine verabreicht. Einmal im Monat werden die Tiere ärztlich untersucht.

Technische Anlagen

Das gesamte Wasser wird direkt dem nahe liegenden Meer entnommen und weiter für das Delfinarium aufbereitet. Auch hier fehlten bei den Pumpen Schwingungsdämpfer. Die Geräusche und Vibrationen dieser Pumpen können sich somit auf das gesamte Delfinarium übertragen. Die Wassertemperatur beträgt in allen Becken 21 Grad und wird, wie auch die Wasserqualität, kontinuierlich von einem Messgerät überprüft.

Nach Aussage des Betreibers wird das Wasser zusätzlich durch das Personal kontrolliert. Das Wasser soll, ebenfalls nach Betreiberaussagen, alle 8 Stunden komplett neu mit frischem Meerwasser aufbereitet werden.

Herkunft der Tiere

Nach Aussagen des Betreibers stammen die Tiere aus Wildfängen im Schwarzen Meer und wurden 2002 eingeführt. Der Beluga stammt aus Wildfängen in der russischen Arktis und wurde ebenfalls im Jahre 2002 in das Delfinarium verbracht.

Mittlerweile regt sich auch in der Türkei Protest gegen die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft. So protestiert der Vorsitzende der türkischen Föderation für die Rechte der Tiere (Hayvan Hakları Federasyonu), Ahmet Kemal Şenpolat: “Diese Tiere, die ihren Müttern entrissen und in die Türkei gebracht werden, sterben im Grunde bereits auf ihrer Reise in psychologischer Hinsicht,” sagte Şenpolat der türkischen Presse. “Sie werden in den Anlagen zu Verhaltensweisen gezwungen, die ihrer Natur widersprechen,” fügte er hinzu.

Şenpolat forderte weiter, dass eine gegen die Bestimmungen verstoßende Haltung und eine Misshandlung der Tiere in der Türkei unter Strafe gestellt wird. Bislang werden diese Tatbestände lediglich als Ordnungswidrigkeit mit geringen Strafen geahndet. Das größte Problem für die Betreiber von Delfinarien in der Türkei dürfte somit die Tatsache sein, dass der Tod eines der bis zu 50.000 Euro teuren Tiere eine erhebliche wirtschaftliche Einbuße darstellt.

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Bank für Sozialwirtschaft
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DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

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