Loro Parque: Mit „Keto“ stirbt der vierte Orca binnen weniger Jahre
Im Alter von 29 Jahren ist der Schwertwal „Keto“ in der Gefangenschaft des Loro Parque gestorben
Zwei Tage nachdem das Management des Loro Parque auf Teneriffa über den kritischen Gesundheitszustand von „Keto“ informiert hatte, wurden die schlimmsten Befürchtungen traurige Realität: Der Orca-Bulle starb am 22. November im Alter von 29 Jahren. Die genaue Todesursache ist bisher unbekannt. Was wir aber wissen: Allein in den letzten dreineinhalb Jahren verstarben vier Schwertwale in den Betonbecken des Delfinariums. Die Kritik an dem Park, der sich selbst als „Animal Embassy“ bezeichnet, wird zunehmend lauter.
Von einem Delfinarium ins nächste: „Keto“ legt knapp 18.000 Kilometer im Flugzeug zurück
Was hat dieser Orca in seinen 29 Jahren alles durchleben müssen: „Keto“ wurde 1995 im SeaWorld Orlando (Florida) geboren. Seine Mutter „Kalina“ war das erste in Gefangenschaft geborene Orca-Weibchen, sein Vater „Kotar“ wurde 1978 vor der Küste Islands gefangen. Im Alter von fast fünf Jahren verlegte man „Keto“ ins SeaWorld San Diego, später weiter in den mittlerweile geschlossenen SeaWorld-Park in Ohio. Nur wenige Jahre danach folgte eine erneute Umsiedlung, dieses Mal nach San Antonio (Texas). Bis zu seinem sechsten Lebensjahr hatte „Keto“ in allen Orca-Einrichtungen von SeaWorld gelebt.
2006 wurde der mittlerweile elf Jahre alte Orca ein weiteres Mal transferiert: Dieses Mal quer über den Atlantik in den Loro Parque auf Teneriffa. Hier kommt es 2009 während der Weihnachtsshow zu einem tragischen Unglück: Der Trainer Alexis Martinez wird von „Keto“ unter Wasser gezogen und stirbt an seinen Verletzungen. Im Gegensatz zu anderen Orca-Angriffen in Delfinarien geriet dieser Vorfall kaum an die Öffentlichkeit – „Keto“ trat weiterhin auf.
Zu „Ketos“ Leben hätte gehören müssen, war er niemals erfahren hat: die Freiheit. Vielmehr war er sein gesamtes Leben eingesperrt. Betonwände statt offenem Meer, jeden einzelnen Tag. Wer kann es auch nur ansatzweise für eine gute Idee halten, ein 4,5 Tonnen schweres und sechs Meter langes Wildtier in einem kleinen Becken zu halten? Wohl nur jemand, der sich davon maximalen Profit verspricht.
Mitte September: Keto zeigte „Anzeichen von Unwohlsein“
Das Management erklärte zu seiner Krankheit bzw. zu seinem Tod, dass Keto kürzlich Anzeichen von Unwohlsein gezeigt habe, woraufhin das tierärztliche Team gemeinsam mit internationalen Spezialisten sofort reagiert habe. Trotz intensiver Bemühungen und der Ausschöpfung aller verfügbaren Ressourcen habe der traurige Ausgang nicht verhindert werden können. Der Orca-Bulle starb am 22. November. Das Management des Loro Parque betonte die Bedeutung einer gründlichen pathologischen Untersuchung. Gleichzeitig hielten die Verantwortlichen es für wichtig zu erwähnen, dass „die durchschnittliche Lebenserwartung für männliche Orcas in der Natur bei 29 Jahren liegt, womit Keto im Durchschnitt seiner Art lag.“
Doch diese Aussage wirft Fragen auf: Soll sie als Freifahrtschein dienen, um Verantwortung abzuwälzen? Wenn dem so ist, erweist sich diese Argumentation als kontraproduktiv. Zwischen März 2021 und September 2022 starben im Loro Parque die Orcas „Ula“ (2 Jahre), „Skyla“ (17 Jahre) und „Kohana“ (20 Jahre; wir berichteten). Alle verstarben weit unter dem durchschnittlichen Alter von 50 bis 60 Jahren, das weibliche Orcas in freier Wildbahn normalerweise erreichen. Von den sieben Schwertwalen, die vor weniger als vier Jahren ihr Dasein in den Becken des Loro Parque fristen mussten, leben heute nur noch drei Tiere: „Tekoa“, „Adan“ und „Morgan“.
Youtube-Fundstück: Keto wird für eine Endoskopie vorbereitet.
Quelle: Jeffrey Ventre
Forderungen und Appelle: „Ketos“ Tod und die Folgen
Gemeinsam mit anderen Tierschutzorganisationen fordern wir eindringlich, die verbliebenen Orcas in sogenannte Sanctuaries zu überführen. Diese Schutzgebiete bieten den Tieren eine Umgebung, die darauf ausgelegt ist, ihnen so viel Natürlichkeit wie möglich zurückzugeben. Und: Unter keinen Umständen darf zugelassen werden, dass die Becken des Loro Parque durch weitere Zukäufe „nachbesetzt“ werden.
Zudem trägt jeder einzelne Besucher eines Delfinariums eine persönliche Verantwortung. Wenn wir Menschen durch den bewussten Verzicht auf Eintrittskarten ein klares Zeichen setzen und Orca- sowie Delfinshows konsequent ablehnen, wäre dies ein bedeutender Schritt, um das Leid der Tiere in den Chlorbecken von Loro Parque, SeaWorld und ähnlichen Einrichtungen zu beenden.
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