Finnwale vor Gibraltar: Stetige Gefahr von Schiffskollisionen

Finnwal-Projektbericht Juli 2023
Im fünften Monat des Finnwal-Projekts haben unsere Projektpartner:innen der gemeinnützigen NGO EDMAKTUB erstmals die Wanderung der Finnwale bis zur Straße von Gibraltar und weiter in den Atlantischen Ozean verfolgt. Dabei wurde das Team Zeuge, wie gefährlich die Reise der zweitgrößten Meeressäuger in diesem stark von Handelsschiffen frequentierten Gebiet ist.
Von der Costa Blanca nach Galizien
Im fünften Monat des diesjährigen Finnwalprojekts legte das EDMAKTUB-Team auf dem Katamaran „Maktub“ fast 3.000 Kilometer zurück, um die Finnwale von Denia an der Costa Blanca bis zur Straße von Gibraltar und anschließend im Atlantik bis vor die Küste von Galizien zu begleiten. Von dort aus schwimmen die Meeressäuger in den Nordatlantik. Im Südosten und Süden der Iberischen Halbinsel arbeitete EDMAKTUB eng mit Institutionen und Organisationen wie der Universität von Valencia, Whale-Watching-Anbieter:innen und Walbeobachter:innen an Land zusammen, die den Forscher.innen ihre Sichtungen kontinuierlich übermittelten.

Die Sichtungsfahrten des EDMAKTUB-Teams im Juli: vom Südosten in den Nordwesten

Ein Finnwal im Naturschutzgebiet Cabo de San Antonio an der Küste von Denia.
Während in den ersten zwei Wochen des Monats vor der Küste von Denia noch sehr viele Finnwale dokumentiert werden konnten, nahmen die Sichtungsmeldungen in der Folge zunehmend ab. „Auf dem Weg hinunter zur Straße von Gibraltar war es etwas schwieriger, die Wale zu finden – einerseits aufgrund ihrer räumlichen Ausbreitung und andererseits aufgrund der Wetterbedingungen, die in der Straße von Gibraltar sehr anspruchsvoll waren“, erklärt EDMAKTUB-Mitarbeiterin Beatriu Tort.
Video: Forschungsarbeit des EDMAKTUB-Teams im Juli
Die Gefahr von Schiffskollisionen ist allgegenwärtig
Insgesamt wurden im Juli 35 Wale gesichtet. In den meisten Fällen handelte es sich um Gruppen von zwei bis vier Tieren, aber auch Muttertiere mit ihren Kälbern. Auf dem Weg entlang der spanischen Südküste musste das EDMAKTUB-Team zudem feststellen, dass die Finnwale in diesem Wanderungsgebiet mit einer Vielzahl an Handelsschiffen konfrontiert sind. „Bei mehreren Gelegenheiten konnten wir Finnwale beobachten, die in stark von Frachtern frequentierten Gebieten schwammen“, erläutert Beatriu Tort. Die Gefahr von Schiffskollisionen ist somit allgegenwärtig.

Finnwal-Mutter mit Kalb
Während die Forscher:innen die Finnwale auf ihrer Wanderung begleiteten, konnten sie in steter Regelmäßigkeit Delfine beobachten. Am häufigsten anzutreffen waren Gemeine Delfine, die in Gruppen von 200 bis 300 Tieren gesichtet wurden. Hinzu kamen Atlantische Fleckendelfine, auch als Zügeldelfine bekannt, Blau-Weiße-Delfine und Große Tümmler.
Fotos: EDMAKTUB

Gruppe von vier Finnwalen

Die Anzahl der Sichtungen der einzelnen Delfin- und Walarten im Juli.
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