Zahlen, Daten, Fakten: Was Sie über Segellegende, Abenteurer und GRD-Gründer Rollo Gebhard wissen müssen

Rollo Gebhard suchte die Freiheit auf dem Wasser
Am 7. Juli 2021 hätte Rollo Gebhard, Gründer der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD), seinen 100. Geburtstag gefeiert. Grund genug zurückzublicken auf das Leben und Wirken des Abenteurers, des dreifachen Weltumseglers und des leidenschaftlichen Delfinschützers. Wir haben hierfür bisher unveröffentlichtes Bildmaterial, Zitate und Videomaterial zusammengetragen. Außerdem berichten wir sowohl über seine größten Leistungen als auch über gefährliche Situationen, die Rollo Gebhard zu überstehen hatte.
Kompromisslos und risikofreudig in ein neues Leben
Mit 45 Jahren sämtliche Brücken hinter sich abzubrechen und einen völlig neuen Lebensweg einzuschlagen – dazu gehört eine Menge Mut, aber auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen. Rollo Gebhard hatte beides. Er war gewillt, sich auf neue – teils extreme – Herausforderungen einzulassen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Kompromisslos begann Rollo Gebhard, für seinen Traum zu leben und dafür erhebliche Entbehrungen in Kauf zu nehmen. Und wenn es das Ziel wert war, scheute er kein Risiko.
In den 45 Jahren vor seiner Atlantiküberquerung in einem Kleinstboot aus Sperrholz hatte Rollo Gebhard bereits viele Höhen und Tiefen durchlebt: Seine Kindheit an stetig wechselnden Orten in Oberbayern, Sachsen, den Niederlanden und der Schweiz. Den Zweiten Weltkrieg an der Ostfront. Die Rückkehr in das gänzlich zerstörte Dresden und die darauffolgende Armut. Den Tod seiner jungen Frau infolge eines Gehirntumors.
Wie Rollo Gebhard sich bei Piraten Eindruck verschaffte
Beruflich zog es Rollo Gebhard in den 1950er Jahren nach Garmisch, wo er als Theater-Schauspieler und Inhaber eines Musikgeschäfts agierte. Seine Leidenschaft galt aber dem Segeln – vollumfänglich. Nachdem er Geschäft und Haus verkauft und sein gesamtes Geld in sein Segelboot investiert hatte, wurde aus dem Kaufmann Rollo Gebhard der Abenteurer. Und gleich seine ersten Expeditionen sollten ihm um sein Leben bangen lassen: Zunächst auf einer Hansajolle im Roten Meer, wo er zehn Tage und Nächte gegen den Monsun ankreuzten musste.
Noch intensiver war der Überfall durch Piraten im Jemen. Diese verschleppten den Deutschen mitten in die Wüste in eine alte Burg und sperrten ihn in eine karge Zelle. Fest daran glaubend, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hat, wurde Gebhard nach einigen Stunden laufen gelassen. Warum dies geschah, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht war es sein ungewöhnlicher Auftritt, der die Piraten irritierte. „Da ich zu der Zeit noch als Schauspieler arbeitete, fiel es mir nicht schwer, den eingeladenen Gast zu mimen. Ich tat wahnsinnig erfreut, klopfte jedem auf die Schulter, streichelte ihre Maschinenpistolen, von denen ich wusste, dass sie ihre Heiligtümer waren“, beschrieb Gebhard die Situation in einem Interview.

Quasi über Nacht wird Rollo Gebhard berühmt
Einschüchtern lassen hat sich Gebhard von diesem Erlebnis nicht. Im Gegenteil. „Ich werde weiter segeln, erst auf dem Wasser fühle ich mich zu Hause, dort wachsen mir neue Kräfte.” Nachdem er das Erlebte und sein eigenes Fehlverhalten analysiert hatte, kaufte er sich sofort ein neues Boot, machte sich auf nach Italien und überquerte im Jahr 1963 in der „Solveig II“ den Atlantik. Nach 30 Tagen in New York angekommen, wurde Rollo Gebhard im Big Apple wie ein Held gefeiert.
