Update zum Tiefseebergbau: Werden unsere Ozeane irreversibel zerstört?

von | 6. August 2024 | News – Tiefseebergbau

Schweinswal-Massenstreicheln in der Ostsee bei Grömitz

Der Tiefseebergbau darf niemals starten!

Der Tiefseebergbau bedroht die fragilen Ökosysteme unserer Ozeane. Ihr Verlust hätte unabsehbare Konsequenzen für die Biodiversität: Der Raubbau am Meeresboden könnte zu einem massiven Rückgang von Lebensräumen führen und das Überleben unzähliger Arten gefährden. Um das Gleichgewicht der Ozeane und den Erhalt der marinen Lebenswelt zu gewährleisten, darf dieser riskante Abbau niemals gestartet werden.
In diesem Beitrag informieren wir euch über die aktuellen Entwicklungen.

++++ 06.08.24 – Weitere Länder positionieren sich gegen Tiefseebergbau

Am Freitag, 2. August, endete die diesjährige Konferenz der International Seabed Authority (ISA) auf den Bahamas. Die Opposition gegen den Tiefseebergbau wächst stetig und zählt mittlerweile 32 Nationen mit Malta, Guatemala, Honduras, Tuvalu und Österreich als neuesten Unterstützern. Dabei reichen die individuellen Positionen von der Forderung eines strikten Verbots (z.B. Frankreich), über die Etablierung eines Moratoriums bis hin zur abgeschwächten Position einiger Länder, wie Deutschland und den neuen Unterstützer-Nationen, die sich für eine sogenannte vorsorgliche Pause aussprechen.

Auch angesichts der neuen Entdeckungen zur möglichen Sauerstoffentwicklung am Meeresboden (siehe untenstehenden Beitrag) ist es umso wichtiger, ein echtes Moratorium oder Verbot zu erreichen und den Tiefseeboden zu schützen, bevor irreparable Schäden das Ökosystem unwiederbringlich zerstören. Die Deep Sea Conservation Coalition (DSCC) kämpft unermüdlich gegen die drohenden Tiefseebergbau-Vorhaben und trat auf der ISA- Konferenz für dieses wichtige Thema ein. Die GRD fordert als Mitglied der DSCC auch national ein klares Bekenntnis der Bundesregierung für ein Moratorium.

Ein weiteres wegweisendes Ergebnis war die Wahl von Ozeanografin Leticia Carvalho als neue Generalsekretärin. Mit der Ernennung einer Wissenschaftlerin an der Spitze der Organisation lässt sich hoffen, dass das Ziel,  die Integrität des Ökosystems Ozean zu erhalten dringend notwendigen Rückenwind bekommt.

++++ 24.07.24 – Bahnbrechende Studie: In der Tiefsee wird Sauerstoff erzeugt

Ein internationales Forscherteam hat entdeckt, dass metallische Mineralien auf dem Tiefseeboden Sauerstoff produzieren – in einer Tiefe von rund 4.000 Metern. Diese überraschende Entdeckung stellt die über viele Jahre verbreitete Annahme infrage, dass nur photosynthetische Organismen wie Pflanzen und Algen den Sauerstoff der Erde erzeugen. Es scheint nun, dass auch auf dem Meeresboden – wohin kein Licht hindurchdringt – Sauerstoff produziert werden kann, um dort das sauerstoffatmende Meeresleben zu unterstützen. Darüber hinaus könnte diese Entdeckung unser Verständnis darüber, wie und wo das Leben auf der Erde begann, erheblich erweitern und Hinweise darauf liefern, ob dieser Prozess auch auf anderen Planeten stattfinden könnte.

Gleichzeitig ist vollkommen unklar, wie ein möglicher Tiefseebergbau mit all seinen Auswirkungen (u.a. Sedimentwolken) die Sauerstoffproduktion am Meeresboden beeinflussen könnte. Und welche Gefahren damit für das Leben und die Prozesse in der Tiefsee, einschließlich des Kohlenstoffkreislaufes, einhergehen. Fest steht: Diese jüngste Entdeckung der Sauerstoff produzierenden Mineralien unterstreicht die dringende Notwendigkeit eines Moratoriums für den Tiefseebergbau!

