SAFE

Spezialfall Thunfischfang im tropischen Ostpazifik (ETP)

SAFE: Spezialfall Thunfischfang im tropischen Ostpazifik (ETP)

Sonderfall Delfine und Thunfisch

Unter “delfinsicherem” oder “delfinsicher gefangenem” Thunfisch versteht man nach der strengen Definition des amerikanischen Earth Island Institute (EII) sowie nach den gesetzlichen Vorgaben in den USA Thunfisch, bei dessen Fang keine “delfintödlichen” Fangmethoden zum Einsatz kommen.

Firmen, die sich diesen strengen Richtlinien für “delfinsicher” des Earth Island Institute verpflichtet haben, sind an dem Aufdruck des Logos SAFE auf ihrer Thunfischware zu erkennen bzw. werden auf unserer Positivliste der als “delfinsicher” anerkannten Firmen und Marken genannt.

Delfinsicherer Thunfisch in den USA

Anders als in Deutschland darf in den USA Thunfisch nur dann als “delfinsicher” bezeichnet werden, wenn er der gesetzlichen Definition entspricht, wonach der Thunfisch weder mit Treibnetzen noch durch Setzen von Netzen um Delfinschulen gefangen wurde.

Delfine als billiges Mittel zum Zweck

Im tropischen Ostpazifik sind Thunfischschwärme oft mit Delfinschulen (Spinnerdelfine und Schlankdelfine) vergesellschaftet (die Delfine schwimmen an der Wasseroberfläche, der Thunfischschwarm bis zu 150 m darunter). Ein bis heute rätselhaftes und nur in dieser Meeresregion zu beobachtendes biologisches Phänomen.

Manche Fangschiffe nutzen die Delfine, um den Thunfisch aufzuspüren. Nachdem eine Delfinschule geortet wurde, werden die Meeressäuger mit mitgeführten schnellen Beibooten bis zur völligen Erschöpfung gehetzt und in die Netze (Ringwade) getrieben. Dann wird die Ringwade unterhalb des Thunfischschwarms wie ein Beutel zugezogen. Delfine und Thunfische befinden sich jetzt im Netz.

Bevor der Thunfisch an Bord geholt wird, werden die Delfine durch Herablassen des oberen Netzteils freigelassen. Allerdings kann nicht jeder Delfin lebend gerettet werden. Durch diese Fangtechnik sterben jedes Jahr mehrere Hundert Delfine. Es ist also keineswegs so, dass sich bei dieser Methode ab und zu mal ein Delfin im Netz verfängt. Im Gegenteil, die Delfine werden gezielt “missbraucht”, um den Thunfisch zu fangen. Die Delfingruppen umfassen dabei mehrere Hundert, oft über 1000 und mitunter sogar 2000 oder mehr Tiere!

Diese Fangmethode ist einzigartig auf der Welt und kommt nur im tropischen Ostpazifik zum Einsatz. Sie ist tierquälerisch und ethisch absolut inakzeptabel!

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Delfinbeifang - Delfinmassaker

Die Technik des Jagens und Einkreisens mit Netzen von Delfinen, um Thunfisch zu fangen, kam Ende der 1950er-Jahre auf. Bis zur Einführung der strengen Auflagen durch das Internationale Kontrollprogramm für delfinsicheren Thunfisch/SAFE des EII und der strengen gesetzlichen Bestimmungen in den USA Anfang der 1990er-Jahre sowie weiterer (zunächst nur freiwilliger) Beifang reduzierender Maßnahmen starben bei dieser Fangmethode über 6 Millionen Delfine im tropischen Ostpazifik! Denn bis dahin ließ man die Delfine elendig im Netz sterben.

Ein Vergleich verdeutlicht das Ausmaß dieses ungeheuerlichen Beifangtods: Etwa 2 Millionen Wale wurden im kommerziellen Walfang im 20. Jahrhundert getötet. Heute werden die Delfine zwar vor dem Anbordholen des Fischfangs freigelassen, dennoch sterben offiziell noch immer bis zu 5000 Delfine jährlich bei dieser Fangmethode. Experten vermuten, dass die Dunkelziffer noch weitaus größer ist.

Es handelt sich um den weltweit größten dokumentierten Beifang von Meeressäugern!

Reduzierung des Delfinbeifangs durch die Fischereiorganisation IATTC

Die IATTC (Inter-American Tropical Tuna Commission) ist die für den östlichen Pazifik zuständige regionale Fischereikommission für Thunfisch. Sie bestimmt Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Fischereiressourcen in internationalen Gewässern. Sie setzt sich aus Vertretern der Mitgliedsländer zusammen, die von der jeweiligen Regierung bestimmt werden. Theorie und Wirklichkeit der nachhaltigen Bewirtschaftung scheitern leider oft am Veto von Fischereinationen, die nur kurzfristiges Profitdenken kennen.