Zu dieser Zeit hatte der Abenteurer, seinen Lebensunterhalt fortan aus öffentlichen Vorträgen über seine Segeltouren bestritt, bereits sein nächstes Ziel vor Augen: eine Weltumseglung. Diese absolvierte Gebhard von 1967 bis 1970 auf dem Fahrtenkreuzer „Solveig III“ – Typ „Condor 7“ und ein zweites Mal von 1975 bis 1979. Das Besondere an dieser für einen Deutschen bis dato einmaligen Leistung: Rollo Gebhard segelte einhand in einem gerade einmal sieben Meter langen Boot. Als Navigationsmittel stand ihm lediglich ein Sextant zur Verfügung und trotzdem gelang es ihm zweifach – auf völlig unterschiedlichen Routen – die Welt zu umrunden. Die „Solveig III“ war zu diesem Zeitpunkt das weltweit erste Boot, das gleich zweimal die Welt umrundete. Heute steht es im Schifffahrtsmuseum von Bremerhaven.
Millionen von Fans sahen Rollo Gebhard zur Prime-Time im ZDF
Obwohl seine Leistungen sich rekordverdächtig lesen war es nicht die Intention von Rollo Gebhard, Bestleistungen am laufenden Band aufzustellen. Das Ziel, andere Erdteile und fremde Völker kennen zu lernen, und all das ausschließlich von der Kraft des Windes getrieben, wird ihn sein Leben lang antreiben. Unterdessen begeistert der Abenteurer in der Heimat die Massen. Seine spannenden Dokumentationen zeigt das ZDF im Abendprogramm bei einer sensationellen Sehbeteiligung von über 50 Prozent und selbst sein erstes Buch „Ein Mann und sein Boot“ wird zum Bestseller.
Stationen im Leben von Rollo Gebhard
- 7. Juli 1921: Geburt in Salzburg
- 1938: Abitur
- 1956: Kauf des ersten Segelboots
- 1963: Atlantiküberquerung von Italien nach New York
- 1967: Start der ersten Weltumseglung (3 Jahre)
- 1975: Start der zweiten Weltumseglung (4 Jahre)
- 1980: Veröffentlichung seines ersten Buches “Ein Mann und sein Boot”
- 1983: Start der dritten Weltumseglung mit seiner späteren Frau Angelika (8 Jahre)
- 1991: Gründung der Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD)
- 1991: Verleihung des Trans-Ocean-Preises
- 1993: Expeditionsfahrten mit dem Motorboot
- 2001: Fahrt quer durch Russland “unter falscher Flagge”
- 27. Dezember 2013: † in Bad Wiessee (Tegernsee)
Im Alter von 70 Jahren kehrt Rollo Gebhard von seiner dritten Weltumseglung zurück, die insgesamt acht Jahre andauerte und einen Husarenritt beinhaltete: eine sechsmonatigen Non-Stop-Fahrt von Australien nach Emden. Mit an Bord war seine spätere Ehefrau Angelika, mit der er zusammen ein Erlebnis hatte, was seinem Leben nochmals einen neuen Wendepunkt gab: Nachdem ihr Boot in der Nähe der Hawaii-Inseln nachts keine Fahrt mehr machte und sich nicht steuern ließ, herrschte Ratlosigkeit bei den beiden Abenteurern. Mit Mühe gelang es ihnen, das Boot wieder flott zu machen, ohne aber den eigentlichen Grund auf die Spur zu kommen.
Erst einige Wochen später erfuhren sie von Fischern in Alaska, dass in jeder Nacht bis zu hundert Kilometer lange Treibnetze (Driftnets) von japanischen Fischdampfern ausgeworfen würden, um den begehrten Thunfisch zu fangen. In diese Netzen aber gelangen nicht nur Thunfische, sondern unzählige Meerestiere, vor allem Delfine und kleine Wale als sogenannter Beifang.
Fotogalerie: Eindrücke aus dem Leben des Abenteurers und Dokumentarfilmers Rollo Gebhard. Das zum Teil bis dato unveröffentlichte Bildmaterial wurde von seiner Frau Angelika zur Verfügung gestellt.
Ein Boykottaufruf und seine Folgen
In ein solches Netz hatte sich ihr Boot verfangen – und es sollte noch eine weitaus größere Tragkraft besitzen. Fortan engagierten sich die Gebhards mit aller Energie für den Delfin- und Meeresschutz. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland gründeten sie 1991 den gemeinnützigen Verein Gesellschaft zur Rettung der Delphine, dessen Leitung Rollo Gebhard bis zu seinem Tod vor acht Jahren inne hatte. „An Land wäre dieser beispiellose Tiermord undenkbar. Wir vernichten ja auch nicht einen ganzen Wald, um zwei Rehe zu erlegen“, begründete Rollo Gebhard den damaligen Entschluss, die GRD ins Leben zu rufen.
