Wieder da: Rosa Delfine vor Hongkong

Weniger Schiffsverkehr = Mehr Delfine
Überall auf der Welt wissen Meerestiere den zurückgegangenen Schiffsverkehr seit Ausbruch der Pandemie zu schätzen. So auch in den Gewässern vor Hongkong. Dort sind Rosa Delfine oder Chinesische Weiße Delfine (Sousa chinensis) wieder in größerer Zahl anzutreffen. Sie profitieren davon, dass seit Monaten weniger Containerriesen den Hafen anlaufen. Auch zwischen den vorgelagerten Inseln fahren jetzt nicht mehr so viele Schnellfähren. Wie alle Buckeldelfine leben Rosa Delfine sehr küstennah. Die mit vielen umherfahrenden Schiffen verbundenen Lärmemissionen vertreiben die recht scheuen Meeressäuger oder verursachen tödliche Kollisionen. Jetzt verzeichnet man bis zu 30 Prozent mehr Sichtungen von Rosa Delfinen vor Hongkong. Dabei kehrten auch Individuen zurück, die seit mehreren Jahren nicht mehr vor Honkong gesehen wurden.
Chinesische Weiße Delfine oder Rosa Delfine gehören zu den Buckeldelfinen
Die Populationen dieser zu den Buckeldelfinen zählenden Art vor Hongkong und in der Taiwanstraße gehören zu den weltweit am stärksten vom Aussterben bedrohten Meeressäugern. Nach Schätzungen der Chinesischen Akademie für Fischereiwissenschaften soll es nur noch rund 2000 dieser Delfine in den Meeresgebieten rund um China geben.
Rosa Delfine vor Hongkong: Hohe Sterblichkeit bei Jungtieren
Seit Jahren beobachten Wissenschaftler mit Sorge unter den Rosa Delfinen vor Hongkong eine hohe Jungtier-Sterblichkeit. Zurückgeführt wird dies vor allem auf Wasserverschmutzung. Experten befürchten das Erlöschen der etwa fünf noch existierenden Unterpopulationen dieser noch weitgehend rätselhaften und streng geschützten Delfinart vor Hongkong.
Vermutungen, dass die kleinen Rosa Delfine vor Hongkong an kontaminierter Muttermilch sterben, bestätigten sich allerdings nicht.

Ein junger Bleifarbener Delfin. Die Art ist eng mit den Rosa Delfinen vor Hongkong verwandt. Foto: Brett Atkins
Schwerer Stand für die Pandas der Meere
Es hilft den oft rosa gefärbten, langschnabeligen Meeressäugern mit ihrem charakteristischen Buckel wenig, dass sie eine Art Maskottchen für viele Chinesen sind. In der Bevölkerung genießen sie als „Pandas der Meere“ (Taiwanesen nennen sie „pink dolphins“) große Beliebtheit. Doch Landhunger und wirtschaftlicher Wachstumsdruck der drittgrößten Metropolregion der Volksrepublik China ließen sich bis zum Ausbruch der Pandemie einfach nicht aufhalten.
So gelang es trotz erheblicher Anstrengungen bislang nicht, den Bestand der Rosa Delfine vor Hongkong zu stabilisieren.

Bleifarbener Delfin (Sousa plumbea). Die Art ist eng mit den Rosa Delfinen vor Hongkong verwandt. Foto: Brett Atkins
Buckeldelfine sind braungrau, hellgrau, pink oder weiß
Diese zwischen 2m und 3m großen und bis zu 200kg schweren Delfine zeichnen sich durch ihren charakteristischen längsgezogenen Rückenbuckel in der Mitte ihres massigen Körpers aus. Außerdem durch eine lange, schlanke Schnauze und die Variationen ihrer Körperfarbe (Braungrau, Hellgrau, Pink oder Weiß).
Der schwedische Entdecker Per Osbeck war höchst erstaunt, als er 1765 im Chinesischen Meer „spielende schneeweiße Delfine“ fand. Buckeldelfine bevorzugen Mangrovensümpfe, Lagunen und Mündungen. Aber auch Areale mit Riffen, Sand- und Schlammbecken, wo sie Fische, Krustentiere und Mollusken jagen.
Jungtiere springen oft und machen dabei komplette Rückwärtssaltos. Gelegentlich liegen diese Delfine auf der Seite und „winken“. Die langsam schwimmenden Tiere schließen sich gern mit Großen Tümmlern, Indischen Schweinswalen und Ostpazifischen Delfinen zusammen.
Man unterscheidet heute vier Arten von Buckeldelfinen:
- Kamerunflussdelfin (Sousa teuszii)
- Chinesischer Weißer Delfin (Sousa chinensis)
- Bleifarbenener Delfin (Sousa plumbea)
- Australischer Buckeldelfin (Sousa sahulensis)

Delfinmutter trauert um ihr Jungtier
Im Juli 2012 sorgte ein Video eines Rosa Delfins weltweit für Aufsehen: Eine Delfinmutter trug ihr durch eine Schiffskollision getötetes Baby weit hinaus ins Meer, wo es seine letzte Ruhe finden sollte.
Augenzeugen berichteten, dass der kleine Körper des toten Babys durch die starke Strömung immer wieder vom Rücken der Mutter rutschte. Doch stets brachte sie den kleinen Körper erneut in Position quer vor ihrer Rückenfinne, um ihn weiter transportieren zu können – bis der Platz für die letzte Ruhe erreicht war. Die Mutter blieb zwei bis drei Tage lang bei ihrem toten Baby, bis sie endgültig Abschied nahm.

Grafik: Dr. Simon Elwen from Sea Search and Coen Soeteman from HAS University
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