Marinemanöver in Südafrika: Raketenabschüsse im Revier der Bleifarbenen Delfine
Russland, China und Südafrika testen ihre Kriegsschiffe derzeit direkt vor Richards Bay, wo die vom Aussterben bedrohten Bleifarbenen Delfine leben.
Bereits am 17. Februar hat jenes zehntägige Marinemanöver begonnen, für das Kriegsschiffe aus Russland, China und Südafrika zusammengezogen wurden. Der durch die Düsenjäger und durch den Abschuss der Raketen verursachte Lärm ist ohrenbetäubend. Nichtsdestotrotz verharren die Delfine nach Aussage unserer Projektpartnerin vor Ort.
"Der Lärm an der Oberfläche war sehr laut."
Das Video, das uns Humpback Dolphin Research (HDR) vor zwei Tagen zugespielt hat, ist zweifellos angsteinflößend: Im Sekundentakt werden von einem Kriegsschiff aus Raketen abgeschossen. Der Lärm ist ohrenbetäubend – die Projektile zischen wie Blitze durch die Dunkelheit. Und obwohl das Manöver unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden soll, sind die gemeinsamen Übungen der russischen, chinesischen und südafrikanischen Streitkräfte von Land aus quasi live mitzuverfolgen.
„Sie schossen in nördlicher Richtung. Der Lärm an der Oberfläche war sehr laut. Das letzte Schiff schoss Raketen ab, die etwa sechs Kilometer entfernt auf der Wasseroberfläche detonierten. Ich glaube, das war das schlimmste Geräusch“, schildert Roger aus dem HDR-Team das Szenario.
Die Raketenabschüsse im Rahmen des Marinemanövers sind von Land aus gut zu beobachten.
Delfine ziehen nicht ab
Welche Auswirkungen Raketenabschüsse und Detonationen auf die Meeresbewohner, speziell auf die vor Richards Bay lebenden Bleifarbenen Delfine haben, lässt sich nur erahnen. Es wäre anzunehmen, dass sie vor dem Bombardement flüchten, doch Projektleiterin Shanan Atkins machte eine andere Beobachtung:
Der gewaltige, durch Düsenjäger erzeugte Lärm schreckte die vom Aussterben bedrohten Tiere nicht ab, vielmehr waren sie von der Delfin-Beobachtungsplattform aus weiterhin zu sehen. Nichtsdestotrotz muss der durch das Manöver erzeugte Unterwasserlärm für die mit einem sensiblen Echolot-Ortungssystem ausgestatteten Meeressäuger extrem belastend sein.
Ein an dem Marine-Manöver teilnehmendes südafrikanisches Kriegsschiff.
Auswirkungen auf HDR-Hydrophon und Hainetze
Auch auf die Arbeit unserer ProjektpartnerInnen haben die Kriegsspiele Auswirkungen: Das Militär verlangte, dass das Hydrophon, mit dem rund um die Uhr Laute von Delfinen und den regelmäßig hier vorbeiziehenden Buckelwalen aufgezeichnet werden, aus dem Wasser genommen werden muss. Gleiches galt für alle Hainetze, die vor den Stränden von Richards Bay installiert sind.
Foto: Pixbay; Video: HDR
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