„Mincho’s“ Leid bringt den Wandel: Mexiko verbietet Delfinshows und Zucht

Mexikanischer Senat beschließt Aus für Delfinarien – Zuchtverbot inklusive
Der mexikanische Senat hat einstimmig ein landesweites Verbot von Delfinshows beschlossen – auch die Nachzucht von Delfinen wird künftig untersagt. Dies ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft, von denen es in Mexiko 300 bis 400 gibt. Dass das neue Gesetz den Namen „Mincho Law“ trägt, ist kein Zufall: Der Delfin „Mincho“ erlitt während einer Show einen schweren Unfall. Die Bilder des Vorfalls lösten weltweite Empörung aus.
Was das „Mincho-Gesetz“ beinhaltet
Wie mexikanische Medien berichten, hat der mexikanische Senat einstimmig ein landesweites Verbot von Delfin- und anderen Meeressäuger-Shows beschlossen. Damit endet eine dreijährige Gesetzesinitiative, die durch öffentliche Empörung über Verstöße gegen das Tierschutzrecht ausgelöst wurde. Das Allgemeine Wildtiergesetz wurde entsprechend geändert: Künftig ist die „ausbeuterische Nutzung“ von Meeressäugern verboten – ausgenommen ist die wissenschaftliche Forschung, die von offiziell anerkannten Institutionen durchgeführt wird.
Der Widerstand der Delfinarien-Betreiber hatte die Umsetzung der bereits 2022 beschlossenen Gesetzesänderung zunächst verzögert, sahen sie darin doch die Gefährdung ihres ausbeuterischen Geschäftsmodells. Denn: In den Touristenhochburgen Mexikos florierten Delfinshows und Schwimmprogramme mit Delfinen über Jahrzehnte – auf Kosten der Tiere. Die Folgen für die Meeressäuger waren und sind gravierend: Chronische Gesundheitsprobleme wie Haut- und Augenerkrankungen, Verhaltensstörungen durch Stress und Monotonie, enge Betonbecken ohne Rückzugsorte und vieles mehr bestimmte ihren Alltag. Viele von ihnen starben deutlich früher als ihre Artgenossen in freier Wildbahn.
Im Video: Während einer Show landet ein Delfin hart auf der Betonumrandung des Beckens.
Dieses Video wurde UrgentSeas zur Verfügung gestellt.
Warnung: Dieses Video enthält Inhalte, die für manche Zuschauer verstörend sein könnten.
Damit soll nun endgültig Schluss sein, zumal die neue Gesetzgebung noch weiter geht. Es verpflichtet die Delfinarienbetreiber dazu, dass alle aktuell in Gefangenschaft lebenden Meeressäuger lebenslang artgerecht versorgt werden müssen. Bei Verstößen drohen hohe Geldstrafen.
Das Gesetz trägt den Beinamen „Mincho-Gesetz“, benannt nach einem Delfin, der bei einer Show im Barceló Maya Grand Resort im Bundesstaat Quintana Roo schwer verletzt wurde. Aufnahmen zeigen, wie Mincho bei einem Sprung auf harten Beton aufschlägt – mit schwerwiegenden Folgen für das Tier (wir berichteten; Video oben). Infolge des Vorfalls wurde das Dolphinaris Barceló dauerhaft geschlossen, und das Unternehmen erhielt laut Riviera Maya News eine Geldstrafe von rund 395.000 US-Dollar.
„Damit wäre die derzeitige Generation von Delfinen in Gefangenschaft die letzte“

Delfinschutzorganisationen weltweit – und selbstverständlich auch die GRD – begrüßen den Beschluss des Senats. Die mexikanische Initiative „Dolphin Freedom MX“, die sich seit Jahren aktiv für ein Ende der Gefangenhaltung von Delfinen einsetzt, ergänzt in einem Statement, dass der Senat auch ein Zuchtverbot für Delfine beschlossen hat, das noch in dieser Woche endgültig in Kraft treten soll. Damit wäre die derzeitige Generation von Delfinen in Gefangenschaft die letzte. Zusätzlich wird eine fotografisch dokumentierte Datenbank für alle in Gefangenschaft lebenden Delfine eingeführt – als Ersatz für die bisher verwendeten Mikrochips, die in der Vergangenheit zur Vertuschung von Todesfällen manipuliert worden sein sollen. (Lesetipp: Nachwuchs im Duisburger Delfinarium ist das Ergebnis von Inzucht)
„In Mexiko leben derzeit zwischen 300 und 400 Delfine in Gefangenschaft. Die Behörden haben das Wachstum dieser Industrie so lange ignoriert, dass sie heute nicht einmal genau wissen, wie viele Delfine es überhaupt gibt. Momentan versuchen sie hektisch, belastbare Zahlen zu ermitteln. Trotz allem ist dies ein klarer und bedeutender Fortschritt für die Delfine“, schreibt Dolphin Freedom MX.
Weitere Artikel
Der Worte sind genug gewechselt – ernstgemeinter Meeresschutz braucht Taten!
Sowohl auf der Nationalen Meereskonferenz in Berlin als auch auf der UN-Ozeankonferenz in Nizza betonte Bundesumweltminister Carsten Schneider die Notwendigkeit von effektivem Meeresschutz als Zukunftsaufgabe. Wir nehmen ihn beim Wort, denn Deutschland hinkt beim Schutz der Natur hinterher. Unsere Naturschutzgebiete sind überwiegend in schlechtem Zustand. Wissenschaftler:innen verschiedener Forschungseinrichtungen haben in ihrer aktuellen Studie den Zustand der Natura-2000-Schutzgebiete in Deutschland ausgewertet. Bei Natura 2000 handelt es sich um ein EU-weites Netz an Schutzgebieten um gefährdete Arten und Lebensräume zu erhalten. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Untersuchungen zeigen, dass nur 6 Prozent der Lebensräume und 4 Prozent der Arten einen günstigen Erhaltungszustand aufweisen. Es verwundert daher nicht, dass sich auch die Ökosysteme in Nord- und Ostsee aufgrund zu hoher anthropogener Belastungen und zu wenig Schutz größtenteils in einem schlechten Zustand befinden. Die GRD fordert daher die Politik auf, ihre Meeresschutzpolitik endlich der Realität anzupassen.
weiterlesenNamenssuche für Delfinbaby aus Mosambik
Zu den täglichen Aufgaben unserer Kooperationspartner von Dolphin Encountours Research Center (DERC) zählen das Monitoring sowie das Sammeln von Daten der marinen Megafauna: Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Delfinen und Walen. Gelegentlich haben sie zudem die schöne Aufgabe, dem delfinischen Nachwuchs einen Namen zu geben. Mit eurer Unterstützung wird daraus ein gemeinsames Erlebnis.
weiterlesenErstmals beobachtet: Orcas nutzen Werkzeuge zur gegenseitigen Körperpflege
Forschende in den USA haben jüngst dokumentieren können, dass Schwertwale Werkzeuge herstellen und gezielt anwenden. Genauer: Die Meeressäuger formen Algenstile zu „Rollen“ und platzieren diese zwischen sich und ihren Artgenossen. Dieses Verhalten scheint der gegenseitigen Körperpflege und der sozialen Bindung zu dienen.
weiterlesen