Vorsicht vor Fake-Videos auf Youtube & Co.
Manipulierte Videos können falsche Vorstellungen über Meerestiere verbreiten
Das Internet wird geflutet mit Fake-Videos. Soweit nichts Neues, allerdings nimmt auch die Zahl der mithilfe von KI erzeugten Videos mit Meeresschutz-Themen dramatisch zu. In diesem Beitrag informieren wir darüber, inwieweit solche manipulierten Inhalte Menschen verunsichern können, wie sich die Echtheit eines Videos überprüfen lässt und welche Absichten hinter der Verbreitung derartiger Fake-Videos stecken.
Zu schön, um wahr zu sein? Dann könnte es sich um ein Fake-Video handeln
Ein aktuelles Beispiel für ein manipuliertes YouTube-Video trägt den Titel „12 Schwertwale Umzingeln Babywal – Sie Werden Nicht Glauben, Warum!“ und wurde seit dem Jahreswechsel tausendfach geteilt*. Es zeigt angeblich, wie zwölf Orcas ein verletztes Grauwal-Kalb beschützen, anschließend mit einer Gruppe Grauwale interagieren und dieser Schule später das Baby „übergeben“. Damit nicht genug: Wissenschaftler entdecken eine Unterwasserhöhle mit einem sehr speziellen Ökosystem aus Fischen und Meeressäugern, die ebenfalls von Orcas beschützt werden.
Klingt zu schön, um wahr zu sein? Genauso ist es. Das Video ist in jeder Hinsicht eine Fälschung – sowohl die bewegten Bilder als auch die erzählte Geschichte. Trotzdem hat es bereits rund 80.000 Aufrufe, 1.185 Likes und 91 vorwiegend positive Kommentare erhalten. Typische Reaktionen lauten: „Ein Wunder der Natur!“ oder „Wir wissen so wenig über unsere Meere…“
Doch nicht nur aufwendig produzierte Fake-Videos mit ausgetüftelten Geschichten verbreiten sich rasant. Ein sieben Sekunden kurzes Video mit dem Titel „Riesiger Wal von Fischerboot gefangen“ zeigt eine KI-generierte Szene und wurde innerhalb von zwei Monaten über sieben Millionen Mal aufgerufen.
Noch drastischer ist die Reichweite eines anderen Fake-Clips, der 33 Millionen Aufrufe verzeichnet. Dieser Film zeigt einen Wal, der angeblich in einem Fischernetz gefangen ist und sich einem Mann auf einem Boot nähert, damit dieser ihn befreit. Der Mann entfernt das Netz in Sekundenschnelle – der Wal „bedankt“ sich und lässt sich am Ende sogar streicheln.
Wie lassen sich Fake-Videos erkennen?
Solche manipulierten Videos können dazu führen, dass Menschen falsche Vorstellungen über Meerestiere entwickeln oder sich durch irreführende Inhalte beunruhigen lassen. Da sie sich oft viral verbreiten, wird ihre Entlarvung erschwert. Daher ist es wichtig, die Echtheit eines Videos sorgfältig zu prüfen. Hier sind drei elementare Tipps:
- Quelle überprüfen
Stammt das Video von einer anerkannten Organisation oder aus einer dubiosen Quelle? Nachrichtenportale, wissenschaftliche Einrichtungen oder offizielle Meeresschutzorganisationen sind vertrauenswürdiger als anonyme Social-Media-Accounts. - Unstimmigkeiten im Video beachten
• Bewegungsmuster der Tiere wirken oft unnatürlich oder wiederholen sich.
• Schatten, Reflexionen und Wellenbewegungen passen manchmal nicht zur Umgebung.
• Stimmen oder Hintergrundgeräusche klingen künstlich oder unpassend. - Reißerische Inhalte hinterfragen
„Spektakuläre“ Videos sind häufig gefälscht. Zudem sind dramatische Schlagzeilen und reißerische Darstellungen typische Hinweise auf Desinformation.
Weshalb derartige Inhalte produziert werden
KI-generierte Fake-Videos werden aus verschiedenen Gründen massenhaft produziert und verbreitet. Ein wesentlicher Faktor ist die Sensationsgier vieler Internetnutzer. Denn: Spektakuläre oder schockierende Inhalte ziehen Aufmerksamkeit auf sich und führen zu hohen Klickzahlen. Da viele Plattformen wie YouTube oder TikTok ihre Content-Partner nach Aufrufen und Interaktionen bezahlen, haben einige Personen ein finanzielles Interesse daran, möglichst stark viral gehende Inhalte zu veröffentlichen – unabhängig davon, ob diese echt sind oder nicht.
Ein weiterer Grund ist die gezielte Verbreitung von Desinformation. Manche Fake-Videos dienen dazu, politische oder wirtschaftliche Interessen zu verfolgen, indem sie die öffentliche Meinung manipulieren oder Ängste schüren. Beispielhaft hierfür sind Hai-Attacken: Mit entsprechenden KI-generierten Filmen könnte in bestimmten Regionen die öffentliche Meinung gegenüber Haien beeinflusst werden. Gleichzeitig könnte versucht werden, den Verkauf von Hai-Abwehrsystemen zu forcieren.
Eine weitere Rolle kommt ganz generell der technologischen Entwicklung zu: Künstliche Intelligenz wird zunehmend leistungsfähiger und viele Menschen testen ihre Möglichkeiten, indem sie realistisch wirkende KI-generierte Szenen erstellen. Manchmal geschieht dies aus reinem Interesse oder als technisches Experiment – die Ergebnisse verbreiten sich allerdings oft schneller, als den Produzenten bewusst ist.
Fazit: Es kommt auf jeden Einzelnen an
Jeder kann dazu beitragen, die Verbreitung von Fake-Videos einzudämmen, indem er Inhalte nicht unkritisch konsumiert und weiterverbreitet. Denn fest steht: Derartige Filme werden uns künftig in wachsender Zahl auf verschiedensten Kanälen begegnen. Besonders im Bereich des Meeresschutzes ist es wichtig, sich auf seriöse Organisationen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu stützen, um nicht auf manipulierte Inhalte hereinzufallen. Indem wir bewusst hinterfragen, was wir sehen, und Falschinformationen nicht weiterverbreiten, tragen wir aktiv dazu bei, Desinformation einzudämmen und den Schutz der Meere auf einer verlässlichen Grundlage zu fördern.
* Wir sind uns bewusst, dass wir durch die Verlinkung auf Fake-Videos möglicherweise zur Verbreitung beitragen. Da dieser Beitrag aber über das Erkennen von Fake-Videos aufklären soll, halten wir die Verlinkung zwecks Veranschaulichung für relevant.
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