Pottwale auf den Kanaren: Bedroht, aber nicht geschützt

Kollisionen mit Schiffen haben dramatische Auswirkungen
Trotz deutlicher Warnungen und wissenschaftlicher Belege bleibt die Politik in Spanien beziehungsweise auf den Kanarischen Inseln untätig und schützt die Meeressäuger – allen voran Pottwale – nicht vor Kollisionen mit Schiffen. Stattdessen rasen Hochgeschwindigkeitsfähren weiterhin durch ausgewiesene Schutzgebiete.
Skandalöse Untätigkeit der Politik!
Es hatte sich zunächst nach einer guten Nachricht angehört: Eine rückläufige Anzahl von Kollisionen zwischen Schiffen und Pottwalen in den Gewässern der Kanarischen Inseln gab in den vergangenen Jahren Grund zur Hoffnung. Hatten die Wale möglicherweise gelernt, den vielen im Archipel verkehrenden Hochgeschwindigkeitsfähren auszuweichen? Leider nein, denn im Frühjahr 2024 folgte die Ernüchterung in Form einer Studie. Diese belegte, dass sich die Zahl der Pottwale in den Gewässern der Kanaren von 1996 bis 2021 halbiert (!) hatte. Die traurige Erklärung für eine geringere Zahl an Zusammenstößen findet man schlichtweg in der Tatsache, dass es im Untersuchungszeitraum weit weniger Wale gab. Die bittere Ironie: Über Jahrzehnte hinweg sind Kollisionen mit Schiffen die häufigste Todesursache.
Leider trat damit jenes Szenario ein, welches wir seit langem befürchteten und das sich schon vor vielen Jahren ankündigte: Die Pottwal-Populationen können den Schwund auf Dauer nicht verkraften. Trotz dieser mehr als eindeutigen Sachlage warten wir bis heute vergebens darauf, dass die Regierungen in Madrid und auf den Kanaren endlich jene Maßnahmen ergreifen, die wir bereits seit langer Zeit fordern: etwa deutliche Geschwindigkeitsbegrenzungen oder die Verlegung der Fährrouten. Doch bis zum heutigen Tag rasen die Schiffe mit höchstem Tempo von Insel zu Insel – und damit auch quer durch ausgewiesene Walschutzgebiete. Ein Skandal.

Pottwal in den Gewässern der Kanarischen Inseln: Jüngste Bestrebungen zielen darauf ab, die Art hier von der Kategorie „Gefährdet“ auf „Vom Aussterben bedroht“ hochzustufen.
Foto: Fabian Ritter / M.E.E.R. e.V.
Pottwale müssen auf "Vom Aussterben bedroht" hochgestuft werden
Es gab zahlreiche Bemühungen, um Änderungen herbeizuführen: Symposien wurden abgehalten, Arbeitsgruppen gebildet und sogar die Internationale Walfang Kommission (IWC) auf das Thema angesetzt, die kontinuierlich Druck auf die spanische Regierung ausübte. An allen diesen Aktivitäten war M.E.E.R. e.V. teils maßgeblich beteiligt. Zuletzt suchten wir das Gespräch mit Vertretern des Umweltministeriums in Madrid und forderten die Politiker zu konkreten Handlungsmaßnahmen auf. Selbstverständlich unterstützen wir auch die neuesten Bestrebungen der Wissenschaftler der Universität Teneriffa, den Pottwal von der Kategorie „Gefährdet“ auf „Vom Aussterben bedroht“ hochzustufen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Immerhin arbeitet die spanische Regierung mittlerweile an speziellen nationalen Schutzplänen für Delfine und Wale, inklusive einem für tieftauchende Arten wie Pott– und Schnabelwale. Auch an solchen Prozessen hat sich M.E.E.R. e.V. mit seiner Langzeitdatenbank beteiligt, welche ebenfalls bei internationalen Workshops zum Einsatz kam. Derzeit besteht zumindest die Hoffnung, dass sich die Situation künftig noch ändern wird und möglicherweise doch Geschwindigkeitsbegrenzungen und ähnliche Maßnahmen eingeführt werden. Wir werden uns weiterhin – auch dank der Unterstützung seitens der GRD – für konkrete Maßnahmen zum Schutz der Pottwale und der vielen anderen Arten in den Gewässern der Kanarischen Inseln einsetzen.
Neu: Werde jetzt Pate für Pottwale
Pottwale sind ebenso majestätische wie empfindsame Geschöpfe und leider auf den Kanarischen Inseln gefährdet. Vor allem Kollisionen mit Schnellfähren bedrohen ihr Überleben. Mit einer symbolischen Patenschaft kannst du helfen, die Rettung dieser sensiblen Giganten zu unterstützen! Dein Beitrag fließt direkt in das Delfin-, Wal- und Meeresschutzprojekt La Gomera, bei dem wir die Arbeit des M.E.E.R. e.V.-Teams unterstützen.
Da die kanarischen Gewässer dringend vor übermäßiger Nutzung geschützt werden müssen, gehört die Erarbeitung von Schutzkonzepten zu den zentralen Aufgaben von M.E.E.R. e.V. Werde Teil unseres Schutzprojekts! Mit deiner (Geschenk-)Patenschaft trägst du dazu bei, den Meeresschutz ins Rampenlicht zu rücken und entscheidende Schutzmaßnahmen umzusetzen.
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FAMILIENTYPEN
Indische Grindwale sind Delfine und leben in Familienverbänden. Ihre Körperlänge variiert von 3,5 bis 6,5 m.

SPAßMACHER
Zügeldelfine sind mit ihren etwa 2 Metern Länge relativ klein. Jungtiere sind ungefleckt, erst mit dem Alter nimmt die Fleckung immer mehr zu.

Die SCHÖNEN
Gewöhnliche Delfine gehören mit ihrer unverkennbaren sanduhrförmigen Musterung an den Seiten sicherlich zu den schönsten Delfinen.
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