Großer Tümmler in Gefahr: Seil an Fluke kann „Oliver“ zum Verhängnis werden

von | 12. September 2024 | News - Geisternetze

Intensive Rettungsversuche für den Adria-Delfin

In den letzten Monaten erhielten wir immer wieder Berichte über einen Delfin im Novigrader Meer, der mit einem Seil an seiner Schwanzflosse unterwegs ist. „Oliver“ – so der Name des Großen Tümmlers – wird bereits seit geraumer Zeit von unseren kroatischen Projektpartner:innen beobachtet. Zusammen mit anderen Tierschützer:innen, Tierärzten und Rettungskräften sind mehrere Versuche gestartet worden, um das Seil zu entfernen. Bis dato leider ohne Erfolg – aber Aufgeben ist keine Option.

Wieder einmal ist ein Seil der Fischerei Auslöser für großes Leid

Die Bilder, die wir aus dem Novigrader Meer erhalten haben, erinnern stark an den jungen Indopazifischen Großen Tümmler „Latif“ aus dem Roten Meer (wir berichteten): Das Seil sitzt vor der Fluke und schneidet sich immer tiefer ins Fleisch. Aufgrund der starken Beanspruchung reagiert der Körper mit einer vermehrten Bildung von Gewebe, so dass es nicht mehr ohne weiteres möglich ist, das Seil zu durchtrennen. Kurzum: Das Entfernen erfordert Präzision und Zeit, um das Tier nicht weiter zu verletzen.

Die Herausforderung besteht zunächst einmal darin, dem Delfin überhaupt nahe zu kommen. Auch wenn die Mitglieder der Tierschutzorganisationen den etwa sechs Jahre alten Großen Tümmler kontinuierlich überwachen und seinen Aufenthaltsort kennen, sind wildlebende Delfine in der Regel scheu und meiden den Kontakt zu Menschen. Dies erschwert die Rettungsversuche, da die Tiere flüchten, sobald Boote oder Taucher:innen sich nähern. Gleichzeitig müssen die Rettungskräfte versuchen, den Stresslevel des Tieres so niedrig wie möglich zu halten. Stressreaktionen können dazu führen, dass das Tier panisch reagiert und die Situation sowohl für Retter als auch den Delfin gefährlich wird.

Eine Beobachtung von Bürgerforschern von “Oliver” mit Seil wurde im August in die Sichtungsdatenbank von GRD und unseren kroatischen Projektpartnern eingetragen.

Nächste Rettungsversuche sind terminiert

Die bisherigen Rettungsversuche – unter anderem Ende Juli unter Mitwirkung von Tomislav Gomečić von der Universität Zagreb – scheiterten daran, dass es den Tierschützer:innen trotz spezieller Ausrüstung und mehrstündiger Annäherungsversuche nicht gelang, dem Delfin nahe genug zu kommen. Von Aufgeben kann aber keine Rede sein: Dr. Martina Đuras, GRD-Projektpartnerin für das Schutzprojekt „Rettung der Letzten Adria-Delfine“, erklärt, dass nach dem Ende der Urlaubssaison, wenn der Touristenandrang nachlässt, ein neuer Versuch unternommen wird. „Es wurde vereinbart, die Saison abzuwarten und dann mit Hilfe von Taucher:innen und Fischer:innen den Delfin vom Seil zu befreien“, so die Tierärztin von der Universität Zagreb.

Hoffnung gibt allen Beteiligten die Tatsache, dass sich „Oliver“ frei bewegen, jagen und tauchen kann. Für alle Delfinfreund:innen bedeutet dies, dass wir abwarten und die Daumen drücken müssen, dass die Rettungskräfte bei ihrem nächsten Einsatz erfolgreich sind. Selbstverständlich halten wir euch auf dem Laufenden.

Foto oben: Screenshot Facebook / HRT

 

Helfen Sie Adria-Delfinen jetzt mit Ihrer Patenschaft

STRELICA

Strelica (Pfeil) wurde gemeinsam mit den Patendelfinen Dobro Jutro und Poveliki beim Wellenreiten beobachtet.

VESELJAK

Veseljak (Spaßvogel) verdankt seinen Namen seiner schier unbändigen Lust an akrobatischen Sprüngen. Oft hielt er mit seiner Energie den Rest der Delfingruppe "auf Trab".

LUNA

Luna wurde im Juli 2015 vom "Adriatic Dolphin Observer" Werner Kellerer in der südlichen kroatischen Adria vor Slano identifiziert.

l

Weitere Artikel

Adria-Delfin mit Seil an der Fluke: Protokoll einer besonderen Rettungsaktion

Seit dem vergangenen Jahr erreichen uns und unsere Projektpartner:innen immer wieder Meldungen über einen Großen Tümmler, der im Novigrader und Kariner Meer mit einem Seil an der Fluke gesichtet wird. Dieser Delfin wurde bereits seit geraumer Zeit beobachtet und ein leider erfolgloser Rettungsversuch unternommen. Im nachfolgenden ausführlichen Protokoll dokumentieren unsere Kooperationsparter:innen die komplexe Rettungsaktion des vergangenen Jahres, den logistischen Aufwand sowie die Herausforderungen der Fangversuche. Auch wenn das Seil noch nicht entfernt werden konnte, scheint der Delfin erstaunlich gut damit zurecht zu kommen.

weiterlesen

Zwischen Faszination und Frust: Delfinbeobachtungen und Plastikmüll in der Adria

Ralf Sturzbecher segelt jedes Frühjahr entlang der kroatischen Küste – stets in der Hoffnung auf Begegnungen mit Delfinen. Diese dokumentiert der Deutsche für das GRD-Schutzprojekt „Rettung der letzten Adria-Delfine“. Doch seine Begeisterung für die Meeressäuger wird zunehmend getrübt – durch die allgegenwärtige Plastikverschmutzung, die selbst die idyllischsten Buchten nicht verschont.

weiterlesen

Sichtungen und Totfunde 2024: Deutlicher Rückgang von tot aufgefunden Adria-Delfinen

Im Jahr 2021 verzeichnete die Tiermedizinische Fakultät Zagreb noch 28 verstorbene Delfine an der kroatischen Küste – im vergangenen Jahr waren es weniger als die Hälfte. Zwar ist nicht auszuschließen, dass einige Kadaver unentdeckt blieben, dennoch weckt der rückläufige Trend Hoffnungen auf eine stabile Populations-Entwicklung der letzten rund 220 Adria-Delfine.

weiterlesen

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
SozialBank AG
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!