Delfine ähneln uns Menschen: Sie sprechen „Babysprache“ mit ihrem Nachwuchs

Neue Studie zeigt weitere Ähnlichkeit zwischen Menschen und Meeressäugern im Sozialverhalten auf
Ein internationales Forscherteam von Meeresbiolog:innen hat nun ein weiteres Charakteristikum zwischen Delfinen und uns Menschen herausgefunden, das sich ähnelt: Die Meeressäuger kommunizieren mit ihrem Nachwuchs anders als mit adulten Tieren. Genau wie wir unser Sprachgefüge deutlich verändern, wenn wir mit Kleinkindern sprechen, z.B. verändern wir häufig die Stimme und die Stimmlage, scheinen Große Tümmler (Tursiops truncatus) auch eine Art „Babysprache“ zu entwickeln.
Veränderung des Signaturpfiffs
Mütter verändern den sogenannten Signaturpfiff, ein individueller und charakteristischer Pfeifton, genauer ein persönliches Kennzeichen bzw. „Namen“, den Delfine ein Leben lang behalten. Bei der „Babysprache“ passen sie ihre Frequenz an, indem sie sie erhöhen, sobald sie mit ihren Kälbern kommunizieren. Die Daten der Wissenschaftler: innen, die im wissenschaftlichen Magazin „Proceedings“ veröffentlicht wurde, stützen die Hypothese, dass „Babysprache“ sowohl die Aufmerksamkeit des Nachwuchses erhöht, unterstützend beim Spracherwerb wirkt, und nachweislich die Bindung zwischen Müttern und ihren Kälbern stärkt.
Forschung in Gefangenschaft
Um diese Forschungsergebnisse zu generieren, musste eine Population Großer Tümmler für kurze Zeiträume in Gefangenschaft leben. Dazu bediente man sich der Meeressäuger aus der Sarasota Bay, einer Lagune des Weststaates Floridas. Für die Versuche wurden Delfinmütter alternierend mit ihren Kälbern oder anderen ausgewachsenen Großen Tümmlern zusammengeführt. Während der Zusammenführungen tauschten Kälber und Mütter fast ununterbrochen Signaturpfiffe aus, die eine veränderte Frequenz hatten.
Unserer Meinung nach ist Erforschung von Meeressäugern in Gefangenschaft heute nicht mehr zeitgemäß, denn sie zeigen zum einen oftmals ein verändertes Verhalten als in freier Wildbahn und es ist zum anderen schlichtweg einfach eine Stresssituation, insbesondere für die jungen Kälber. Zwar werden auch in freier Wildbahn die Jungtiere oftmals von ihren „Tanten“ und anderen Babysittern als ausschließlich von ihrer Mutter betreut, dennoch gehen wir davon aus, dass die Zeiträume der Gefangennahme bei den Meeressäugern, und die Trennung von ihren Müttern, gerade bei den Jungtieren zu Stress führte und sprechen uns entschieden dagegen aus.
Außerdem steht die Frage im Raum, warum die Kommunikation mit den Nachkommen bei Säugetieren mit einem bekanntermaßen hochkomplexen Sozialverhalten anders sein sollte als bei uns Menschen?
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