Letzte Chance für die letzten rosa Delfine vor Taiwan
Die Taiwanesen lieben ihre rosa Delfine. Doch allen Schutzbemühungen zum Trotz nimmt ihre Zahl immer weiter ab.
Bei der letzten Erfassung dieser Population des Chinesischen Weißen Delfins (Sousa chinensis) – eine der vier anerkannten Buckeldelfinarten – kam man 2010, laut Courthouse News Service, auf einen Bestand von nur noch 74 Tieren, die in der Taiwanstraße leben. Andere Quellen sprechen von bis zu 100 Delfinen. Sie leben wie alle Buckeldelfine sehr küstennah und leiden besonders stark unter menschlichen Aktivitäten wie Beifangverlusten, Überfischung, Lärm, Wasserverschmutzung und baulichen Eingriffen an der Küste.
US-Behörde will die kleine Population als bedrohte Art einstufen
Auf Initiative mehrerer US-Naturschutzorganisationen stimmte die Nationale Meeres- und Fischereibehörde der US-Administration (NMFS) jetzt zu, die taiwanesische Population der rosa Delfine als eigenständige Unterart des Chinesischen Weißen Delfins (Sousa chinensis taiwanensis) einzustufen. Dies macht eine Anerkennung unter dem US Endangered Species Act als bedrohte Art möglich.
“Dies ist ein großer Erfolg für die taiwanesischen Weißen Delfine”, sagt Dr. Naomi Rose, Meeressäugerexpertin vom Animal Welfare Institute (AWI), wie Courthouse News Service berichtet. “Wir gratulieren der US-Regierung zu diesem signifikanten Fortschritt. Auch wenn diese Unterart einzig und allein vor Taiwan vorkommt, die jetzt in Aussicht stehende Einstufung als bedrohte Art wird die taiwanesischen Behörden nun, hoffentlich in Kooperation mit den USA, für noch strengere Schutzbemühungen motivieren”. Auf der Roten Liste der bedrohten Arten der World Conservation Union (IUCN) sind die Delfine der Taiwanstraße bereits als “stark bedroht” (critically endangered) eingestuft.
Taiwan will seine Delfine vor der Ausrottung bewahren
Seit 2008 gelten Rosa Delfine in Taiwan als bedrohte Art. 2009 wurde eine Task-Force eingerichtet, die sich für eine Erholung des Bestands einsetzt. Im September 2010 verabschiedete das Landwirtschaftsministerium einen umfassenden Schutz- und Managementplan, der neben direkten Schutzmaßnahmen auch Umweltbildungskampagnen für die Bevölkerung enthält. Und 2014 wurde an der Westküste der Insel ein Schutzgebiet eingerichtet.
Die 763 Quadratkilometer große Schutzzone umfasst das Meeresgebiet zwischen dem im zentralen Westen der Insel gelegenen Fischereihafen von Longfeng (Miaoli Distrikt) und dem Leuchtturm auf der Waisanding-Sandbank (Chiayi Distrikt) im Süden, auf Höhe der in der Formosa- oder Taiwanstraße liegenden Penghu- oder Pescadoreninselgruppe.
Nach Aussagen der staatlichen Landwirtschaftsbehörde sollen in der Schutzzone fortan Baumaßnahmen an der Küste und Fischereiaktivitäten strengen Restriktionen unterliegen. Ziel sei es, die sowohl für die Delfine als auch für die einheimischen Fischpopulationen wichtigen Überflutungsbereiche zu schützen.
Auch Fischer beteiligen sich und nehmen Einschränkungen in Kauf
Nach intensiven Gesprächen mit der Fischereindustrie und lokalen Fischern stimmten diese schließlich zu, dass im Schutzgebiet nur noch selektiver Fischfang möglich ist. Trawler, die unterschiedslos fangende Netze, wie z.B. Schleppnetze, einsetzen, dürfen sich der Küste nicht näher als bis auf 3 Seemeilen nähern. Zudem wollen die Fischer sich beim Delfinmonitoring beteiligen und Patrouillenfahrten durchführen.
Trotz all dieser erheblichen Anstrengungen gelingt es bislang leider nicht, den Bestand zu stabilisieren. Die rosa Delfine aus der Taiwanstraße gehören mit dem Vaquita, von dem es ungefähr nur noch 30 Exemplare geben soll, so zu den weltweit am stärksten vom Aussterben bedrohten Meeressäugern.
Rosa Delfine: Jetzt wird’s farbenfroh
Wie alle Sousa-Arten leben auch die taiwanesischen Weißen Delfine extrem küstennah. Sie werden zwischen 2 m und 3 m groß und erreichen ein Körpergewicht von bis zu 200 kg. Charakteristisch sind ihr längsgezogener Rückenbuckel in der Mitte des massigen Körpers, die lange, schlanke Schnauze und die vielen Variationen ihrer Körperfarbe (braungrau, hellgrau, pink oder weiß). In Taiwan heißen sie deshalb “pink dolphins”. In China, wo sie ebenfalls streng geschützt sind, nennt man sie “Panda der Meere”.
Delfinmutter trauert um ihr Jungtier
Im Juli 2012 sorgte ein sehr bewegendes Video eines rosa Delfins weltweit für Aufsehen: Eine Delfinmutter trug ihr durch eine Schiffskollision getötetes Baby weit hinaus ins Meer, wo es seine letzte Ruhe finden sollte.
Augenzeugen berichteten, dass der kleine Körper des toten Babys durch die starke Strömung immer wieder vom Rücken der Mutter rutschte. Doch stets brachte sie den kleinen Körper erneut in Position quer vor ihrer Rückenfinne, um ihn weiter transportieren zu können – bis der Platz für die letzte Ruhe erreicht war. Die Mutter blieb zwei bis drei Tage lang bei ihrem toten Baby, bis sie endgültig Abschied nahm.
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