Das außergewöhnliche Schlafverhalten von Walen und Delfinen

Sinnesleistungen

Die erstaunlichen Sinnesleistungen der Meeressäuger

Delfine, Wale und dir Schlafverhalten

Wale und Delfine faszinieren die Menschheit seit Jahrhunderten. Neben ihren atemberaubenden Sprüngen und eleganten Schwimmbewegungen birgt ihr Schlafverhalten eine einzigartige Facette. Insbesondere, wenn man dieses Verhalten mit dem menschlichen Schlaf vergleicht. Eines lässt sich vorwegnehmen: Wale und Delfine benötigen in der Regel pro Tag sehr viel weniger Schlaf als wir Menschen. Dieser Artikel gibt einen Einblick in die Schlafgewohnheiten verschiedener Wal- und Delfinarten: von den imposanten Pottwalen bis hin zu den verspielten Großen Tümmlern.

Schlafen alle Wale und Delfine gleich?

Viele Forscher:innen haben sich mit der Frage beschäftigt, ob die Schlafgewohnheiten bei allen Wal- und Delfinarten ähnlich sind. Dies lässt sich definitiv verneinen, denn Ruhe- bzw. Schlafphasen sind von Art zu Art sehr unterschiedlich. Pilotwale, die man auch als Grindwale kennt, bevorzugen es beispielsweise, sehr langsam an der Wasseroberfläche zu schwimmen. Sie tauchen nur kurz ab und schwimmen anschließend wieder an die Oberfläche, um Luft zu holen. Buckelwale hingegen wurden schlafend in einer völlig anderen Position beobachtet: Indem sie mit dem Kopf nach unten im Wasser stehen.

Außergewöhnlich ist ebenfalls, dass viele Delfinarten mit nur einer Gehirnhälfte schlafen. Das bedeutet, dass sie an der Oberfläche mit einem geschlossenen Auge zu beobachten sind. Gleichzeitig ruht die Gehirnhälfte, die sich genau auf der gegenüberliegenden Seite des Auges befindet. Anders als bei uns Menschen funktioniert das Atmen bei schlafenden Walen und Delfinen bewusst: Das bedeutet, dass sie in regelmäßigen Abständen an die Wasseroberfläche schwimmen müssen, um dort bewusst Sauerstoff einzuatmen. Bei uns Menschen funktioniert dieser Prozess hingegen voll automatisch – auch als Atemreflex bekannt.

Es folgt ein Überblick über das Schlafverhalten von verschiedenen Wal- und Delfinarten:

1. Wie schlafen Pottwale (Physeter macrocephalus)?

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Die beeindruckenden Pottwale gehören zu den größten Raubtieren der Erde. Diese gigantischen Kreaturen schlafen in vertikaler Position, mit ihrem massiven Körper nach oben stehend und dem Kopf leicht angehoben. Diese Position ermöglicht es ihnen, an die Wasseroberfläche zu gelangen, um zu atmen, während sie schlafen. Es ist davon auszugehen, dass – anders als bei einigen Delfinarten – dann beide Gehirnhälften des Pottwals ruhen. Wissenschaftlich ist bisher noch nicht geklärt, weshalb sie in dieser Position schlafen.

Bekannt ist hingegen, dass Pottwale während des Schlafs bewusst den Atem anhalten und exakt zum richtigen Zeitpunkt wieder auftauchen. Sie verfügen also über eine Art eingebauten Wecker, welcher sie daran erinnert, an die Oberfläche zurückzukehren. Ganz generell ist es Pottwalen möglich, für rund 90 Minuten die Luft anzuhalten.

2. So schlafen Buckelwale (Megaptera novaeangliae)

Buckelwale zeigen ein etwas anderes Schlafverhalten. Obwohl es weniger erforscht ist als das der Pottwale, wurde beobachtet, dass sie während ihres Schlafes oft in einer horizontalen Position ruhen, wobei ihr Kopf nach unten hängt.

Dieses Verhalten könnte eine Anpassung an ihre Umgebung darstellen, da Buckelwale häufig in flacheren Gewässern vorkommen und diese Position es ihnen ermöglicht, leichter an die Wasseroberfläche zu gelangen. In ihren bis zu 30-minütigen Schlafphasen nehmen sie nur sehr kurze, ruhige Atemzüge und sind beinahe regungslos, was man auch als „Logging“ bezeichnet. Denn der Wal erinnert an einen Baumstamm, der regungslos im Wasser umhertreibt.

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3. Dieses Schlafverhalten haben Große Tümmler (Tursiops truncatus)

Foto: Angela Ziltener (DWA)

Große Tümmler, eine der bekanntesten Delfinarten, zeigen ein bemerkenswertes Schlafverhalten, das als unihemisphärischer Schlaf bekannt ist. Es bedeutet, dass nur eine Hemisphäre ihres Gehirns zu einem bestimmten Zeitpunkt schläft, während die andere wachsam bleibt. Man bezeichnet dieses Phänomen auch als Halbseitenschlaf. Große Tümmler können mit einem Auge geschlossen und dem anderen offen schlafen, was es ihnen ermöglicht, potenzielle Gefahren zu erkennen und gleichzeitig ausreichend zu ruhen.

