Geisternetz tötet Kegelrobbe vor Rügen

von | 19. April 2023 | News - Geisternetze

Schleppnetz aus DDR-Zeiten erfolgreich geborgen

Herrenlose Fischernetze töten über Jahrzehnte unaufhörlich weiter! Diese Tatsache bestätigte sich bei der aktuellen Geisternetzbergung der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) vor Rügen einmal mehr. Bei der Bergung eines Schleppnetzes entdeckten ehrenamtliche Sporttaucher:innen den Kadaver einer Kegelrobbe, die erst kürzlich qualvoll verendet ist. Noch am gleichen Tag wurde das Netz durch den beherzten Einsatz der Meeresschützer:innen geborgen und stellt jetzt für die marine Artenvielfalt keine Gefahr mehr dar. 

Für eine Kegelrobbe kam jede Hilfe zu spät

Einst durch den Menschen an den Rand der Ausrottung gebracht, erholt sich der Bestand an Kegelrobben in der südlichen Ostsee seit der Jahrtausendwende langsam, aber kontinuierlich. Ein Tier durch ein herrenloses Fischernetz zu verlieren, ist daher schmerzhaft. Ort des Geschehens war das Wrack eines ehemaligen Kohlefrachters, der höchstwahrscheinlich im zweiten Weltkrieg gesunken ist und nun in rund 30 Metern Tiefe vor Rügen auf dem Grund der Ostsee liegt.

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Zu DDR-Zeiten hat sich am Wrack des Schiffes ein Schleppnetz verfangen, das seither unaufhaltsam weiterfischt. Jüngstes Opfer war jene Kegelrobbe, die am 14. April im Rahmen einer Geisternetzbergung von ehrenamtlichen Sporttaucher:innen unter Leitung des GRD-Projektpartners Wolfgang Frank verheddert im Netz gefunden wurde. Der Kadaver unterstreicht die Bedeutung der Bergung dieser tödlichen Altlasten der Fischerei, zumal jedes Jahr aufs Neue 5.000 bis 10.000 Netze und Netzteile allein in der Ostsee verlorengehen und die marine Artenvielfalt gefährden.  

Über neun Tonnen weniger Geisternetze seit 2020

Seit 2020 führt die GRD unter dem Motto „FÜR MEER LEBEN“ zusammen mit dem Geisternetzexperten Wolfgang Frank Bergungen vor Rügen durch, um die todbringenden Fallen unschädlich zu machen. Ohne das Engagement von Sporttaucher:innen aus ganz Deutschland wäre dieses GRD-Projekt nicht durchführbar. In 28 Metern Tiefe und unter widrigen äußeren Bedingungen haben sie am vergangenen Freitag einerseits Netzteile zerschnitten und andererseits Hebesäcke arretiert, sodass das ehemalige Schleppnetz mit einem Gewicht von rund einer Tonne an Bord des Begleitschiffs SAS-111 – „CHRISTIN-BETTINA“ gezogen werden konnte. Seit 2020 hat die GRD auf diese Weise knapp 9,3 Tonnen an Netzen und Netzteilen geborgen. 

Geisternetzbergung an Land

Die Sporttaucher:innen stellen sich dieser keinesfalls ungefährlichen Aufgabe, da sie den Umwelt- und Meeresschutz aktiv unterstützen möchten. Dass diese tatkräftige Unterstützung nicht zwingend im Meer, sondern auch an der Küste durchgeführt werden kann, zeigte sich an Tag 2. Da aufgrund von zu starken Wellen und Strömungen die Bergung in der Ostsee abgesagt werden musste, wurde kurzerhand ein Beach-Clean-Up nördlich von Prora durchgeführt.

Womit niemand gerechnet hatte: Insgesamt vier Stellnetze haben die Müllsammler bei dieser Aktion gefunden – sowohl direkt am Wasser als auch im angrenzenden Waldgebiet. Hinzu kamen: ein Altreifen, ein Röhrenfernseher sowie eine ausgediente Nebelgranate. Vor allem füllten sich die Säcke aber durch jede Menge Plastikmüll, Kronkorken, Zigarettenkippen und Hundekotbeutel.    

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Weitere Planungen zum Schutz der Ostsee

Die nächste Geisternetzbergung der GRD in Zusammenarbeit mit Wolfgang Frank ist für den August 2023 geplant. Zuvor wird es im Mai einen Workshop auf Rügen geben, bei dem Sporttaucher:innen fit gemacht werden, um an Geisternetzbergungen teilnehmen zu können. Dieser ist bereits ausgebucht; Anmeldungen für weitere Workshops können sind auf der Website der GRD jederzeit willkommen.  

Ermöglicht werden diese Aktionen dank der großzügigen Unterstützung durch die Deutsche Postcode Lotterie, die Taucher:Innen, Wolfgang Frank sowie durch alle Unterstützer des GRD-Projekts „Geisternetzbergungen in der Ostsee“. Durch die Auktion „Kunst statt Kunststoff“ der Agentur Medienmonster aus Kiel wurden dem Schutz der Ostsee jüngst zusätzlich 1.840 Euro gespendet. 

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