Kritische Zone für Finnwale: Großes Nahrungsangebot trifft auf viel Schiffsverkehr

von | 24. Oktober 2023 | News – Iberisches Meer

Finnwal-Projektbericht September 2023

Die Gewässer vor der galizischen Küste bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Meeressäugern, darunter viele Finnwale. Letztere beobachteten die Wissenschaftler:innen von EDMAKTUB trotz widriger Wetterbedingungen im September über 1.200 Kilometer. Auf die erfolgreiche Feldforschung folgt nun die vollständige Auswertung des gesammelten Datenmaterials.

„...ein wichtiger Nahrungsplatz für Finnwale und für andere Meeressäugetiere“

Aufgrund von Nebel, Wind oder Regen war es dem EDMAKTUB-Team im September an vielen Tagen nicht möglich, mit dem Forschungskatamaran auf den Atlantik vor der Küste Galiziens hinauszufahren. Nichtsdestotrotz konnten im vergangenen Monat insgesamt 58 Finnwale identifiziert werden, darunter vier Tiere, die bereits im August in der Region gesichtet wurden. „Diese erneuten Sichtungen zusammen mit dem Beobachten des Fressverhaltens, der Analyse ihrer Exkremente, der Dokumentation zahlreicher Tiere, die viele Stunden lang im selben Gebiet verweilten, sowie den Echolotinformationen, die wir erhalten haben, deuten darauf hin, dass dieses Gebiet im Sommer eine wichtige Region zur Nahrungsaufnahme für Finnwale und für andere Meeressäugetiere ist“, erklärt EDMAKTUB-Mitarbeiterin Beatriu Tort.

Die Sichtungsfahrten des EDMAKTUB-Teams im September vor der Küste Galiziens

Neben den Finnwalen konnten verschiedene andere Meeressäugetiere in den Gewässern gesichtet werden. Dazu gehörten Gemeine Delfine, Große Tümmler und Atlantische Fleckendelfine. Bemerkenswert zu beobachten war, wie eine Gruppe Gemeiner Delfine in der Bugwelle eines Frachtschiffs surfte, während die Finnwale in unmittelbarer Nähe nach Nahrung suchten. Diese Szene untermauert die Gefahr von Schiffsunfällen. Denn Fakt ist: Die galizische Küste stellt aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens u.a. durch Handelsschiffe eine kritische Zone für Finnwale und andere Meeressäuger dar. Effektive Maßnahmen sind dringend erforderlich, um die Arten zu schützen. Eine Lösung kann die Reduzierung der Geschwindigkeit sein, denn weniger Tempo bedeutet weniger Kollisionen.

Auch Blauwale nutzen das reichhaltige Nahrungsangebot

Beeindruckend: Ein Blauwal bricht vor dem EDMAKTUB-Forschungskatamaran aus dem Waser.

Die erneute Sichtung eines Blauwals im gleichen Gebiet, in dem Finnwale nach Nahrung suchen, unterstreicht die Bedeutung der galizischen Küstengewässer als Ort zur Nahrungsaufnahme, insbesondere während der Sommermonate. Neben den Meeressäugern wurden von EDMAKTUB auch andere Arten beobachtet, beispielsweise der Sonnenfisch. Diese Spezies ist im Frühling häufig an der katalanischen Küste anzutreffen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Fazit

Der September markierte das Ende des Finnwal-Projekts 2023 in den galizischen Gewässern. Trotz der begrenzten Anzahl von Untersuchungsfahrten ist das EDMAKTUB-Team mit dem Ergebnis sehr zufrieden, da viele Tiere identifiziert werden konnten. Die Beobachtungen lassen darauf schließen, dass die Gewässer vor Galizien nicht nur ein hervorragender Nahrungsplatz für Finnwale sind, sondern auch eine wichtige Rolle für andere Arten spielen. Auf die erfolgreiche Feldforschung im September folgt nun die Auswertung der seit Februar gesammelten Daten. Ziel ist und bleibt, verbesserte Schutzmaßnahmen für die Finnwale gewährleisten zu können und die nachhaltige Nutzung ihrer Lebensräume sicherzustellen.

Fotos: EDMAKTUB

Zwei Finnwale schwimmen mit einem Kalb vor der Küste von Galizien.

Schnell unterwegs: Eine Gruppe von Atlantischen Fleckendelfinen

l

Weitere Artikel

Geisternetzbergungen: GRD-Workshops an neuem Standort und in höherer Frequenz

Das nötige Fachwissen für Bergungsaktionen von Fischerei-Altlasten vermittelt die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) seit 2022 in einem zweitägigen Workshop. Künftig wird diese Tauchausbildung in Theorie und Praxis nicht mehr nur auf Rügen, sondern auch an einem zentraleren Standort in Deutschland angeboten. Darüber hinaus steigert die GRD aufgrund der hohen Nachfrage seitens der Taucher:innen die Frequenz der angebotenen Workshops.

weiterlesen

Vor Mallorca: Delfinmutter trauert um verstorbenes Jungtier

Zu Wochenanfang sind mehrere Videos in den sozialen Medien aufgetaucht, die ein offensichtlich totes Jungtier in der Bucht von Santa Ponça zeigen. In diesen Aufnahmen ist zu sehen, wie ein erwachsener Delfin das tote Jungtier immer wieder mit seiner Schnauze anstupst. Diese Geste wurde zunächst als Versuch einer Wiederbelebung gedeutet, ist aber vielmehr Bestandteil eines ausgeprägten Trauerverhaltens. Derartige Verhaltensweisen, die an menschliche Trauerreaktionen erinnern, wurden bei Delfinen schon mehrfach dokumentiert.

weiterlesen

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!