Damit nicht genug: Als Mann der Praxis fegte Gebhard öffentlichkeitswirksam Dosen mit delfintödlichem Thunfisch aus Supermarktregalen und rief zum Boykott dieser Produkte auf. Darüber hinaus etablierte er in Deutschland das Delfinschutzprogramm „SAFE“. Die angeschlossenen Importeure und Händler verpflichten sich, ausschließlich Thunfisch anzubieten, bei dessen Fang keine Delfine getötet wurden.

Die Botschaften von Rollo Gebhard haben auch acht Jahre nach seinem Tod nicht an Aktualität verloren. Foto: A. Alexander
Wie Delfine das Leben von Rollo Gebhard prägten
In unzähligen Vortragsveranstaltungen hat Rollo Gebhard bis ins hohe Alter die ökologische Katastrophe in den Meeren zum Thema gemacht. Auf die Frage eines Journalisten, warum Delfine in seinem Leben eine so große Rolle spielen, gab der Träger des Bundesverdienstkreuzes zur Antwort: „Einmal haben mir Delfine vor der Küste Südafrikas das Leben gerettet, als mein sieben Meter Schiffchen drohte, an einer Korallenbank zu stranden. Ich war eingeschlafen, sie hatten mich mit ihren aufgeregten Pfeiftönen geweckt! Und ich will etwas von dem zurückgeben, was mir die Meere und ihre Bewohner in ihrer unglaublichen Schönheit über viele Jahre geschenkt haben.“
Fotos: Angelika Gebhard
Bücher von Rollo Gebhard
- Ein Mann und sein Boot (1980)
- Seefieber (1983)
- Mit Rollo um die Welt (1985)
- Leinen los – wir segeln um die Welt (1986)
- Mein Pazifik (1989)
- Rolling home (1992)
- Gewässer ohne Grenzen (1994)
- Wellen, Wind und Abenteuer (1995)
- Freiheit auf dem Wasser (1998)
- Blaue Donau – Schwarzes Meer (2001)
- Unter falscher Flagge (2003)
- Logbuch eines Lebens (2005)
- Meine Südsee (2010)
Eine Auswahl der Werke von Rollo Gebhard finden Sie in unserem Shop auf www.delfin-laden.de
Weitere Artikel
WE ARE ONE: Die GRD bringt Delfin- und Meeresschutzthemen auf die Messe boot
Vom 18. bis 26. Januar 2025 ist die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) wieder auf der weltweit größten Wassersportmesse, der boot, vertreten (Halle 11, Stand G31). Unter dem Motto WE ARE ONE machen die Münchner Delfinschützer:innen auf die wachsende Bedrohung der Ozeane aufmerksam und betonen, dass der Schutz der Meere und ihrer Bewohner eine globale Verantwortung ist. Im Mittelpunkt des diesjährigen Messeauftritts stehen die internationalen Delfinschutzprojekte der GRD, mit einem besonderen Fokus auf die existenzbedrohende Situation der Delfinpopulationen im Roten Meer bedingt durch den ausufernden Tourismus in Ägypten.
weiterlesenMit den GRD-Geschenkideen Gutes bewirken
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und viele von uns fragen sich, was sie ihren Liebsten in diesem Jahr schenken können. Unsere Antwort ist eindeutig: Schenkt etwas, das nicht nur Freude bringt, sondern auch Gutes bewirkt – für die Umwelt, für die Tierwelt und somit für uns alle. WE ARE ONE!
weiterlesenKippen, Schnuller, Deodorants und mehr: Knapp 30 Kilogramm Müll bei Isar-Clean-Up gesammelt
Ein rund 1,5 Kilometer langer Abschnitt entlang der Isar in München hat am 1. September 2024 rund 30 Kilogramm Müll ans Tageslicht gebracht – vor allem Kronkorken, Zigarettenreste, Plastik und Bierflaschen. Dies ist das ernüchternde Ergebnis einer Aufräumaktion der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD), Voice of the seas und ColorSwell, an der – angeführt vom GRD-Vorsitzenden Sigmar Solbach – bei hochsommerlichen Temperaturen rund 20 Helfer:innen teilnahmen. Allein die 2,4 Kilogramm gesammelter Zigarettenfilter hätten das Potenzial gehabt, etwa 700.000 Liter Grundwasser zu kontaminieren.
weiterlesen