Kann den Hainetzen nach 70 Jahren endlich der Garaus gemacht werden?

von | 25. August 2022 | News - Südafrika

In Südafrika sucht die Initiative „Safe for Sharks & People“ mit vereinten Kräften nach Lösungen

Im Jahr 1952 installierte die Gemeinde Durban die ersten südafrikanischen Hainetze, um Badegäste vor Haibissen zu schützen – mit Erfolg. Aber: Gleichzeitig stiegen die Todeszahlen der vom Aussterben bedrohten Arten, der Haie und der Bleifarbenen Delfine, welche als Beifang ums Leben kamen. Bis heute existiert bedauernswerterweise keine praxistaugliche Lösung für den Konflikt. Aber es gibt Hoffnung: Eine 30-köpfige interdisziplinäre Gruppe aus Politik, Tierschutz, Tourismus und Forschung machte es sich zur Aufgabe, das Problem gemeinsam anzugehen. Wenn sie Erfolg haben, werden künftig nicht mehr 1.200 Tiere pro Jahr in den Netzen verenden.

Haibisse müssen realistisch eingeordnet werden

Alljährlich werden in der New Yorker U-Bahn mehr Menschen von anderen Menschen gebissen als weltweit gesehen von Haien. Dieser Vergleich zeigt, wie äußerst gering die Gefahr ist, von einem Hai attackiert zu werden. 

Laut einer Statistik werden auf der ganzen Erde jährlich 70 bis 100 Hai-Attacken gemeldet, davon enden fünf tödlich. Rechtfertigen diese Zahlen, dass allein in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal in den vergangenen 30 Jahren 33.000 Haie, über 2.200 Schildkröten und 2.500 Delfine in Hainetzen gestoben sind? Nur damit Badegäste an den 37 Stränden sorgenfrei ins Wasser springen können? Keinesfalls!

Wegdiskutieren lässt sich der hier vorhandene Mensch-Wildtier-Konflikt allerdings nicht. Würden die Hainetze ad hoc abmontiert werden, hätte dies einen unmittelbaren Einbruch der Tourismuszahlen zur Folge, weil die Badegäste sich weniger sicher fühlen würden. Da dieser Wirtschaftszweig eine große Bedeutung für die Region hat und sich gleichzeitig aufgrund der hohen Brandung an der Küste keine alternativen Methoden zur Vergrämung der Haie finden lassen, gärt die Problematik seit Jahrzehnten. Tatenlos zusehen, wie die Tiere Monat für Monat in den Netzen verenden, ist jedoch keine Option. Die bedrohten Arten der Haie und der Bleifarbenen Delfine, von denen nur noch etwa 500 Exemplare vor Südafrika leben, erfordern zeitnahes Handeln. Ansonsten ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Tiere vor der Küste Südafrikas für immer verloren wären.

Zeit für Veränderungen

Um dieses Szenario zu verhindern, engagieren sich unsere ProjektpartnerInnen von Humpback Dolphin Research seit vielen Jahren für eine Konfliktlösung. Letztere könnte jetzt in greifbare Nähe rücken! Projektleiterin und Biologin Shanan Atkins ist es gelungen, eine 30-köpfige Interessengruppe zusammenzuführen, deren Mitglieder unterschiedlichste Organisationen und Standpunkte repräsentieren: von Politik über Tierschutz und Tourismus bis hin zu Forschung.

Ausfall eines Hydrophons: Die Bleifarbenen Delfine brauchen eure Unterstützung!

Das Leben der südafrikanischen Buckeldelfine und deren Populationen zu erforschen, ist keineswegs einfach, da die Fotoidentifizierung bei dieser Delfinart kein zuverlässiges Instrument darstellt. Aus diesem Grund setzt unsere Projektpartnerin Shanan Atkins von Humpback Dolphin Research verstärkt auf akustische Beobachtungsmethoden mittels Unterwassermikrofon. Der sogenannte Signaturpfiff ermöglicht beispielsweise die Analyse, welches Tier wann, wo und mit wem unterwegs war. 

In jüngster Zeit allerdings hat das in KwaZulu-Natal verwendete Hydrophon leider gestreikt – die technische Wiederinstandsetzung bei einer Spezialfirma schlug mit insgesamt 1000 Euro zu Buche. Unsere Bitte an euch: Beteiligt euch mit einer Spende an der Reparatur des für die Forschungsarbeit so essentiellen Hydrophons. Eure Zuwendungen tragen neben den Reparaturkosten auch dazu bei, möglicherweise auch ein zweites Unterwassermikrofon anschaffen zu können, welches die Arbeit vor Ort deutlich effektiver gestalten würde. Im Namen der Buckeldelfine sagen wir schon jetzt VIELEN HERZLICHEN DANK!

zum Spendenformular

Ein Delfin wird aus einem der gefährlichen Hainetze vor Richards Bay geborgen.

Schon allein deren Zusammenkunft und das gemeinsame Bestreben, miteinander Möglichkeiten, Verbesserungen und Hindernisse am derzeitigen Status quo zu diskutieren, ist ein Erfolg und verdient Anerkennung.

Die Gruppe hat bereits Vorschläge formuliert, um neue Prozesse für den Abbau der todbringenden Netze voranzutreiben. So ist eine strandspezifische Kosten-Nutzen-Analyse der Hainetze ebenso in Arbeit wie eine Umfrage bei der Bevölkerung, die Aufschluss über deren Meinungsbild hinsichtlich des Mensch-Hai-Konflikts geben soll. Darüber hinaus sollen Methoden zum Aufspüren und Vergrämen von Haien ausfindig gemacht werden. Eine passende und nicht todbringende Alternative zu Hainetzen würde das Ziel der Initiative ein großes Stück näherbringen: den Schutz von Haien und Menschen in der Provinz KwaZulu-Natal.

Fotos: Humpback Dolphin Research / Shanan Atkins / Dave Savides 

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