China: Die Delfinarien-Industrie wächst und wächst und wächst

von | 23. Januar 2025 | News - Delfinarien

62 neue Delfinarien in neun Jahren

Chinas Delfinarien-Industrie expandiert in rasantem Tempo. Bis Juli 2024 existierten 101 Einrichtungen mit gefangenen Meeressäugern wie Delfinen und Walen, und weitere elf befinden sich im Bau. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 zählte China noch „nur“ 39 aktive Delfinarien. Diese Entwicklung steht im krassen Gegensatz zu vielen Ländern, in denen die Haltung von Meeressäugern in Gefangenschaft zunehmend abgelehnt wird, sei es Frankreich, Großbritannien oder Kanada. 

Brutale Fangmethoden und massive Folgen für Wildtiere

Über die genaue Zahl der Tiere in den chinesischen Delfinarien gibt es kaum verlässliche Daten. Schätzungen zufolge müssen jedoch mehr als 1.300 Meeressäuger in diesen Einrichtungen dahinvegetieren. Am häufigsten trifft man auf Große Tümmler und Belugas, aber auch Orcas werden zunehmend gehalten und gezüchtet – ein deutlicher Beweis dafür, dass China langfristig auf diese Tiere als Publikumsmagneten setzt. Entsprechende Informationen gehen aus dem Report „OCEAN THEME PARKS: China’s Growing Captive Cetacean Industry (2019–2024)“ hervor.

Medienberichten zufolge wurden viele dieser Tiere in freier Wildbahn gefangen, was brutale Fangmethoden voraussetzt. Bekannt ist, dass diese Tiere aus ihren Familiengruppen gerissen und über weite Strecken transportiert werden, damit erheblichem Stress ausgesetzt sind. Der Fang freilebender Wale und Delfine hat überdies negative Auswirkungen auf die in Trauer zurückgebliebenen Wildpopulationen und verstößt nicht selten gegen internationale Handelsabkommen wie CITES.

Unterhaltung statt Aufklärung / Forschung

In den Delfinarien dienen die Tiere vor allem kommerziellen Zwecken: Shows und Besucherinteraktionen wie das Schwimmen mit Delfinen oder Fotoshootings stehen im Vordergrund. Diese Angebote bieten jedoch kaum Bildungsinhalte oder fördern das Verständnis für den Schutz von Meeressäugern. Damit nicht genug: Die Lebensbedingungen bleiben weit hinter internationalen Standards zurück. „Es ist offensichtlich, dass die Lebensbedingungen in Ozean-Themenparks unzureichend sind, um die komplexen physischen und verhaltensbezogenen Bedürfnisse der Meeressäuger zu erfüllen“, heißt es in dem Report. Viele Tiere zeigen Verhaltensstörungen, leiden unter Krankheiten oder Verletzungen. Ihre Lebensbedingungen sind hier noch schlechter als in anderen Delfinarien auf der Welt. Zudem sollen viele Trainer und Veterinäre nicht über die notwendige Expertise verfügen, um die Tiere angemessen zu versorgen.

Folgendes muss man sich mit Blick auf die Volksrepublik vergegenwärtigen: Es fehlt ein allgemeines Tierschutzgesetz, das Tierwohl in den Mittelpunkt stellt. Tiere in Delfinarien, Zirkussen oder bei kommerziellen Aktivitäten genießen kaum Schutz. Und es existieren keinerlei Regelungen, die Tierquälerei oder Misshandlungen ausdrücklich verbieten.

Forderung nach einem Umdenken

Die GRD hat einen eindeutigen Standpunkt zu dieser Entwicklung: „Die Delfinarien-Industrie in China beutet Tiere vielerorts skrupellos aus und missachtet ihr Wohlbefinden. Angesichts des inflationären Baus neuer Anlagen ist kein Ende dieser Praxis in Sicht. Es ist entscheidend, dass die chinesische Bevölkerung erkennt, dass Wale und Delfine intelligente Lebewesen sind, die nicht in ein enges Gefängnis aus Beton eingesperrt werden dürfen. Nur durch ein Umdenken und einen Nachfrage-Einbruch kann der Schutz der Cetaceen vorangetrieben werden.“ #dontbyaticket“

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