Peru, die Patendelfine und eine altersschwache Kamera
Die Top-5 der Paracas-Patendelfine
Longscar, Sharpy, Shalom, Breeze und Trinity – das sind die fünf am häufigsten in der Paracas-Bucht beobachteten Großen Tümmler. Über dieses delfinische Quintett hat uns der Biologe Julio Reyes von ACOREMA aktuell zahlreiche Neuigkeiten zukommen lassen. Damit der Delfinschutz vor der Südostküste Perus auch in Zukunft erfolgreich fortgeführt werden kann, sind sowohl Spenden als auch die Übernahme von Patenschaften aus Deutschland unabdingbar. Denn bereits die Anschaffung einer neuen Kamera ist für das Schutzprojekt essenziell.
von Denise Wenger
Seit meinem ersten Besuch bei der peruanischen Meeresschutzorganisation ACOREMA vor über 20 Jahren in Pisco und der malerischen Paracas-Bucht mit ihren Delfinen hat sich die Zusammenarbeit mit dem Biologen Julio Reyes und ACOREMA ebenso kontinuierlich wie erfolgreich entwickelt – zum Schutz der Delfine. Im Jahr 1999 war noch nicht bekannt, dass es immer dieselben Delfine sind, die in die Bucht schwimmen. Die von mir mitgebrachte Kamera und das Beobachtungsfernrohr (Spektiv) halfen dabei nachzuweisen, dass viele der Großen Tümmler ortstreu sind und immer wieder in die Bucht zurückkehren – so wie ich es vermutet und gehofft hatte.
Seit damals identifizieren Julio Reyes und seine Kollegen anhand einzigartiger Merkmale wie Form und Zeichnungen der Rückenfinne oder Narben die Großen Tümmler individuell und dokumentieren ihren Aufenthalt, die Bedrohungsfaktoren und das Geschehen in der Paracas-Bucht.
Ein sicherer Ort für Delfinmütter
Im Verlauf dieser 23-jährigen Zusammenarbeit ist viel passiert und es hat sich einiges verändert, aber noch immer kommen zahlreiche Individuen dieser Gruppe von Großen Tümmlern regelmäßig in die Paracas-Bucht. Es sind vor allem Weibchen, die hier – geschützt vor den Launen und Strömungen des Pazifiks – ihre Kälber zur Welt zu bringen. Ihre Lebensgeschichten helfen dabei, ihre Beliebtheit und ihren Schutz kontinuierlich zu fördern, Umweltschutzthemen in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen – und dies sehr erfolgreich. (Lesetipp: Ölpest in Peru: Ökologische Katastrophe – und keiner will es gewesen sein)
v.li.: Monica Echegaray, Denise Wenger und Julio Reyes. Der Biologe setzt sich seit etwa 30 Jahren für den Schutz der Delfine und Wale in Peru ein und entdeckte eine endemische Walart, den peruanischen Schnabelwal, die er als Erster beschrieb.
Gemeinsam und durch den unermüdlichen Einsatz sowohl von Julio Reyes als auch anderen engagierten ACOREMA-Mitarbeitern sowie dank der Förderung der Projekte durch die wertvolle Unterstützung von Delfinpaten konnten verschiedenste Aktionen und Vorhaben realisiert werden. Dazu gehören Maßnahmen gegen Plastikmüll und Dynamitfischerei, die Ausweisung eines Delfin-Schutzgebiets und die Schulung von Rangern und Touristenführern. Hervorzuheben ist darüber hinaus die sehr fruchtbare Öffentlichkeitsarbeit sowie die Arbeit an den Schulen in Paracas, bei der vor allem Monica Echegaray von ACOREMA den Schülern vor Ort viel Wissen über die schützenswerten Nachbarn im Meer vermittelt.
Monica Echegaray berichtet den Schülern über die Delfine vor ihrer Haustür in Paracas.
Hilfe für den Delfinschutz in Peru weiterhin nötig
Doch die Arbeit für den Schutz der Delfine und Wale kann nur mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland aufrechterhalten und ausgedehnt werden. In Peru selbst kann man so gut wie keine Spenden generieren und auch von staatlicher Seite gibt es keine verfügbaren Gelder. Dabei ist es offensichtlich, wie wertvoll und wichtig der Schutz dieses einzigartige Meeresgebietes und seiner Bewohner ist! Der erfolgreiche Verlauf des Projekts zeigt uns, dass die Bevölkerung sehr begeisterungsfähig und offen für den Schutz der Delfine ist.
Ein aktuelles Beispiel, welches die Bedeutung jeder einzelnen Spende unterstreicht: Für das Projekt wird dringend eine neue Kamera benötigt, da das bisherige Gerät stark in die Jahre gekommen ist. Nur mit technisch modernem Equipment ist es ACOREMA möglich, auch in Zukunft die Sichtungen der Delfine sowie die Gefahren in der Bucht erfolgreich zu dokumentieren. Aus diesem Grund wurde auf der Web-Plattform von Betterplace ein entsprechender Spendenaufruf gestartet – ganz generell ist aber jede Form der Spende sehr willkommen.
Neues zu den Top-5 der Paracas-Patendelfine
Nachfolgend haben wir die neuesten Informationen von Julio Reyes zu jenen fünf Delfinen zusammengetragen, die in den vergangenen Jahren am häufigsten in der Paracas-Bucht gesichtet wurden.
Longscar wird seit 17 Jahren in der Paracas-Bucht gesichtet. Wie der Name schon sagt, trägt dieser weibliche Delfin eine gebogene, lineare Narbe entlang der Vorderkante auf der rechten Seite der Rückenflosse.
Weitere Infos zu Longscar
Shalom: Schüler gaben ihm diesen Namen. Die erste Sichtung des Delfins erfolgte im Dezember 2007. Im Jahr 2015 beschlossen die Schüler der Jean-Piaget-Schule in San Andrés, Pisco, diesen Delfin zu adoptieren und gaben ihm den Namen Shalom. Seine Flosse ist charakteristisch und schon von weitem erkennbar. Weitere Infos zu Shalom
Sharpy kennen wir bereits seit 2005, als von ihr ein ID-Foto gemacht wurde. Sie ist leicht an ihrer markanten Finne zu erkennen, die eher an einen Hai erinnert. 2010 wurde sie erstmals mit einem Kalb gesehen. Sharpy ist eine von den regelmäßig und am häufigsten in der Bucht gesichteten Großen Tümmlern. 2016 hatte sie erneut Nachwuchs. Weitere Infos zu Sharpy
Breeze hatte eine schlimme Wunde, die offensichtlich von einer Harpune stammte, und kämpfte um ihr Leben. Glücklicherweise überlebte sie, brachte 2010 ein Junges zur Welt und konnte es großziehen. Man sichtete die beiden noch 2013 zusammen, als das Junge mehr und mehr unabhängig wurde. 2017 hat Breeze erneut ein Baby bekommen und beide, Mutter und Kind, sind seitdem oft in der Paracas-Bucht zu sehen. Weitere infos zu Breeze
Trinity ist dreifache Mutter. Sie gehört zu den am längsten im Rahmen des Peru-Projekts beobachteten Delfinweibchen. Identifiziert wurde sie im August 2004. Im März 2005 hatte sie ihr erstes Baby (Neo). Im Juli 2012 bekam sie ihr drittes Baby. Trinitiy ist gut an drei schmalen Kerben in ihrer Rückenfinne zu erkennen. Weitere infos zu Trinity
Sie können die Delfinschutzarbeit durch die Übernahme einer Patenschaft oder eine Spende unterstützen. Bitte helfen Sie!
Fotos: ACOREMA
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