Die Schlafdauer hängt dabei auch von den Lebensumständen der Tiere ab. Denn in der Regel müssen sie immer wieder aktiv sein, um zu jagen. Deshalb schlafen auch Große Tümmler nie mehrere Stunden am Stück, sondern immer nur für eine kurze Zeitspanne – vergleichbar mit einem Powernap. Insgesamt verschläft der Große Tümmler nichtsdestotrotz etwa ein Drittel des Tages – er benötigt also in etwa wie wir Menschen acht Stunden Schlaf.

4. Wie schlafen Orcas (Orcinus orca)?

Orcas, die man oft auch als Killerwale bezeichnet, sind für ihr komplexes Sozialverhalten und ihre beeindruckende Jagdstrategien berühmt. Sie gehören ebenfalls zu den Delfinen – und sind die größten ihrer Art. In Bezug auf ihr Schlafverhalten ähneln sie den Großen Tümmlern und zeigen auch einen unihemisphärischen Schlaf. Diese Anpassung ermöglicht es ihnen, auch während des Schlafes aufmerksam zu bleiben, um die Bedürfnisse ihrer Gruppe zu erfüllen und potenzielle Bedrohungen abzuwehren. Orcas kommen übrigens mit überraschend wenig Schlaf zurecht – pro Tag benötigen sie in etwa 90 Minuten, um für die Jagd fit zu bleiben.

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5. So ruhen sich Gemeine Delfine (Delphinus delphis) aus

Gemeine Delfine sind für ihre Verspieltheit und ihre akrobatischen Fähigkeiten bekannt. Beim Schlafen neigen sie dazu, eng in Gruppen zusammenzubleiben und sich gegenseitig zu unterstützen. Ähnlich wie bei den Großen Tümmlern oder den Orcas zeigen sie unihemisphärischen Schlaf, um ihre Wachsamkeit aufrechtzuerhalten und gleichzeitig ausreichend zu ruhen.

6. Das Schlafverhalten von Gestreiften Delfinen (Stenella coeruleoalba)

Gestreifte Delfine, auch bekannt als Blau-Weiße Delfine, sind für ihre markanten Streifen und ihr lebhaftes Verhalten bekannt. Während des Schlafes zeigen auch sie unihemisphärischen Schlaf und bleiben eng in Gruppen zusammen, um sich gegenseitig zu schützen. Diese Art des Schlafes ermöglicht es ihnen, die Anforderungen ihres Lebensraums zu erfüllen und gleichzeitig die notwendige Ruhe zu finden.

Negative Einflussfaktoren auf das Schlafverhalten

So interessant das Schlafverhalten von Walen und Delfinen auch ist: Täglich werden Tausende Meeressäuger bei ihren Ruhephasen massiv gestört. Das liegt beispielsweise an immer mehr künstlichen Lichtquellen, die den Nachthimmel – vor allem in der Nähe von großen Städten – heller erscheinen lassen. Künstliches Licht kann bis zu einer Höhe von zehn Kilometern leuchten. Dieses Problem betrifft natürlich nicht nur Wale und Delfine, sondern auch andere Meerestiere. 

Ein von Touristen und Zodiacs eingekreister Delfin bei Hurghada.
Foto: DWA

Eine weitere Herausforderung stellen die lauten Umgebungsgeräusche im Meer dar. Wegen des Lärms müssen Wale und Delfine, die sehr oft über Laute und Klickgeräusche kommunizieren, lautere Geräusche von sich geben, was wiederum zu einem höheren Energiebedarf führt. Bei Walen gibt es zudem wissenschaftliche Studien, die gezeigt haben, dass ihr Schlaf durch vorbeifahrende Schiffe beeinträchtigt wird. Und auch die Indopazifischen Großen Tümmler im Roten Meer werden kontinuierlich durch den Menschen gestört: Tourenanbieter, die Dolphin Watching oder „Schwimmen mit Delfinen“ anbieten, missachten die Ruhezeiten der Tiere und nehmen damit in Kauf, dass die Delfine wertvolle Energie und Zeit beim Versuch verschwenden, den Booten zu entkommen.

Forschung zum Schutz der Delfine

Insgesamt zeigen Delfine und Wale eine erstaunliche Vielfalt an Schlafverhalten, das eng mit ihrer Lebensweise und Umwelt verbunden ist. Von vertikalen Positionen bis hin zu unihemisphärischem Schlaf haben diese Meeressäuger faszinierende Anpassungen entwickelt, um in den Ozeanen überleben zu können. Es bleibt eine fesselnde Aufgabe für die Wissenschaft, dieses Verhalten der Tiere weiter zu erforschen und ihre Schlafgewohnheiten zu verstehen, um sie schlussendlich besser schützen und erhalten zu können.

Foto oben: Shutter-Stock

 

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