Delfine „schreien“, um den menschengemachten Unterwasserlärm zu kompensieren

Die zunehmende Lärmbelastung zwingt Delfine dazu, ihr Verhalten zu ändern

Bei zunehmenden Unterwasserlärm müssen sich die Meeressäuger gegenseitig „anschreien“, um miteinander kommunizieren zu können. Das geht aus einer neuen Studie hervor, in der die Auswirkungen der vom Menschen verursachten akustischen Meeresverschmutzung auf Delfine untersucht wurden. Die Tiere versuchen zwar, den Lärm zu kompensieren – auf Dauer sind aber schwerwiegende Beeinträchtigungen vorprogrammiert.

Überlebenswichtige Kommunikation

Delfine verständigen sich durch Pfiffe und Klicklaute. Der Austausch von Informationen mit ihren Familien- und Gruppenmitgliedern ist u.a. hinsichtlich Jagd oder Paarung überlebenswichtig – sowohl für das einzelne Individuum als auch für die ganze Population. Es ist bekannt, dass von Menschen verursachter Lärm, beispielsweise von großen Handelsschiffen, Militär-Sonaren oder Offshore-Bohrungen, das Verhalten und die Gesundheit der Meeressäuger stark beeinträchtigen kann. Im „Nahbereich” um Schallquellen können Delfine Gehörschäden erleiden und schlimmstenfalls sogar sterben.

Ein Team von WissenschaftlernInnen der Universität Bristol in Großbritannien hat sich weitergehend mit den Folgen der akustischen Meeresverschmutzung bei Delfinen beschäftigt und herausgefunden, dass die Tiere in einer besonders lauten Umgebung ihr Verhalten ändern, um miteinander kommunizieren und interagieren zu können.

So wurde festgestellt, dass sich Delfine bei steigendem Lärmpegel im Wasser „anschreien“, um die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Mehr noch: Die Meeressäuger erhöhen nicht nur die Lautstärke und die Länge ihrer Rufe, sondern ändern auch ihre Körpersprache. Sie drehen ihre Körper zueinander und schwimmen dichter zusammen.

In ihrer Studie können die Forscher belegen, dass die Kommunikation zweier Delfine bei steigender Lautstärke kontinuierlich abnimmt.

Welche Folgen hat der Lärm für Delfine?

Eine wichtige Erkenntnis war nach Aussage des Teams von ForscherInnen, dass die Delfine trotz ihrer Versuche, die Lärmbelästigung zu kompensieren, weniger gut miteinander kommunizieren konnten. Möglicherweise hat dies in freier Wildbahn schwerwiegende Auswirkungen hinsichtlich der Nahrungssuche und der Fortpflanzung zur Folge:

Bei steigendem Lärmpegel könnten Orientierung, Jagdverhalten und auch das Erkennen von Artgenossen derart beeinträchtigt werden, dass dies auf Dauer zu substanziellen Verhaltensänderungen, gesundheitlichen Schäden und zu einem erhöhten Sterberisiko führt.

Über die Studie

Die in der Zeitschrift „Current Biology“ veröffentlichte Studie mit dem Titel „Anthropogener Lärm beeinträchtigt die Zusammenarbeit bei Großen Tümmlern“ wurde von den Forschern Pernille M. Sørensen (Universität Bristol, UK), Abby Haddock (Dolphin Research Center, Florida) und weiteren Autoren verfasst.

l

Weitere Artikel

Geisternetzbergungen: GRD-Workshops an neuem Standort und in höherer Frequenz

Das nötige Fachwissen für Bergungsaktionen von Fischerei-Altlasten vermittelt die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) seit 2022 in einem zweitägigen Workshop. Künftig wird diese Tauchausbildung in Theorie und Praxis nicht mehr nur auf Rügen, sondern auch an einem zentraleren Standort in Deutschland angeboten. Darüber hinaus steigert die GRD aufgrund der hohen Nachfrage seitens der Taucher:innen die Frequenz der angebotenen Workshops.

weiterlesen

Vor Mallorca: Delfinmutter trauert um verstorbenes Jungtier

Zu Wochenanfang sind mehrere Videos in den sozialen Medien aufgetaucht, die ein offensichtlich totes Jungtier in der Bucht von Santa Ponça zeigen. In diesen Aufnahmen ist zu sehen, wie ein erwachsener Delfin das tote Jungtier immer wieder mit seiner Schnauze anstupst. Diese Geste wurde zunächst als Versuch einer Wiederbelebung gedeutet, ist aber vielmehr Bestandteil eines ausgeprägten Trauerverhaltens. Derartige Verhaltensweisen, die an menschliche Trauerreaktionen erinnern, wurden bei Delfinen schon mehrfach dokumentiert.

weiterlesen

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!