Delfine schützen und Zukunft des marinen Lebensraums sichern

von | 8. August 2024 | News - Peru

Ein einzigartiges, aber verletzliches Meeresökosystem

In der Paracas-Bucht trifft außergewöhnliche Artenvielfalt auf ebenso außergewöhnliche Belastungen. Delfine und Wale stehen dabei im Mittelpunkt – nicht nur der Forschung, sondern auch des Naturschutzes und der Umweltbildung vor Ort. ACOREMA setzt sich dafür ein, ihr Zuhause in einem zunehmend herausgeforderten Ökosystem zu bewahren.

Julio Reyes von ACOREMA berichtet

Der Vorsitzende und Projektleiter unserer peruanischen Delfin- und Meeresschutz-Partnerorganisation ACOREMA, der Biologe Julio Reyes, berichtete von der aktuellen Situation. Denise Wenger (Schweinswale e.V.) hat seinen Text übersetzt.

Julio Reyes von ACOREMA und Denise Wenger (Schweinswale e.V.) vom Delfinschutzprojekt Peru.

Natürliche und menschliche Belastungen

Es ist allgemein bekannt, dass der Ozean vor Peru zu den produktivsten Meeresgebieten der Welt gehört. Der Reichtum an Leben, der unter anderem durch die Humboldtströmung entsteht, führt zu ausgedehnten Zonen mit großer Biodiversität. Dieses Ökosystem ist natürlichen wie auch menschengemachten Einflüssen ausgesetzt, die teilweise katastrophale Auswirkungen haben können.

Zu den natürlichen Faktoren zählen El-Niño-Ereignisse, die viele Meeres- und atmosphärische Bedingungen verändern. Auf menschlicher Seite stehen unter anderem eine übermäßig intensive Fischerei, die ihre Aktivitäten auf geschützte Gebiete auszudehnen versucht. Hinzu kommt die Klimaerwärmung, die indirekt neue Gefahren für die Meeresumwelt schafft.

Vogelgrippe: ein dramatischer Einschnitt

Ein Beispiel hierfür ist die zunehmende Häufigkeit neu auftretender Krankheiten wie der Vogelgrippe, die 2022 und 2023 die peruanische Küste schwer traf – mit bis heute sichtbaren Folgen: Sie dezimierte nahezu den gesamten Bestand an peruanischen Pelikanen und führte auch bei Guano-Vögeln, Humboldt-Pinguinen und Seelöwen zu massiven Verlusten. Delfine waren glücklicherweise kaum betroffen, vermutlich gab es nur einen einzelnen Infektionsfall während des Ausbruchs.

Neustart des Delfinschutzprojekts in Peru: Die Delfine waren während der ganzen Lockdown-Zeit da geblieben!
Neustart des Delfinschutzprojekts in Peru: Die Delfine waren während der ganzen Lockdown-Zeit da geblieben!

Das ACOREMA-Team konnte unlängst Delfine beim Liebesspiel beobachten.

Unsere Beobachtungen in der Region Pisco haben gezeigt, dass während der Vogelgrippe-Epidemie zahlreiche Anbieter:innen von Wildlife-Touren – die wirtschaftliche Grundlage der Region – verstärkt auf die Beobachtung von Delfinen in der Bucht von Paracas setzten. Auch heute, während sich die Vogelpopulationen auf den Ballestas-Inseln langsam erholen, „retten“ Delfine und Wale vielen Tour-Anbieter:innen ihre Geschäftsgrundlage, da andernorts kaum Vögel oder Seelöwen zu sehen sind. Wale und Delfine sind eigentlich nicht das Hauptziel dieser Touren, deshalb ist es unsere Aufgabe die Guides kontinuierlich an die Einhaltung der festgelegten Richtlinien für sanfte Wal- und Delfin-Beobachtungstouren zu erinnern.

Wissenschaft und Naturschutz Hand in Hand

Bei ACOREMA halten wir es für relevant, Wissenschaft und Naturschutz zu verbinden. Wir machen Ausfahrten, um stetig mehr Informationen über die ortsansässigen Delfine zu sammeln. Auf diese Weise wächst unsere Datenbasis und unser Wissen über Vorkommen, Lebensraumnutzung, Fortpflanzung, Nahrung, Krankheiten und Interaktionen in der stark frequentierten Paracas-Bucht stetig. Die Delfine sind hier sowohl an Fischerboote gewöhnt (denen sie folgen, um Beifang zu fressen), als auch an Ausflugsboote, große Schiffe und Wassersport.