++++ 23.07.24 – Instagram: Leonardo DiCaprio fordert Moratorium für den Tiefseebergbau

++++ 18.07.24 – Ratssitzung: Der Kampf um die Tiefsee geht in eine neue Runde

Einmal mehr wird in diesen Tagen auf Jamaika über den Tiefseebergbau in internationalen Gewässern verhandelt. Und nach wie vor steht viel auf dem Spiel: Wenn künftig Anträge über den Rohstoff-Abbau unter Wasser genehmigt werden, könnten unsere Ozeane irreversibel zerstört werden

Zu Beginn der Ratssitzung hat die Bewegung gegen den Tiefseebergbau weiteren Zulauf erhalten: Mit Griechenland und Peru setzen sich nun 27 Länder für ein Moratorium, eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot des Abbaus von Mangan, Kupfer oder Kobalt in internationalen Gewässern ein. Die zunehmende Opposition gegen den Tiefseebergbau aus verschiedenen Gebieten zeigt deutlich den fehlenden gesellschaftlichen Rückhalt für diese Industrie. Nichtsdestotrotz wird während der zweiwöchigen Sitzungen über einen umstrittenen Bergbau-Kodex debattiert werden, der von regulatorischen Lücken und Auslassungen geprägt ist. 

Sollte sich dieser Kodex in den nächsten Jahren durchsetzen, könnte er Unternehmen und Länder dazu veranlassen, eine Bergbaulizenz nach der anderen zu beantragen und eine unaufhaltsame Ressourcen-Plünderung in unserer Tiefsee auslösen.

GRD-Unterstützer Dr. Ulrich Kübler bringt es auf den Punkt: Es ist nicht möglich, ein Regelwerk für den Tiefseebergbau aufzustellen, das den extrem empfindlichen Lebensraum schont und die Tötung von Arten verhindert, die wir zum Teil noch überhaupt nicht kennen.

Aus diesem Grund muss die Bundesregierung ihre Bemühungen intensivieren. Statt einer „vorsorglichen Pause“ muss Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und sich für ein Moratorium einsetzen. Diese Forderung kannst du mit einem Protestbrief an Umweltministerin Steffi Lemke unterstützen.

++++ 04.04.24 – Politisches Statement: Deutschland muss sich für ein Moratorium aussprechen

Angesichts der täglich wachsenden Bedrohungen in unseren Ozeanen sollte die Tiefsee als gemeinsames Erbe der Menschheit eher eine vereinigende Kraft sein. Leider aber gibt es derzeit immer offensiver vorgetragene Absichten einiger Länder, den Bergbau in der zu weiten Teilen unerforschten Tiefsee anlaufen zu lassen und damit Prozesse in Gang zu setzen, deren Auswirkungen in keinster Weise abschätzbar sind.

Es ist schlichtweg nicht möglich, ein Regelwerk für den Tiefseebergbau aufzustellen, das den extrem empfindlichen Lebensraum schont und die Tötung von Arten verhindert, die wir zum Teil noch überhaupt nicht kennen. Nun droht aber ein unregulierter Wettlauf um die Bodenschätze in Wildwest-Manier. Die Integrität des Meeres und jener Arten, die am Beginn unserer Nahrungskette stehen, droht für immer zerstört zu werden. Deshalb darf der Tiefseebergbau niemals starten!

Um unser gemeinsames Erbe zu schützen, müssen wir uns hinter ein globales Moratorium stellen. Aus diesem Grund fordern wir das deutsche Umweltministerium auf, sich nicht nur für eine vorsorgliche Pause des Tiefseebergbaus, sondern für ein Moratorium auszusprechen und mit diesem deutlichen Stopp-Signal als Vorbild für andere Länder zu fungieren. Über unser digitales Formular kannst du dich unserer Forderung anschließen. 

Vielen Dank für deine wichtige Unterstützung zum Schutz der Tiefsee

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