Delfinarien: Vier Todesfälle und ein Hoffnungsschimmer

Das Sterben von Delfinen und Walen in den Becken der Delfinarien ist unentschuldbar.
Wenn es noch weitere Beweise gebraucht hätte, um Delfinarien als tierfeindliche Einrichtungen zu entlarven, so wurden sie in den ersten drei Monaten des Jahres geliefert. Dass von Schweden über Frankreich bis hin nach Kanada kontinuierlich in Gefangenschaft lebende Delfine und Wale viel zu früh ihr Leben verlieren, ist mit nichts zu entschuldigen. Zumindest in Miami wurden jetzt Konsequenzen gezogen.
Frankreich, Marineland d'Antibes
Es ist schockierend: Innerhalb eines halben Jahres starben zwei der vier Orcas in den Betonbecken von Marineland d’Antibes. Nach dem Tod von „Moana“ (12 Jahre; wir berichteten) im Oktober 2023 an „akuter bakterieller Sepsis“ gab der Meerespark am 28. März den Tod von „Inouk“ bekannt. Das 25jährige Männchen kannte nur ein Leben in Gefangenschaft. Er wurde im Marineland geboren, lebte dort in viel zu kleinen Betonbecken und schließlich ist er dort leider gestorben. Im Delfinarium verbleiben „Wikie“ (22) und „Keijo“ (10). Das Ergebnis der „Inouk“-Autopsie liegt noch nicht vor, aber bereits im Herbst 2023 hat eine französische Tierschutzorganisation eindringlich Expertisen zum Gesundheitszustand von „Inouk“ und „Moana“ gefordert. Um die Gesundheit der beiden Schwertwale soll es alles andere als gut bestellt gewesen sein. Es scheint, als ob sowohl das Management von Marineland als auch die französischen Behörden versagt haben.
Aber das ist noch nicht alles: Im Januar sorgte der Meerespark für Schlagzeilen, da ein möglicher Verkauf der verbliebenen Orcas nach Japan in Betracht gezogen wurde. Ein solcher Transfer würde nicht nur erheblichen Stress für die Tiere bedeuten, sondern es besteht auch die ernsthafte Gefahr, dass sie auseinandergerissen und zwischen verschiedenen Einrichtungen aufgeteilt werden.
Darüber hinaus ist die Delfinarienindustrie in Japan dafür bekannt, Meeressäuger zugunsten der Unterhaltung bis an ihre Grenzen auszubeuten und zu misshandeln.
Das Management von Marineland reagiert auch deshalb hektisch, weil es keine wirtschaftliche Zukunft für die Vorführungen von Orcas in unserem Nachbarland gibt: Frankreich hat Gesetze erlassen, die ab 2026 Shows mit Delfinen und Walen verbieten.
Schweden, Tierpark Kolmården
Bereits Mitte Januar ist im Delfinarium der schwedischen Gemeinde Norrköping die Delfindame „Nephele“ im Alter von 40 Jahren verstorben. Der Grund wurde ein paar Wochen später durch den Autopsiebericht geliefert: Der Publikumsliebling hatte künstlichen Seetang verschluckt, welches vom Personal in das Becken gelegt wurde. Das Kunstgras setzte sich in ihrer Kehle fest und führte zum Tod durch Ersticken. Mittlerweile wurde der künstliche Seetang aus dem Becken entfernt. Laut Cheftierarzt setzte man dies im Delfinarium zur „Umweltbereicherung“ ein und um die Tiere durch eine dynamischere Gestaltung ihres Lebensraums zu „stimulieren“.
Nach dem Tod von „Nephele“ verbleiben elf Große Tümmler im Tierpark Kolmården. Dieser hatte 2022 die Schließung des Delfinariums bekanntgegeben und ist auf der Suche nach einem neuen Zuhause für die Delfine. Was das Management jedoch nicht daran hindert, die Tiere weiterhin zu Kunststücken vor zahlendem Publikum zu zwingen.
Die verstorbene Delfin-Dame „Nephele“ hat ihrerseits eine große Leidensgeschichte hinter sich. Im Alter von neun Jahren wurde sie vor Florida gefangen und nach Hamburg verkauft. In Hagenbecks Tierpark trainierte man den Großen Tümmler ein halbes Jahr zusammen mit anderen Delfinen für die Show im Delfinarium und setzte ihn dort anschließend einige Jahre ein. Aufgrund großer Proteste schloss Hagenbecks Tierpark 1995 das Delfinarium; „Nephele“ wurde daraufhin in den Tierpark Kolmården verkauft.

Delfine und Pfleger im Stockholmer Zoo Kolmården
Foto: Zoo Kolmården
Kanada, Marineland Niagara Falls
Im März sind zwei weitere Belugawale in der Touristenattraktion Marineland am Niagara Fall gestorben. Damit sind in der Einrichtung allein in den vergangenen fünf Jahren 17 Meeressäuger ums Leben gekommen. Marineland hat erklärt, die Belugas seien an Torsion gestorben: einer Verdrehung von inneren Organen. Die Behörden untersuchen das Delfinarium seit vier Jahren, über die Ergebnisse sind nur sehr wenige Details bekannt.
USA, Miami Seaquarium
Das Miami Seaquarium, in dem die Orca-Dame „Lolita“ vor rund einem halben Jahr verstorben ist, muss schließen. Der Landkreis Miami-Dade beendet den Mietvertrag mit den Verantwortlichen des Miami Seaquariums und ordnet an, dass der Delfinarienbetreiber das Grundstück bis Mitte April 2024 verlassen muss. Es soll zahlreiche und erhebliche Verstöße gegen den Mietvertrag gegeben haben, die nicht nur einen Vertragsbruch, sondern auch eine völlige Missachtung der Sicherheit der auf dem Gelände untergebrachten Tiere darstellten. Dazu gehört, dass u.a. die hier lebenden Delfine Verletzungen durch den Verzehr von Fremdmaterialien erlitten.
Noch ist unklar, ob die Betreiber die Räumung anfechten werden. Zudem steht die Frage im Raum, was mit den Tieren passieren wird, die sich derzeit noch in der Einrichtung befinden. Neben Delfinen sind dies Robben, Pinguine, Haie, Reptilien und exotische Vögel.
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