Neustart des Delfinschutzprojekts in Peru: Die Delfine waren während der ganzen Lockdown-Zeit da geblieben!
Neustart des Delfinschutzprojekts in Peru: Die Delfine waren während der ganzen Lockdown-Zeit da geblieben!

Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen sind wichtig, um in Pisco alle Bevölkerungsgruppen zu erreichen und sie über die ortsansässigen Delfine und ihren Lebensraum zu informieren und sie für ihren Schutz zu sensibilisieren.

Umweltbildung als Schlüssel

Die Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung ist entscheidend für den Naturschutz vor Ort. Daher arbeiten wir eng mit Schulen, Tourismusverbänden und Journalistt:innen zusammen, um das Wissen über Delfine und Wale zu verbreiten – über ihr Verhalten und die Bedeutung ihres Schutzes. Viele lokale Guides melden uns ihre Sichtungen von Meeressäugern und wir bedanken uns, indem wir ihre Meldungen auswerten und ihnen aufbereitete Informationen zur Verfügung stellen.

Damit nicht genug: Unsere Arbeit mit Schulen ist in Pisco mittlerweile einschlägig bekannt; mehrere Schulleitungen kontaktieren uns regelmäßig, um Aktivitäten rund um Delfine zu organisieren. Für jüngere Kinder haben wir jüngst ein neues Malbuch erstellt; „Sharpy, der Delfin und sein Lebensraum in der Provinz Pisco“. Hierbei werden verschiedene Wal- und Delfinarten sowie die Grundlagen über die ortsansässigen Delfine erklärt. Für die breite Öffentlichkeit nehmen wir so oft wie möglich an lokalen Messen und Festen teil, etwa zum Welttag der Umwelt oder Welttag der Ozeane.

Wissenschaftliche Praxis erleben & der Blick nach vorn

Ein besonders schönes Erlebnis ergab sich jüngst durch die Zusammenarbeit mit einem Gymnasium in Lima. Bei einer Bootsexkursion entdeckte eine Schülerin zwei Delfine und fotografierte diese für einen Abgleich. Einer war der bekannte PBD82 („Scout“), doch der andere fehlte im Katalog. Daraufhin durfte die Schülerin ihm den Namen „Mico“ geben. „Mico“ ist nun das 148. dokumentierte Individuum der Paracas-Bucht.

Wir sind optimistisch, dass sich immer mehr Menschen für die in Pisco lebenden Delfine und Wale interessieren und sich für ihren Schutz engagieren. Mit Blick auf die vergangenen 20 Jahre ist der Fortschritt deutlich sichtbar. Und: Inzwischen kehren auch die peruanischen Pelikane langsam zurück.

Dennoch müssen wir bereit sein, mit den wechselnden Bedingungen dieses reichen, zugleich aber empfindlichen und unberechenbaren Ökosystems verantwortungsvoll umzugehen, damit die Artenvielfalt auch in Zukunft erhalten bleibt.

Neustart des Delfinschutzprojekts in Peru: Die Delfine waren während der ganzen Lockdown-Zeit da geblieben!

Was für ein unglaublicher Moment für dieses junge peruanische Mädchen! Die Gymnasiastin aus Lima begleitete einige Tage lang unsere Projektpartner:innen von ACOREMA bei ihrer Arbeit und hatte in der Bucht von Paracas das große Glück, wildlebende Delfine zu beobachten. Dabei entdeckte sie ein bislang nicht katalogisiertes Tier. Das Beste: Sie durfte dem Großen Tümmler einen Namen geben.

Unsere Bitte: Unterstützt den Delfinschutz in Peru mit einer Patenschaft oder Spende. Vielen Dank!

von Julio Reyes (ACOREMA); Übersetzung Denise Wenger (Schweinswale e.V.)
Fotos:ACOREMA

Neustart des Delfinschutzprojekts in Peru: Die Delfine waren während der ganzen Lockdown-Zeit da geblieben!

Projektpartner

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TATOOINE

Tatooine ist mit wahrscheinlich ein junges Weibchen. Ihre glänzende Rückenfinnne ist noch nahezu unversehrt.

VITALI-PAL

Vitali-Pal ist ein sehr kräftiger, männlicher Delfin, der gerne große Sprünge macht.

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