Neue Delfinart bestätigt alte Evolutionstheorie

Artenkunde

Neue Delfinart bestätigt alte Evolutionstheorie

Nun ist es offiziell – es gibt vier Buckeldelfinarten. Der Australische Buckeldelfin ist der neuste Zugang dieser Gattung. Seine Existenz zeigt zudem, wie geografische Grenzen die Tierwelt formen.

Es hat lange gedauert: 17 Jahre lang haben internationale Walforscher daran gearbeitet, ein wenig Ordnung in eine Unterabteilung des Stammbaums der Meeressäuger zu bekommen. Sie haben alle verfügbaren historischen Daten analysiert, Beschreibungen und Genanalysen von Arten ausgewertet, um in der Gattung der Buckeldelfine aufzuräumen. Und nun ist es so weit: Sie präsentieren eine neue Art, den “Australischen Buckeldelfin“. Thomas A. Jefferson und Howard C. Rosenbaum von der Wildlife Conservation Society berichten von der neuen Aufteilung der Arten im Magazin “Marine Mammal Science”.

Es gibt mindestens vier Arten von Buckeldelfinen

Bereits vor einem halben Jahr hatten die Wissenschaftler das Tier einer eigenen Art zugeordnet, der wissenschaftliche Name wurde nun von der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur (ICZN) bestätigt. Damit ist klar, dass es mindestens vier Arten von Buckeldelfinen gibt: Den Kamerunflussdelfin (Sousa teuszii), den Chinesischen Weißen Delfin (Sousa chinensis), den Bleifarbenen Delfin (Sousa plumbea) und eben Sousa sahulensis, den Australischen Buckeldelfin.

Der Neuzugang auf der Artenliste lebt in den Küstengewässern von Nordaustralien und Neuguinea. Sein Artname, sahulensis, bezieht sich auf das Sahul-Schelf, die nördliche Fortsetzung des australischen Kontinents. Alle Buckeldelfine zeichnen sich durch einen Höcker hinter ihrer Rückenflosse aus, ihren Buckel.

Neue Säugetierarten werden relativ selten in freier Natur entdeckt. Häufiger stoßen Zoologen bei den bereits bekannten Arten auf Unstimmigkeiten. Häufig genug ähneln sich die Tiere in Aussehen und Verhalten so stark – oder sind so selten, dass man kaum Vergleichsmöglichkeiten hat -, dass nur die Analyse des Erbgutes Rückschluss darauf liefert, dass es sich bei zwei Tieren, die vermeintlich einer Art angehören, doch um zwei getrennte Arten handelt.

Unsichtbare Grenze im Ozean

Die Buckeldelfinarten scheinen sich an die von Alfred Russel Wallace entdeckte “Wallace-Linie” zu halten. Der Naturforscher Wallace hatte vor rund 150 Jahren, also zu der Zeit, als auch Charles Darwin seine Evolutionstheorie ersonnen hat, Tiere und Pflanzen des Malaiischen Archipels erkundet. Er fand dabei heraus, dass es eine Barriere zu geben scheint, welche die asiatischen Tiere von den australischen Tieren trennt.

Diese biogeografische Grenze verläuft im Norden zwischen Borneo und Sulawesi, weiter südlich zwischen den indonesischen Inseln Bali und Lombok. Ihre geografische Grundlage sind praktisch Zeugnisse der frühen Kontinente, als sich auf der australischen Seite der Linie andere Arten entwickelten als auf der asiatischen. Die Wallace-Linie passt zudem in das Bild der Evolution, wonach Arten durch biogeografische Grenzen entstehen können.

Eine Durchmischung der Arten fand kaum statt, da die Meere zu tief oder zu weit oder die Strömungen zu stark waren, als dass Tiere sie hätten häufig überqueren können. Der Australische Buckeldelfin findet sich östlich der Wallace-Linie, der Chinesische Weiße Delfin westlich. “Jetzt haben wir endlich einige Fragen über die Buckeldelfine beantworten können, zum Beispiel, wie viele Arten es von ihnen gibt”, so Forscher Thomas A. Jefferson.

Alle Buckeldelfinarten sind gefährdet

Sein Kollege Howard C. Rosenbaum von der Wildlife Conservation Society ergänzt: “Durch die formale Benennung einer neuen Art müssen wir unsere Schutzpläne für diese Delfine auf den neusten Stand bringen. Alle Buckeldelfinarten werden durch Fischerei, Schifffahrt und Veränderung ihrer Küstenhabitate gefährdet. Ohne einen besonderen Schutz sind alle an den Küsten lebenden Delfinarten, nicht nur die Buckeldelfine, gefährdet.”

Von Pia Heinemann, aus “Die Welt” vom 03.08.2014
Foto oben: Kai Binder – Das Netz

 

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