Delfinsterben in der Biskaya: Halbherziges Fischereiverbot

von | 2. November 2023 | News - Delfine

Wird das Massensterben fortgesetzt?

Im Golf von Biskaya sterben jedes Jahr tausende Gemeine Delfine infolge von Beifängen. Nach EU-Recht sind Frankreich und Spanien dazu verpflichtet, Bestandserhaltungsmaßnahmen zu ergreifen, um dieses Massaker zu stoppen. Die französische Regierung hat – auch aufgrund des zunehmenden Drucks von Tier- und Umweltschutzorganisationen – mit einem temporären Fischereiverbot reagiert. Dieses aber greift zeitlich zu kurz und ist zudem gespickt mit Ausnahmen.

Tausendfaches Delfinsterben an französischen Küsten

Jedes Jahr von Neuem ereignet sich im Golf von Biskaya eine Tragödie, bei der tausende Gemeine Delfine in den Schleppnetzen französischer, spanischer und portugiesischer Fischer:innen getötet werden. Man schätzt, dass dabei mindestens 10.000 Meeressäuger zu Tode kommen.  

Delfine und Schweinswale nähern sich insbesondere kurz vor Frühlingsbeginn den Küsten im Golf von Biskaya, um nach Nahrung zu suchen. Dort treffen sie unglücklicherweise auf industrielle Fischereischiffe, in deren bis zu 50 Kilometer langen Netzen sie oftmals als Beifang ertrinken. Wenn die Kadaver schließlich an die Küsten getrieben werden, fehlt vielen Tieren die Fluke, da die Fischer:innen sie beim Schneiden aus den Netzen kurzerhand verstümmeln.

Halbherziges Fischereiverbot

Die französische Regierung stand in jüngster Vergangenheit unter Zugzwang, da sowohl das EU-Parlament als auch zahlreiche Tier- und Umweltschutzorganisationen und der französische Staatsrat Druck auf die Politik ausübten. Gefordert wurde von allen Seiten, dass zeitnah Maßnahmen ergriffen werden, um das Massensterben zu beenden. Doch das, was die Macron-Regierung am 26. Oktober zum Schutz der Delfine und Schweinswale als Gesetz verabschiedete, kann nur als halbherziges Stückwerk betrachtet werden.

Anstelle eines dringend von Expert:innen empfohlenen dreimonatigen Fischereiverbots in der hochriskanten Zeit von Januar bis März wurde lediglich eine vierwöchige Sperrfrist vom 22. Januar bis 20. Februar verhängt. Darüber hinaus beschränkt sich die Verordnung auf Fischereifahrzeuge mit einer Mindestgesamtlänge von acht Metern und bietet eine Vielzahl an Schlupflöchern. Zum Beispiel dürfen Schiffe, die mit „aktiven technischen Vorrichtungen zur Reduzierung des Beifangs“ ausgerüstet sind, weiterhin unbehelligt im Golf von Biskaya fischen. In den betreffenden Gebieten haben sich diese sogenannten Pinger in der Vergangenheit als wenig effektiv bei der Vermeidung von Beifang erwiesen.

Klageschrift wird vorbereitet

Auch wenn es auf den ersten Blick ein Schritt nach vorn ist, dass die Regierung ein temporäres Fischfangverbot auf den Weg brachte, so ist dieses Gesetz unseres Erachtens und nach Meinung französischer Tierschutzverbände wie u.a. Sea Shepherd France nicht ausreichend, um das Tausendfache Delfinsterben zu beenden. Derzeit bereiten die Verbände eine Klage vor, damit sich die Politik stärker an den Vorgaben des französischen Staatsrats orientiert. Frankreichs oberstes Verwaltungsgremium hatte der Regierung im Frühjahr 2023 die zeitweilige Sperrung von Fanggebieten auferlegt (wir berichteten).

 

Fotos:Sea Shepherd France

 

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