Es gibt nur noch 10 Individuen: Wie kann der Vaquita gerettet werden?

Walfangkomission warnt vor Aussterben des Kalifornischen Schweinswals
Die Internationale Walfangkommission (IWC) hat unmissverständlich klar gemacht, dass strikte Stellnetz-Verbote durchgesetzt werden müssen, um die letzten zehn noch lebenden Vaquitas zu retten. Wenn dies nicht gelingt, löschte die Menschheit aus reiner Profitgier den kleinsten Meeressäuger unserer Erde unwiederbringlich aus.
Wie chinesische Schönheitsideale zum Vaquita-Aussterben beitragen
Der Wissenschaftliche Ausschuss des IWC erklärt vor wenigen Tagen, dass ab sofort ein 100-prozentiges Verbot von Kiemennetzen in ihrem Kernlebensraum notwendig sei, um das Aussterben des Kalifornischen Schweinswals zu verhindern. „Die Vaquitas verheddern sich in allen Arten von Kiemennetzen. Garnelenkiemennetze sind hierbei ein großes Problem, doch in den letzten zehn Jahren waren vor allem Netze verantwortlich, die für den Totoaba-Fang eingesetzt wurden“, heißt es im IWC-Statement.
Der Totoaba ist ein Barsch von ähnlicher Größe wie der Vaquita und vor allem in China hochbegehrt: Seine Schwimmblase soll hautverjüngend wirken, weshalb für den geschützten Umberfisch Schwarzmarktpreise wie für Kokain gezahlt werden. Die Folge: Das organisierte Verbrechen hat sich an der Totoaba-Fischerei beteiligt, was die Schwierigkeit erhöht, der Stellnetzfischerei im nördlichen Golf von Kalifornien (Mexiko) ein Ende zu bereiten. Waffengewalt gegen Überwachungsschiffe der Marine ist seitens der Wilderer keine Seltenheit. (Lesetipp: Shark-Finning: Barbarische Haiflossen-Fischerei)
Um überhaupt ein Fünkchen Hoffnung für das Überleben des Kalifornischen Schweinswals haben zu können, müssen die mexikanischen Behörden das Totoaba-Problem in den Griff bekommen. Und gleichzeitig ist laut IWC die sofortige Einstellung der Kiemennetzfischerei im Vaquita-Habitat erforderlich – gepaart mit wirksamen Kontrollen.

Zwei Schweinswale im Golf von Kalifornien: Die nur bis etwa 1,5 Meter groß werdenden Miniaturwale gehören zu den kleinsten Delfinartigen.
Foto: Paula Olson / NOAA / public domain.
Der Vaquita ist ein Überlebenskünstler
Seit 2016 wurden bereits 1.000 Netze entfernt – zu diesem Zeitpunkt war der Bestand des erst Ende der 1950-Jahre entdeckten Kleinstwals bereits auf 60 Individuen gesunken. Zuvor fielen pro Jahr zwischen 40 und 80 Tiere der Fischerei als Beifang zum Opfer. Damit die Art langfristig überleben kann, wäre ein Bestand von mindestens 100 Tieren nötig.
Das Aussterben des Vaquita wurde von Forscher:innen bereits für das Jahr 2018 errechnet, doch der Schweinswal entpuppt sich als wahrer Überlebenskünstler – allen Widerständen zum Trotz. „Wir vermuten, dass die überlebenden erwachsenen Vaquitas gelernt haben, Verwicklungen in Kiemennetzen zu vermeiden. Diese Vaquitas und ihre Kälber geben Anlass zur Hoffnung, dass die Art überleben kann“, erklärten die Autoren der NOAA-Studie „More vaquita porpoises survive than expected“ im vergangenen Jahr. Wichtigste Voraussetzung ist allerdings, dass ihr Lebensraum frei von Kiemennetzen ist. (Lese-Tipp: Der Schweinswal: 10 faszinierende und traurige Fakten über den Deutschland-Wal
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