Neuer MSC-Standard für nachhaltigen Fisch: Beunruhigende Schlupflöcher

Ist das Vertrauen ins blaue MSC-Siegel gerechtfertigt?
Die internationale Meeresschutzkoalition Make Stewardship Count hat in dieser Woche ihre abschließende Bewertung des neuen Zertifizierungsstandards des Marine Stewardship Council (MSC) für Seefisch und Meeresfrüchte veröffentlicht. Ergebnis: Die Maßnahmen gehen nicht weit genug, um gefährdete Arten wirklich schützen zu können.
Eine Reihe kritischer Defizite, deren Beseitigung die Koalition vom MSC im Rahmen der mehrjährigen Standardüberprüfung gefordert hatte, wurden im neuen Standard zwar verbessert, das Papier enthält jedoch immer noch mehrere beunruhigende Schlupflöcher.

Blaues MSC-Siegel: „Der Teufel steckt im Detail“
Der erste Entwurf gab nach Angaben der Koalition noch Anlass zu Optimismus: Dieser enthielt Anforderungen für ein fundiertes Mindestmaß an unabhängigen Überwachungen aller Fangaktivitäten. Diese Mindestquote hätte ein besseres Verständnis für die Auswirkungen der Fischerei auf bedrohte Arten ermöglicht. Zudem hätte sie eine Bewertung der Wirksamkeit aller getroffener Maßnahmen erlaubt. Zur großen Enttäuschung der Koalition wurde in der endgültigen Fassung diese für alle Fischereien bis auf die Hochseefischerei komplett gestrichen. (Lesetipp: Fischerei – Rücksichtlose Ausbeutung)
„Oberflächlich betrachtet sind die Bewertungsmaßstäbe des neuen Standards tatsächlich stringenter, aber der Teufel steckt wie immer im Detail – und diese Details sind die vielen enthaltenen Schlupflöcher, Ausnahmeregelungen und unzureichenden Definitionen, welche die guten Absichten bei der tatsächlichen Zertifizierung untergraben werden“, erklärt Shannon Arnold, leitende Koordinatorin für Meeresprogramme beim Ecology Action Centre.
Erfolg beim Thema Hai-Finning

Bilder wie dieses sollen künftig der Vergangenheit angehören: Ein Hai, dem die Flossen abgetrennt wurden und dessen Körper anschließend im Meer entsorgt wurde.
Beachtenswert ist die neue Anforderung an MSC-Fischereien hinsichtlich des Hai-Finning. Hiernach müssen Haie mitsamt all ihrer auf natürliche Weise am Körper befindlich en Flossen angelandet werden. „Wir haben ‘Fins Naturally Attached’ als Voraussetzung für eine MSC-Zertifizierung gefordert und begrüßen es daher, dass der MSC endlich diese weltweit anerkannte Best Practice ohne jede Ausnahme einführt“, so Dr. Iris Ziegler, Leiterin für internationale Zusammenarbeit bei Sharkproject. „Ohne ein verpflichtendes Mindestmaß an Überwachung auf Einhaltung der Vorschriften besteht jedoch die Gefahr, dass es sich dabei wieder nur um einen Papiertiger handelt ohne reale Verbesserungen für den Haischutz zu bewirken.“
Die Änderungen traten am 1. Mai in Kraft. Die verpflichtende Gültigkeit des neuen Standards kommt erst im Laufe der nächsten sechs Jahren zur Anwendung.
Fotos: Pixabay; Wolfram Koch
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