Zur Reduzierung des Beifangs von Delfinen beim Thunfischfang hat die IATTC 1999 ein Programm – von der Industrie euphemistisch als Delfin”schutz”programm bezeichnet – eingeführt (AIDCP/Agreement on the International Dolphin Conservation Program), das die “Treibjagd” auf Delfine allerdings weiterhin erlaubt, wenngleich die Delfine vor dem Anbordholen des Thunfischs wieder befreit werden.

Da aber nicht alle Delfine rechtzeitig gerettet werden können, wird eine gewisse Anzahl (5000) von toten Delfinen akzeptiert. Jedes Jahr werden “Todesquoten” für einzelne Schiffe zugeteilt, sind diese “aufgebraucht”, dürfen keine Netze mehr um Delfine gesetzt werden und es kommen andere Methoden zum Einsatz. Das AIDCP wird vom EII, der GRD, vielen anderen Naturschutzorganisation und den USA als Programm zum Schutz von Delfinen NICHT anerkannt, weil es den Tod von Delfinen – 2009 waren es offiziell knapp 1300 – billigend in Kauf nimmt und weil die Hetzjagd brutale Tierquälerei ist.

Gehetzt, gejagt und eingefangen. Welche Auswirkungen hat die Hetzjagd auf die Delfine?

Im Fanggebiet, für das die IATTC zuständig ist, leben Populationen von drei verschiedenen Delfinarten: Östlicher Spinnerdelfin, Nordöstlicher Fleckendelfin und Gemeiner Delfin. Von den beiden Hochseearten (Spinner- und Fleckendelfin) sollen im IATTC-Fanggebiet ursprünglich einmal mindestens 5 Millionen Tiere gelebt haben. Seit den späten 1950er Jahren, als man begann beim Thunfischfang Netze um Delfinschulen zu setzen, sank die Populationsgröße dieser beiden Arten um 80 Prozent!

Vom Gemeinen Delfin, der in verschiedenen Populationen entlang der Küsten von Zentral- und Südamerika vorkommt, sind keine Zahlen über Bestand und Entwicklung der Populationen bekannt, da die betroffenen Länder sich weigern, einer Aufforderung der der US-Fischereibehörde nachzukommen und Bestandserhebungen für diese Art durchzuführen.

Es mag zwar eine langsame Zunahme der Populationsstärke geben, doch keine der betroffenen Arten erholt sich in dem Maße, das man erwarten könnte, wenn die Delfinfangmethode nicht eingesetzt würde. Dies haben Wissenschaftler der US-Fischereibehörde festgestellt. Die IATTC selbst führt KEINE Bestandserfassungen über den Zustand der in ihrem Fanggebiet lebenden Delfinpopulationen durch!

In den letzten Jahren wurde die “Delfinfang-Methode” im Schnitt etwa 11.000 Mal im Jahr angewandt, grob umgerechnet heißt das ca. 30 Mal am Tag! Wissenschaftler haben errechnet, dass manche Delfinschulen mitunter bis zu 3 mal täglich gehetzt, gejagt und mit dem Netz eingefangen werden. Wissenschaftler vermuten, dass neben den dokumentierten Todesfällen von Delfinen, die im Netz sterben, viele weitere während der Hetzjagd und nach dem Freilassen an während Jagd und Fang erlittenen Verletzungen sterben. Zudem schädigt die Hetzjagd Gesundheit und Fortpflanzungsvermögen der Delfine. Sie versetzt die Delfine in Stress und Panik.

Während der Hetzjagd erleiden die Delfine Verletzungen, Mutter-Kind-Paare werden auseinandergerissen und noch von der Muttermilch abhängige Jungtiere sterben, trächtige Delfine erleiden Fehlgeburten.

Welche Thunfisch-Fangmethoden gibt es im tropischen Ostpazifik?

Abgesehen von Langleinen und Angelruten kommen im Ostpazifik 3 Techniken mit Ringwadennetzen zum Fang von Thunfisch zum Einsatz:

  • Delfinschulen, unter denen die Thunfische mitschwimmen
  • Lockbojen (Fischsammlern / FADs), unter denen sich die Thunfische versammeln
  • freischwimmende Thunfischschwärme

Bei “Lockbojen” handelt es sich um künstliche oder natürliche Gegenstände, unter denen sich die Thunfische sammeln, in der Fachsprache auch Fish Aggregating Devices (FAD) genannt. Der Einsatz von FADs in der derzeitigen Form wird von uns und anderen Naturschützern abgelehnt, da dabei viel Beifang an Haien, anderen Fischen und auch zu jungen Exemplaren der Zielfischart (Gelbflossenthun) anfällt.

