Rettung in letzter Minute: Meeresschildkröte mit Plastik im Schlund
Kleine Turtle darf weiterleben
Auf einem Whalewatching-Ausflug vor La Gomera, an dem Martin Metzger von unseren Partnern Voice of the seas sowie sein Sohn Felix teilnahmen, ereignete sich ein leider für unsere Zeit typischer Vorfall: Ein Meeresbewohner drohte aufgrund von Plastikmüll zu verenden. In seinem Beitrag berichtet Martin von der Rettungsaktion, die das Leben einer Meeresschildkröte rettete.
Todesfalle Kunststoff
Das eigentliche Ziel der Exkursion bestand darin, standorttreue Pilotwale und Delfine zu sichten – dieser von Oceano-Whalewatching organisierte Ausflug nahm allerdings eine unerwartete Wendung. Als mehrere Teilnehmer in der Ferne vermeintlich eine tote Möwe auf der Wasseroberfläche entdeckten, wurde dieser Eindruck kurze Zeit später korrigiert: Eine junge Unechte Karettschildkröte, etwa 30 cm lang, hatte sich in den Überresten eines zerrissenen Schwerlast-Hebesacks aus Kunststoff verheddert.
Die feinen Kunststoffschnüre des Sackes hatten sich um den Körper des Tieres gewickelt und tief in Hals und Beine eingeschnitten – besonders in die rechte vordere Flosse, die sichtbar angeschwollen war. Noch besorgniserregender war jedoch, dass die Schildkröte Teile des Kunststoffs verschlucken wollte – diese ragten aus ihrem Rachen heraus.
Viel Zeit blieb nicht mehr…
Nachdem Oceano-Guide Nicole den geschwächten Meeresbewohner mithilfe eines Keschers vorsichtig an Bord gebracht hatte, machten sie und der Kapitän sich in mühevoller, feinfühliger Kleinarbeit daran, einen etwa 15 cm langen Kunststofffetzen aus dem Rachen der Schildkröte zu entfernen. Die anschließende Erleichterung des Tieres war sofort spürbar.
Danach wurde die kleine Schildkröte behutsam in einer Holzbox untergebracht und mit einem Tuch abgedeckt, bevor sie sicher zurück in den Hafen gebracht wurde. Dort übergab man sie einem Veterinär, der sie zur weiteren Behandlung auf die Insel Gran Canaria transportierte. Auf Gran Canaria befindet sich ein spezialisiertes Meeresschildkröten-Krankenhaus, in dem die verbleibenden Kunststoffschnüre entfernt und ihre Wunden fachgerecht behandelt werden können.
Wissenswertes
Für viele Meeresbewohner stellt Kunststoffmüll wie Plastiktüten oder Ähnliches eine große Gefahr dar. Unechte Karettschildkröten sind von diesem Problem besonders betroffen, da ihre Leibspeise portugiesische Galeeren – eine Quallenart – sind deren Schirm häufig mit Plastikmüll wie Tüten oder in diesem Fall, einem Hebesack verwechselt wird. Befindet sich dieser Müll bereits längere Zeit im Wasser, wird er oft zum Lebensraum für kleine Schalentiere und andere marine Kleinstlebewesen, die ihren natürlichen Geruch an den unnatürlichen Lebensraum abgeben. Der Müll beginnt zu „fischeln“, was es der Unechten Karettschildkröte noch schwerer macht, eine Qualle von Plastikmüll zu unterscheiden. Wird dieser menschliche Unrat von ihr gefressen, ist ein qualvoller Tod durch Ersticken häufig die Folge.
Was uns freute
Man muss nicht immer Meeresforscher/in oder ähnliches sein, um (marines) Leben zu retten. Oft reichen aufmerksame Augen von „Laien“, die einen großen Beitrag leisten können.
Text & Fotos: Martin und Felix Metzger
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FAMILIENTYPEN
Indische Grindwale sind Delfine und leben in Familienverbänden. Ihre Körperlänge variiert von 3,5 bis 6,5 m.
SPAßMACHER
Zügeldelfine sind mit ihren etwa 2 Metern Länge relativ klein. Jungtiere sind ungefleckt, erst mit dem Alter nimmt die Fleckung immer mehr zu.
Die SCHÖNEN
Gewöhnliche Delfine gehören mit ihrer unverkennbaren sanduhrförmigen Musterung an den Seiten sicherlich zu den schönsten Delfinen.
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