Island: Walfang-Statistik des Grauens
Qualvoller Todeskampf der erlegten Wale
40 Prozent aller Wale, die während der letzten Walfang-Saison auf Island getötet wurden, waren nicht sofort tot – mitunter dauerte der Todeskampf bis zu zwei Stunden. Diese und weitere grausamen Zahlen veröffentlichte die isländische Regierung jetzt in einer niederschmetternden Studie. In ihr wird unter anderem bürokratisch dokumentiert, wie sehr sich „die Effizienz der Waltötung“ gegenüber 2014 verschlechtert hat.
11,5 Minuten Leidenszeit bis zum Tod
Vergangenes Jahr wurden 148 Finnwale in isländischen Gewässern erlegt. In einem Viertel der Fälle musste mehr als einmal mit Harpunen auf einen Meeressäuger geschossen werden, in zwei Fällen sogar viermal. Bei einem anderen Wal dauerte es fast zwei Stunden, bis der Tod festgestellt werden konnte. Zudem wurde ein Fall dokumentiert, bei dem ein schwer verletzter Wal nach einer fünfstündigen Verfolgungsjagd entkam – samt einer Harpune im Rücken.
Die Beobachter haben in ihrer Studie errechnet, dass die 148 Finnwale durchschnittlich 11,5 Minuten litten, bevor ihr Tod eingetreten ist. Von den getöteten Walen waren fast drei Viertel weiblich und elf trächtig; ein Kalb wurde noch gesäugt.
Welches physische und psychische Leid diese ebenso empfindsamen wie intelligenten Lebewesen ertragen müssen, ist kaum vorstellbar. Dieses Vorgehen passt nicht zu den Zielen des isländischen Tierschutzgesetzes, wonach die Jagd immer so erfolgen sollte, dass den Tieren möglichst wenig Schmerzen zugefügt werden und ihre Tötung so schnell wie möglich erfolgt.
2 Finnwale werden in die Walfangstation an Land transportiert.
Im Bericht heißt es: „Die Effizienz der Waltötung war im Jahr 2022 schlechter als im Jahr 2014 und das Tierwohl kann daher als schlechter angesehen werden. Es wiegt schwer, wenn ein Tier beim Töten nicht sofort oder sehr schnell das Bewusstsein verliert.“ In der Geschichte des isländischen Walfangs ist es das erste Mal, dass eine Behörde das Leiden der Tiere im Walfang derart detailliert untersucht.
Im Sommer steht der nächste Walfang an
In Island erteilt der Minister für Ernährung die Lizenzen für den Walfang. Die derzeitige Lizenz läuft Ende des Jahres aus – eine Verlängerung sei ungewiss, erklärte der Minister. Viel aktueller ist jedoch die Frage, ob angesichts des Berichts der geplante Walfang im Sommer gestoppt werden kann. Dies scheint nicht zur Debatte zu stehen. Das Walfangunternehmen Hvalur bereitet sich schon auf die Schlachtungen vor.
Mittlerweile ist Japan als weltweit einziger Abnehmer für isländisches Walfleisch verblieben. Und nicht nur dies. Angesichts der geschlossenen Schifffahrtsroute durch die Arktis könne dieser Export nach Angaben des IFAW wirtschaftlich kaum noch tragfähig sein.
Arbeiter verarbeiten das Walfleisch an Land.
Eine Petition, in der das Ende des kommerziellen Walfangs auf Island gefordert wird, kann hier unterstützt werden: https://www.change.org/p/end-commercial-whaling-in-iceland
Fotos: IFAW
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