Delfin-Tourismus hat negative Auswirkungen auf Delfine

Schwimmen mit Delfinen

Tourismus hat negative Auswirkungen auf Delfine

Was Menschen mögen, verursacht Stress bei Meeressäugern

Menschliche Interaktionen mit Delfinen kann bei den Meeressäugern großen Stress verursachen. Untersuchungen vor der Küste der ostafrikanischen Insel Sansibar, wo der Delfin-Tourismus recht intensiv ist, zeigten, dass die menschliche Anwesenheit das Verhalten der Delfine stark verändert: Sie kümmern sich weniger um ihren Nachwuchs, kommen nicht zur Ruhe, verbringen nur halb so viel Zeit mit Futtersuche, Spielen und Schmusen. Zum Ausruhen kommen sie nur noch in einem Viertel der üblichen Zeit. Die Folge: die Tiere sind ruhelos, erschöpft und genervt!

Vor der Küste Sansibars werden Touristen mit Booten bis auf wenige Meter in die Nähe der dort lebenden Gruppen von Großen Tümmlern gebracht, um sie im Wasser zu beobachten und anzufassen. Am schlimmsten war der Stress für die Tiere dann, wenn Schwimmer ganz nahe kamen und versuchten, sie zu berühren. Die Meeresbiologen fordern nun Beschränkungen, um negative Langzeitfolgen von Delfintouren zu minimieren.

Doch der Tourismus lebt von Delfinen

Die Touristen glauben sich beim Delfin-Schwimmen vielleicht im Einklang mit der Natur, für die Tiere sind die Belastungen jedoch groß: Durch Energiemangel – bedingt durch weniger Zeit zur Futtersuche und kürzere Ruhephasen – sind sie schneller erschöpft und weniger wachsam. Außerdem fehlt es ihnen an der notwendigen Zeit für die Jungen-Aufzucht. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass immer wenn Touristenboote präsent waren, die Delfine aufgeregt waren und weniger Zeit zum Jagen oder für eigene soziale Interaktion aufwandten. Sie verbrauchen viel zu viel Energie, um den Touristenbooten zu entkommen, die ihnen nachfahren.

Wenn die Boote mit den Touristen da waren, sank die Ruhezeit von 38 auf zehn Prozent des Tages. Der Zeitaufwand für die Futtersuche sank von 19 auf zehn Prozent. Bei Anwesenheit der Touristenboote wurden die Delfine extrem aktiv. Der Zeitaufwand des Herumschwimmens stieg von 33 auf 77 Prozent und wurde zur dominanten Aktivität im Beisein der Boote.

Dies hat negative Auswirkungen nicht nur auf einzelne Tiere, sondern auf die gesamte Schule. Auf lange Sicht – befürchten die Forscher – könnte die Population aus ihrem Lebensraum vertrieben werden.

Es gibt zwar Regeln, die etwa vorschreiben, dass Touristen im Wasser warten sollen, ob die Tiere von selbst herkommen – nur werden sie nicht eingehalten. Nach Ansicht der Wissenschaftler sind gesetzliche Regelungen, wie sie z.B. im Süden von Mosambik gelten, dringend notwendig.

Die Forderung hat jedoch einen Haken. Delfintouren werden an der Südküste Sansibar bereits seit 1992 angeboten. Dieser Tourismuszweig verdrängte im Laufe der Zeit die traditionelle Jagd auf die Meeressäuger komplett!

Allerdings ist der Delfintourismus in seiner derzeitgen Form sicher nicht nachhaltig. Bis zu 30 Boote scharen sich um eine Delfingruppe, ein trauriger Anblick, den man z.B. auch aus dem Roten Meer (Hurghada) zur Genüge kennt. Die Forscher sind sich allerdings recht sicher, dass Einheimische und Touristen ein Gesetz akzeptieren würden, wenn man sie gleichzeitig darüber aufklärt, dass der unkontrollierte Tourismus den Delfinen schadet. Der beste Ansatz wäre es – nach Ansicht der Wissenschaftler – die Tiere frei entscheiden zu lassen, ob sie zu den Menschen kommen wollen oder nicht, anstatt ihnen nachzufahren.

Quellen: sueddeutsche.de/pte/GRD
Fotos: Sylvan Oehen (oben) / Angela Ziltener (DWA)

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!