Schweden: Schließung des letzten Delfinariums – mit Hintertürchen
Der Zoo Kolmården in Stockholm will seine Delfine in ein neues Zuhause entlassen
Der Stockholmer Zoo Kolmården hat jüngst bekanntgegeben, sein Delfinarium zu schließen. Der Grund: Man wolle sich mehr auf die Erhaltung gefährdeter Arten konzentrieren. Dennoch bleibt die Frage, wie lange die hier in Tanks lebenden zwölf Tümmler noch in Shows vorgeführt werden.
„In einer Zeit, in der die biologische Vielfalt weltweit bedroht ist, haben wir – der Zoo Kolmården – eine strategische Entscheidung getroffen: Wir werden uns mehr auf die Erhaltung gefährdeter Arten konzentrieren. Im Rahmen dieser Bemühungen werden wir das Delfinarium schließen.“ Diese Entscheidung hat der Zoo der schwedischen Hauptstadt jüngst kommuniziert. Fortan soll ein neues Zuhause für die hier lebenden zwölf großen Tümmler gefunden werden.
„Eine Aufgabe, die mehrere Jahre dauern kann. Bis dahin bleibt das Delfinarium wie gewohnt geöffnet“, heißt es seitens des Managements. Geschäftsführerin Christine Karmfalk vergisst an dieser Stelle nicht zu erwähnen, dass man es bei der Entscheidungsfindung hinsichtlich des neuen Refugiums für die Delfine nicht eilig hat. Und auch, dass das Delfinarium und die dazugehörige Show, bei der die Delfine allerlei Kunststücke zu absolvieren haben, weiterhin geöffnet bleiben, wird via Pressestatement mitgeteilt.
Hier kann sich Deutschland ein Beispiel nehmen: Immer mehr EU-Staaten ohne Delfinarien
Dass das letzte Delfinarium in Schweden schließen soll, ist eine gute Nachricht. An diesem Punkt ist Deutschland noch nicht angelangt – in Duisburg und Nürnberg gibt es weiterhin zwei Einrichtungen dieser Art, die Delfine diverse Kunststücke aufführen lassen, um zahlendes Publikum zu akquirieren. Die Bundesrepublik ist damit eines von zwölf weiteren EU-Ländern, in denen Delfinarien existieren. 27 EU-Mitgliedsstaaten gibt es insgesamt.
Ein negativer Beigeschmack haftet der Nachricht aus Stockholm dahingehend an, dass das Delfinarium solange geöffnet bleibt, bis ein Refugium für die Meeressäuger gefunden ist. Natürlich müssen die Delfine bis zu ihrer Umsiedlung – optimalerweise in ein Meeresrefugium in freier Wildbahn – von Pflegern betreut werden. Aber sollten sie jetzt, wo eine Entscheidung gegen ein Leben im Gefängnis getroffen wurde, nicht auch endlich von ihrer Rolle als Show-Attraktion entbunden werden?
Besucher eines Delfinariums müssen sich ihrer Eigenverantwortung bewusst sein
Für den Zoo werden diesbezüglich wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stehen. Auch wurde die zeitliche Einordnung bis zur Entlassung aus dem Delfinarium mit „mehreren Jahren“ nur vage festgelegt.
Umso mehr gilt: Wenn das zahlende Publikum mit dem Portemonnaie abstimmt und den Delfinshows eine deutliche Absage erteilt, wäre ein großer Schritt getan. Sowohl in Schweden und Deutschland, als auch in allen anderen Ländern, in denen nach wie vor Delfinarien existieren und Meeressäuger in beengten Tanks leben müssen.
Fotos: Zoo Kolmården in Stockholm
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