Sponger – die Schwammstrategen

Jagdstrategien

Delfine nutzten Schwämme als Schnauzenschoner bei der Jagd

Eroberung einer ökologischen Nische

Seit vielen Jahren gaben die vor allem weiblichen Indopazifischen Großen Tümmler, die in der westaustralischen Meeresbucht Shark Bay als sogenannte “Schwammstrategen” berühmt wurden, Rätsel auf. Warum machen die das? Die sogenannten “Sponger” setzen bei der Nahrungssuche ein Werkzeug ein: Sie nehmen mit ihrer Schnauze einen Meerschwamm vom Meeresgrund auf, um damit im sandigen Boden nach Fischen oder anderer Nahrung zu wühlen. Mit ihren schwammbewehrten Nasen sind sie einem geringeren Verletzungsrisiko durch scharfe Muschelschalen oder Korallenbruchstücke ausgesetzt, dachte man. Doch diese Erklärung allein griff zu kurz.

Erst der Werkzeuggebrauch eröffnet eine ökologische Nische

Wissenschaftler um Sina Kreicker und Michael Krützen von der Universität Zürich konnten das “Sponger-Rätsel” jetzt lösen. Ihre vergleichende Analyse von Fettsäuren aus dem Gewebe von “Spongern” und “Nicht-Spongern” zeigte, dass sich mit der ungewöhnlichen Jagdtechnik auch die Ernährung der Delfine erheblich wandelt, schreiben die Forscher im Fachjournal “Proceedings B” der britischen Royal Society.” Sponger” haben sich mit ihrem Trick eine neue und für “Nicht-Sponger” unzugängliche Nahrungsquelle erschlossen und damit ihre eigene ökologische Nische erobert.

In einer vorangegangenen Studie hatte die Forschergruppe um Michael Krützen durch genetische Analysen bereits herausgefunden, dass die “Sponger” relativ eng untereinander verwandt sind. Weitere Beobachtungen zeigten auch, dass sie eine Delfingesellschaft bilden, also in einer sozialen Gruppe zusammen leben und tendenziell weniger mit den “Nicht-Spongern” interagieren. Zudem war bekannt, dass das ungewöhnliche Verhalten von Generation zu Generation an die Nachkommen weitergegeben wird und dass anscheinend überwiegend Weibchen die Technik erlernen.

Stealth-Technik wird ausmanövriert

Beim schwammgeschützten Wühlen mit der Schnauze werden am Meeresboden lebende Fische aufgescheucht, die keine Schwimmblase besitzen. Diese Fische lassen sich vom Biosonar der Delfine kaum orten, da ihr Echo mit dem des komplexen Untergrunds verschmilzt, jedenfalls so lange wie sie gut getarnt auf dem Meeresboden verweilen oder sich im Sediment verbergen. Um deren akustische Tarnkappe zu lüften, muss man ihnen mit der Schnauze ganz direkt zu Leibe rücken und da ist so ein schwammiges Wühlwerkzeug ideal. “Nicht-Sponger” dagegen lassen sich von der Stealth-Technik der Fische täuschen.

Die resultierenden unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten der Delfine schlagen sich in der Zusammensetzung der im Gewebe der Meeressäuger gespeicherten Fettsäuren nieder. “Sponging” bringt allerdings nicht nur Vorteile. Die Tiere verbringen vergleichsweise mehr Zeit bei der Nahrungssuche als “Nicht-Sponger” und sie sind oft als einsame Einzeljäger unterwegs. Dennoch lohnt es sich. “Sponger” scheinen einen besseren Jagderfolg und einen höheren Fortpflanzungserfolg zu haben.

Auch Männchen können das

Entgegen früherer Erkenntnisse, dass “sponging” fast ausschließlich von Weibchen erlernt wird, stießen die Forscher während ihrer Studie jetzt auch auf einen bedeutend höheren Anteil männlicher “Sponger”. Ihr Anteil liegt doch eher zwischen 25 und 50 Prozent und ist nicht gegen Null tendierend.

Kultur kann auch satt machen

“Sponging” ist eine spezielle kulturelle Entwicklung unter den Indopazifischen Großen Tümmlern der Shark-Bay, die es den Tieren erlaubt, durch tradierte Lernerfahrungen ihren Lebensraum besser zu nutzen und die gegenseitige Nahrungskonkurrenz um die vorhandenen Ressourcen zu senken.

In diesem Fall kommt zwar nicht die Moral, aber in jedem Fall die Kultur vor dem Fressen. Denn erst sie macht satt. Der Lebensraum Shark-Bay kann dadurch auch mehr Delfine tragen, als man eigentlich erwarten dürfte, und so trifft man hier auf eine der weltweit höchsten Tümmlerdichten überhaupt.

 

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