Der Schweinswal: 10 faszinierende und traurige Fakten über den Deutschland-Wal

Der Ostsee-Schweinswal benötigt Hilfe. Dringend.
Noch vor wenigen Jahrzehnten waren Schweinswal-Sichtungen an der deutschen Nord- und Ostseeküste an der Tagesordnung, heute sind sie eine Seltenheit. Unsere einzige heimische Walart wird auf der Roten Liste mittlerweile als „stark gefährdet“ geführt – dies ist ein Grund, weshalb die Deutsche Wildtier Stiftung den Schweinswal im Jahr 2022 zum „Tier des Jahres“ gekürt hat. Der auch als „Kleiner Tümmler“ bezeichnete Meeressäuger hat diese Aufmerksamkeit mehr als verdient. Weshalb? Dies haben wir in zehn Fakten zusammengetragen.
10 Fakten zum Schweinswal
1) Schweinswale müssen ständig fressen – rund zehn Prozent ihres Körpergewichts am Tag. Ursächlich hierfür ist ihr kleiner Körper, der kaum Energie speichern kann. Dementsprechend müssen die in kalten Gewässern lebenden Meeressäuger viel Nahrung zu sich nehmen, um den Stoffwechsel auf Touren zu halten.

2) Schweinswale werden oft mit Delfinen verwechselt, gehören aber de facto nicht zu dieser Spezies. Richtig ist, dass die Schweinswale ebenso wie die Delfine zu den insgesamt zehn Familien der Zahnwale zählen. Die Schweinswale unterteilen sich wiederum in sieben Arten, von denen in unseren Gewässern der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) anzutreffen ist.

3) Schweinswal-Damen werden größer und schwerer als ihre männlichen Artgenossen. Ausgewachsene Tiere werden durchschnittlich 1,60 Meter lang, wobei einige Weibchen auch eine Größe von knapp zwei Metern erreichen können. Dies aber nur sehr selten. Ihr Gewicht liegt zwischen 40 und 90 Kilogramm, ihre Lebenserwartung bei 22 Jahren – meist werden sie aber nur zwölf Jahre alt.
4) Schweinswale verfügen über ein Biosonar, das ihnen selbst in schlammigen Gewässern das Identifizieren und Aufspüren von Beutefischen ermöglicht. Mit ihren sogenannten „Phonischen Lippen“ senden die Tiere hochfrequente Klicklaute aus und nehmen das entstehende Echo über ihren Unterkiefer wieder auf. Das Gehirn verarbeitet anschließend die gewonnenen Informationen.
5) Schweinswalbabys werden nach zehn Monaten Tragezeit mit der Fluke voran geboren. Das ist überlebenswichtig, da ansonsten die Nabelschnur reißen und der Nachwuchs ersticken könnte. Es gibt aber noch einen weiteren Vorteil: Die Schwanzflosse hat bei dieser Art der Geburt etwas Zeit, um sich zu entfalten und auszuhärten. Das Neugeborene kann seiner Mutter somit gleich nach der Geburt zur Wasseroberfläche folgen und das allererste Mal selbstständig atmen. Leider kommen heute weniger Schweinswale zur Welt, als durch den Menschen ums Leben kommen.

Die größte Gefahr für den Schweinswal ist der Mensch
6) Schweinswale sind schnelle Schwimmer, die mit ihrer Stromlinienform durchs Wasser gleiten und bei größerer Geschwindigkeit kurz mit dem ganzen Körper über der Oberfläche sind. Dabei können sie bis zu 20 km/h erreichen. Sie sind sehr wendig und kommen auch im flachen Wasser zurecht.

