Japanische Fischer erklären Delfine zu Mitbürgern

von | 17. Dezember 2012 | News - Delfine

Hoffnung für Delfine in Japan

Mehr als erstaunliche Nachrichten gibt es aus Japan. Während einerseits in der Todes-Bucht bei Taiji am 1. September Fischer erneut mit ihren brutalen Delfinmassakern beginnen werden, erklärten die Fischer der kleinen, etwa 160 Kilometer vor Tokio gelegenen Insel Toshima ihre Delfine zu Mitbürgern. Dies ist einmalig auf der Welt. Die Meeressäuger genießen jetzt den vollen Schutz in den Gewässern rund um die Insel, zu deren Einwohnern neuerdings auch 16 Delfine zählen.

Toshima ist Teil des Fuji-Hakone-Izu-Nationalparks und gehört zu den Izu-Inseln, die durch die Tokio-Metropol-Regierung verwaltet werden. Sie ist die zweitkleinste bewohnte Insel der Izu-Inselkette, nur etwa 300 Einwohner leben auf dem 4,12 Quadratkilometer kleinen Eiland und jetzt eben auch 16 neue “Einwohner” der Delfingruppe, die sich ständig in den Gewässern rund um das Inselchen aufhält.

Die Fischer von Toshima wollen mit ihrem ungewöhnlichen Schritt der Welt beweisen, dass es Menschen in Japan gibt, die wild lebende Delfine verehren und sie schützen. Ihre Entscheidung wurde durch das “Toshima Island Project” unterstützt, das von japanischen und US-amerikanischen Naturschutzorganisationen gefördert wird. Leider verstarb der langjährige und wesentliche Wegbereiter des Projekts, Herr Moriyama, im Februar 2012. Doch sein Traum lebt weiter!

Delfine sind unsere Freunde, die wir beschützen

Delfine zu Mitbürgern: „Wir werden die Delfine von Toshima schützen. Ganz so wie es der Wunsch von Herrn Moriyama war. Wir sind gegen die Jagd auf Delfine, das ist uns sehr wichtig. Es ist uns aber auch wichtig, dass viele Menschen begreifen, dass Delfine Tiere sind, die unsere Freunde sind und mit denen wir zusammenleben können. Toshima ist ein sehr wichtiges Symbol, um das Bewusstsein der japanischen Bevölkerung für den Schutz der Delfine zu stärken“, erklärt Sakae Hemmi von der japanischen Naturschutzorganisation Elsa Nature Conservancy.

Ein wegweisendes Beispiel für die Anerkennung von Delfinrechten

Die GRD freut sich sehr über den ungewöhnlichen Schritt der Fischer von Toshima und hofft, dass dieses Beispiel für die Anerkennung der Delfine als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten nicht nur in Japan, sondern auch weit darüber hinaus Schule machen wird. Es ist ein bedeutender Meilenstein im Delfinschutz, dessen Tragweite gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, und ein heftiger Schlag ins Gesicht für die Fischer von Taiji, das wiegt schwer, besonders in Japan. Die Fischer von Taiji töten jetzt Tiere, denen ihre eigenen Landsleute Bürgerstatus zuerkannt und die sie als dem Menschen ebenbürtig anerkannt haben.

Die GRD: “Auf ein derartiges, eindeutiges Signal aus Japan haben wir lange gewartet. Erstmals hat eine Menschengemeinschaft eine Delfingemeinschaft als Mitbürger anerkannt, aufgenommen und ihr Bürgerrechte verliehen. Die Fischer von Toshima kommen damit der Forderung zahlreicher Wissenschaftler nach, Delfinen wegen ihrer großen Intelligenz und Menschenähnlichkeit basierend auf einer eigenen “Delfin-Ethik” den Status “nichtmenschlicher Personen” zuzusprechen.

Vielleicht ist dies ein weiteres Zeichen für einen beginnenden Wandel in der japanischen Gesellschaft, dem ungewöhnlich starken und für das Land geradezu sensationellen Protesten gegen die Atomkraft folgt jetzt dieser symbolische Akt von hoher moralischer und ethischer Bedeutung für das Zusammenleben von Menschen und Delfinen – das gibt Hoffnung!”
Foto oben: P. Dethmann

l

Weitere Artikel

Schwarzdelfine bevorzugt: Wichtige Erkenntnisse zum Jagdverhalten von Orcas im Humboldtstrom

Erstmals ist es Wissenschaftler:innen gelungen, eine bis dato weitgehend unbekannte Population von Orcas vor der chilenischen Küste zu erforschen – insbesondere hinsichtlich ihres Jagdverhaltens. Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass diese Orcas außergewöhnlich geschickte Säugetierjäger sind, die Delfine attackieren und ihre Beute anschließend untereinander aufteilen. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie zum Ökotyp Typ A gehören – ein potenziell wichtiges Puzzlestück für das Verständnis und die Erhaltung der Orca-Populationen in der südlichen Hemisphäre.

weiterlesen

Meeresraumplanung in der Nordsee: Gibt es noch Platz für die Schweinswale?

Die Schweinswale in der Nordsee sind gefährdet – was nicht verwundert, denn der Nutzungsdruck auf unser heimisches Meer ist enorm. Ob als Nahrungsquelle, zur Energiegewinnung, zum Rohstoffabbau, als Verkehrsnetz, für Freizeit und Tourismus – die Liste ist lang und ließe sich leicht fortsetzen. Die entscheidende Frage ist: Können die vielfältigen und zum Teil miteinander konkurrierenden Interessen in Einklang gebracht werden, ohne dass der Naturschutz und damit auch die Schweinswale auf der Strecke bleiben? Da diese Frage elementar für die Zukunft des Schweinswals ist, haben wir Sebastian Unger, Meeresbeauftragter der Bundesregierung, und Lothar Koch, Biologe und Naturschützer, um ihre Einschätzung in Form eines Interviews gebeten.

weiterlesen

Interview mit Lothar Koch, Biologe und Naturschützer

Sebastian Unger ist der erste Meeresschutzbeauftragter der deutschen Bundesregierung. Mit seiner Ernennung im September 2022 will die Bundesregierung die wachsende Bedeutung des Meeresschutzes und die Führungsrolle, die Deutschland dabei einnehmen will, unterstreichen. Die GRD befragte den 48-jährigen Meeresbiologen zu den bedrohten Schweinswalen vor den deutschen Küsten und zur Rolle des Walschutzgebietes vor Sylt.

weiterlesen

 

 

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
SozialBank AG
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

 

 

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!