Loro Parque: Drei tote Orcas in 18 Monaten

Im Alter von 20 Jahren ist „Tilikums“ Tochter „Kohana“ in der Gefangenschaft des Loro Parque gestorben
Erst „Ula“ (2 Jahre), dann „Skyla“ (17 Jahre), jetzt „Kohana“ (20 Jahre): Erneut musste der Loro Parque Teneriffa den Tod eines in Gefangenschaft lebenden Orcas bekannt geben. Viele Jahre unter ihrer natürlichen Lebenserwartung starb „Kohana“ am 15. September 2022 auf der Kanareninsel. Wie viele Orcas werden im Loro Parque noch verenden, bis das Delfinarium endlich geschlossen wird?
Von sieben auf vier: Orca-Bestand im Loro Parque dahingerafft
Dem vorläufigen Pathologiebericht zufolge starb „Kohana“ wahrscheinlich an einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche), die durch eine vaskuläre Malformation (Gefäßfehlbildung) verursacht wurde. Bei einer Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. Der lebenswichtige Sauerstoff bleibt aus. Laut Loro Parque entwickelte sich die Erkrankung innerhalb weniger Stunden und war nicht therapierbar. Ebenso wie bei „Ula“ und „Skyla“, die beide an einer Darmtorsion mit nachfolgender Sepsis starben, seien „die drei Todesfälle nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Cetaceen-Medizin unvermeidlich“ gewesen, lässt das Management des Parks in einer Stellungnahme verlauten.
Loro Parque-Film über Orca „Kohana”
Quelle: Loro Parque
Dass die Parkbetreiber eine Analyse über den Zusammenhang der drei Todesfälle gestartet haben, um mögliche Probleme im Orca-Management oder Fehler der Gesundheits- und Pflegeprotokolle aufzuzeigen, legt die Vermutung nahe, dass der öffentliche Druck auf das Delfinarium sukzessive zunimmt. Angesichts der Tatsache, dass der Bestand an Schwertwalen im Loro Parque zwischen März 2021 und September 2022 von sieben auf nur noch vier Tiere dahingerafft wurde, ist dies wenig verwunderlich. Übrig geblieben sind die Orcas „Tekoa“, „Keto“, und „Adan“ sowie das Weibchen „Morgan“, das nun als einziges Weibchen in den Betonbecken des Loro Parque schwimmen muss.
Loro Parque: Das traurige Leben von Orca-Dame „Kohana“
Die Lebensgeschichten der Schwertwale im Loro Parque sind – jede für sich – von Leid geprägt. „Morgan“ beispielsweise erlebte in ihren ersten Lebensjahren noch die Weite des Atlantiks, ehe sie von ihrer Familie getrennt wurde, sich vor der niederländischen Küste im seichten Wasser verirrte, von einer Bootsbesatzung entdeckt wurde und schließlich im Loro Parque Teneriffa landete. Dort brachte sie 2018 ihr erstes Kalb „Ula“ zur Welt, das keine drei Jahre alt wurde. (Lesetipp: Zum Tod des Orca-Kalbs “Ula”)
Orca-Dame „Morgan” mit ihrem inzwischen verstorbenen Kalb „Ula”.
Foto: Loro-Parque
„Kohana“ war es ihrerseits nicht vergönnt, im offenen Meer zu schwimmen. Sie wurde im Mai 2002 – ebenso wie ihre Mutter „Takara“ – in Gefangenschaft geboren. Ihr Vater war der Orca-Bulle „Tilikum“, dessen Geschichte im Film „Blackfish“ erzählt wird. Über die SeaWorld-Delfinarien San Diego und Orlando wurde „Kohana“ 2006 nach Teneriffa transportiert – zusammen mit „Skyla“, „Keto“ und „Tekoa“. Vier Jahre später brachte sie ihr erstes Kalb „Adan“ zur Welt, 2012 folgte „Victoria“, die nur ein Jahr später im Loro Parque verstarb.
Mit 20 Jahren ist „Kohana“ viel zu jung gestorben, denn in freier Wildbahn können Orcas ein Alter von 80 Jahren erreichen. In Gefangenschaft ist die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich niedriger. Forscher schätzen, dass diese zwischen 15 und 25 Jahren liegt. (Lesetipp: Das brutale Geschäft mit Orcas)
Delfinarien-Besucher müssen sich ihrer Eigenverantwortung bewusst sein
Je wirtschaftlich unattraktiver, desto besser: Wenn das zahlende Publikum mit dem Portemonnaie abstimmt und den Orca- bzw. Delfinshows eine deutliche Absage erteilt, wäre ein großer Schritt getan. Sowohl in Spanien und Deutschland als auch in allen anderen Ländern, in denen nach wie vor Delfinarien existieren und Meeressäuger in beengten Tanks leben müssen.
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