7) Schweinswale, insbesondere die Deutschland-Wale in der Ostsee, sind stark vom Aussterben bedroht. Die Population ist zwischen Flensburg und Usedom auf nur maximal 500 Exemplare zusammengeschrumpft. In der deutschen Nordsee leben rund 23.000 Schweinswale, aber auch hier ist die Entwicklung besorgniserregend. Forscher haben beobachtet, dass sich die Population im Zeitraum von 2002 bis 2019 durchschnittlich um 1,8 Prozent verringert hat. Dies sind rund 7000 Tiere in 17 Jahren.
8) Schweinswale haben in der Ostsee keine natürlichen Feinde, sind aber vielfältigen Gefahren durch den Menschen ausgesetzt: Zum einen verenden immer wieder Tiere als Beifang in den engmaschigen Stellnetzen der Fischer. Zum anderen hungern die Tiere infolge der zunehmenden Überfischung. Auch der permanente Unterwasser-Lärm aus der Schifffahrt oder der Bau von Offshore-Windkraftanlagen machen den Tieren zu schaffen.

Denn bei großem Lärm verlieren sie die Orientierung, da ihr Biosonar stark beeinträchtigt wird. Darüber hinaus können Unterwassersprengungen von Militärmunition zu tödlichen Verletzungen führen.
9) Schweinswale sind im Vergleich zu Delfinen eher scheu und haben nur kurze Oberflächenpausen. Auch vollführen sie nur selten Luftsprünge und schwimmen nicht in großen Schulen. Sie leben allein, als Mutter-Kalb-Paare oder auch in kleinen Gruppen.
10) Schweinswale können vom Menschen durch Patenschaften geschützt werden, unter anderem bei der GRD. Wir setzen die Spendengelder ein, um vor Rügen kontinuierlich Geisternetze aus der Ostsee zu bergen, die für Schweinswale eine permanente Gefahr darstellen.
So kannst Du helfen: Deine Patenschaft für den Ostsee-Schweinswal
Unterstützen uns dabei, dass der einzige bei uns heimische Wal den Schutz bekommt, den er verdient. Mit einer Schweinswal-Patenschaft helft ihr uns, gefährliche Geisternetze aus dem Lebensraum der Schweinswale rund um Rügen zu entfernen und unschädlich zu machen.
Weitere Artikel
Tragischer Delfin-Unfall im mexikanischen Hotel-Pool
Ein verstörendes Video zeigt den Moment, in dem ein Delfin während einer Show im Barceló Maya Grand Resort in Mexiko aus dem Wasser springt und mit voller Wucht auf den Betonrand zwischen zwei Becken aufschlägt. Der Vorfall sorgt weltweit für Entsetzen und rückt die grausamen Bedingungen in Delfinarien einmal mehr in den Fokus.
weiterlesenMit Geisternetzen: Tischler:innen aus NRW setzen kreatives Zeichen für den Meeresschutz
Tischler:innen aus Nordrhein-Westfalen haben eine innovative Möglichkeit gefunden, um auf die Gefahr von Geisternetzen in den Meeren aufmerksam zu machen: Aus der Ostsee geborgene Fischernetze verwandelten sie in nachhaltige Spendenobjekte. Die Initiative entstand in Zusammenarbeit mit der GRD und wurde erstmals im Dezember beim „WDR2-Weihnachtswunder“ in Paderborn vorgestellt. GRD-Vorsitzender Sigmar Solbach freut sich über das Engagement der Handwerker und ihre pfiffigen Ideen.
weiterlesenChina: Die Delfinarien-Industrie wächst und wächst und wächst
Chinas Delfinarien-Industrie expandiert in rasantem Tempo. Bis Juli 2024 existierten 101 Einrichtungen mit gefangenen Meeressäugern wie Delfinen und Walen, und weitere elf befinden sich im Bau. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 zählte China noch „nur“ 39 aktive Delfinarien. Diese Entwicklung steht im krassen Gegensatz zu vielen Ländern, in denen die Haltung von Meeressäugern in Gefangenschaft zunehmend abgelehnt wird, sei es Frankreich, Großbritannien oder Kanada.
weiterlesen