Schon wieder: Adria-Delfin erschossen

Kadaver eines erschossenen Delfins schwimmt im Golf von Triest
Vor einem Jahr erschütterten uns die Bilder eines Delfins, der im Süden Kroatiens mit zwei schussartigen Wunden tot aufgefunden wurde. Nun wiederholt sich der Vorfall im Golf von Triest: Vor zwei Monaten entdeckte man in slowenischen Gewässern einen Großer Tümmler, der ebenfalls erschossen wurde. Wer tut Delfinen so etwas an?
Schuss durchdringt Lunge des Delfins
Ende Juni fand ein Forscherteam von Morigenos einen toten Delfin vor der Küste von Strunjan im Golf von Triest. Die Obduktion offenbarte eine erschütternde Todesursache: Der Große Tümmler – einer von nur etwa 250 Adria-Delfinen – war erschossen worden. Es handelte sich um ein männliches Tier, dessen Kadaver bereits stark verwest war. Die Autopsie ergab, dass der Delfin durch einen Schuss in die Brust starb. Die Kugel durchdrang beide Lungen, was zu Atemproblemen und schließlich zum Tod des Tieres führte. Welche Waffe verwendet wurde, ist noch unklar, doch Fragmente des Projektils wurden gefunden, sodass nun ballistische Untersuchungen laufen.

Kadaver des toten Delfins im Golf von Triest. Foto: morigenos.org
Zwei Schüsse auf einen Delfin in Kroatien
Einen derartigen Fall hat es in Slowenien bis dato noch nicht gegeben – anders als im benachbarten Kroatien. Erst im August vergangenen Jahres sorgten Bilder eines toten Delfins mit zwei schussartigen Wunden in seinem Körper für Bestürzung. Entdeckt wurde der an der Wasseroberfläche treibende Kadaver in der Nähe der Insel Šolta im Süden Kroatiens. Schnell kamen Vermutungen auf, dass Fischer möglicherweise auf das Tier geschossen haben könnten, um ihren Fischfang zu schützen. Es ist allgemein bekannt, dass viele Fischer die Delfine als Nahrungskonkurrenten betrachten, weil sie Netze beschädigen und Fische aus den Netzen „klauen“. Ob der tragische Vorfall mit dem Delfin von Šolta tatsächlich auf das Konto der Fischer geht, ist bis heute allerdings unklar.
Konsequenz für Täter: hohen Geldstrafen oder sogar Gefängnisstrafen
Da Delfine streng geschützt sind, werden beide Vorfälle strafrechtlich verfolgt. Es bleibt zu hoffen, dass die Ermittler die Täter finden und zur Rechenschaft ziehen – auch um möglichen Nachahmern die Konsequenzen vor Augen zu führen. Nach kroatischem Recht kann die Tötung oder Verletzung eines geschützten Tieres, wie des Delfins, zu hohen Geldstrafen von bis zu 26.500 Euro und sogar zu Gefängnisstrafen führen.
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STRELICA
Strelica (Pfeil) wurde gemeinsam mit den Patendelfinen Dobro Jutro und Poveliki beim Wellenreiten beobachtet.
VESELJAK
Veseljak (Spaßvogel) verdankt seinen Namen seiner schier unbändigen Lust an akrobatischen Sprüngen. Oft hielt er mit seiner Energie den Rest der Delfingruppe "auf Trab".
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