Der Fang von frei schwimmenden Thunfischschwärmen ist aus ökologischer Sicht der selektivste unter den Ringwadenmethoden. Hierbei fällt kaum Beifang an.

Unter dem IATTC ist JEDE Fangmethode erlaubt

Nur Fangfirmen, die sich den strengen Bedingungen von SAFE verpflichtet haben, setzen keine Netze um Delfinschulen.

2009 sah die Verteilung der 3 Ringwaden-Methoden beim Thunfischfang laut offiziellen IATTC-Angaben so aus:

  • 10.910 Mal wurden Netze um Delfine gesetzt (mit 178.284 t Gelbflossenthun, 2,758 t Skipjack, 1 t Großaugenthun)
  • 8.800 Mal kamen Lockbojen zum Einsatz (mit 36.147 t Gelbflossenthun, 156.879 t Skipjack, 75.392 t Großaugenthun)
  • 7.278 Mal wurden frei schwimmende Thunfischschwärme gefangen (mit 21.459 t Gelbflossenthun, 70.031t Skipjack, 1.120 t Großaugenthun)

Beim Thunfischfang mit sogenannten Lockbojen werden natürliche (Treibgut etc.) und künstliche Lockbojen unterschieden. Natürliche Lockbojen spielen allerdings nur eine geringe Rolle, sie machten 2009 gerade mal 4.5% des Lockbojenfangs aus, künstliche Lockbojen dagegen 95,4%. Deutlich ist, dass mit der Delfinfangmethode der meiste Gelbflossenthun gefangen wird.

Fangschiffe, die Delfine zum Thunfischfang jagen und einkreisen, setzen auch die beiden anderen Ringwaden-Methoden ein, denn sie werden jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um einen Thunfischschwarm zu fangen, sei er unter einer Delfinschule, einer Lockboje oder frei schwimmend.

Warum wurde die Delfinfangmethode nicht ganz verboten?

Aus fischereiwirtschaftlicher Sicht ist diese Methode am effektivsten, weil der Fischschwarm (anhand der an der Oberfläche schwimmenden Delfinschulen) leicht und schnell zu orten ist und dabei meist nur große Gelbflossenthunfische, die bereits gelaicht haben, gefangen werden (kleinere sind nicht schnell genug, um mithalten zu können).

Die Industrie hat kein Interesse daran, die Delfinfangmethode zu verbieten. Im Gegenteil, sie hofft darauf, die Methode des Delfinfangs für Thunfisch noch öfters anzuwenden, und sieht darin Potenzial, die Mengen des Gelbflossenthunfischfangs noch zu erhöhen. Das ist einfacher als die Umsetzung von wirklichen Maßnahmen zur Schonung des Fischbestands und zur Reduzierung von Beifang aller Arten. Die Schonung eines Fischbestands ist wichtig, ebenso wichtig ist es aber, dass bei der Fangmethode keine anderen Tiere sterben.

Eine Verrechnung von Beifangarten gegeneinander oder von Fischbestandsschonung versus Delfinquälerei und Delfintodesraten ist für uns NICHT akzeptabel!

Kann man dem Verbraucher Gelbflossenthunfisch aus dem Ostpazifik als ökologisch unbedenklich empfehlen? NEIN! Weil:

  • Der Bestand des Gelbflossenthunfischs im tropischen Ostpazifik steht kurz vor der Überfischung.
  • Es sind keine ausreichenden Managementmaßnahmen zum Schutz des Gelbflossenthunfischbestands in Kraft. Nach der Internationalen Stiftung für nachhaltige Fischbestände ISSF (International Seafood Sustainability), einem Zusammenschluss aus Vertretern von Industrie, Fischereibehörden und Naturschutzorganisationen, gilt der Bestand des Gelbflossenthunfischs im Ostpazifik als besorgniserregend, weil adäquate Managementmaßnahmen fehlen.
  • Selbst die Wissenschaftler der Fischereikommission IATTC halten die derzeitigen Fischerei-Management-Maßnahmen zum Erhalt des Bestands für den Gelbflossenthunfisch für ungenügend und fordern u.a. längere Schonzeiten (also Fangverbote insbesondere zu den Laichzeiten des Thunfischs). Eine Forderung, der sich auch die GRD anschließt.
  • Es kommen Fangmethoden zum Einsatz, die den größten dokumentierten Beifang an Meeressäugern verursachen, die tierquälerisch sind, die hohen Beifang an Haien, Schildkröten und anderen Fischen verursachen!

 

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