Indien erkennt Delfine als nicht menschliche Personen an

Rechte und Lebensbedürfnisse von Delfinen müssen respektiert werden
Nachdem im August 2012 die Bewohner der japanischen Insel Toshima den weltweit bis dahin einmaligen Schritt wagten, die in den Gewässern um die kleine Insel lebenden Delfine zu Mitbürgern zu erklären und sie damit als nicht-menschliche Personen anzuerkennen, ist jetzt ein ganzes Land diesem Schritt gefolgt: In Indien wurden Delfine offiziell als nicht menschliche Personen anerkannt. Ihre Rechte und Lebensbedürfnisse müssen respektiert werden.
Ein weiteres wegweisendes Beispiel für die Anerkennung von Delfinrechten
Als direkte Folge dieser für den Delfinschutz bahnbrechenden Entscheidung werden sämtliche Bauvorhaben für Delfinarien in Indien abgebrochen und eingestellt. Das indische Ministerium für Umwelt und Forsten wies die Verwaltungen der Bundesstaaten an, Delfinarien und andere kommerzielle Unterhaltungsshows, für die Meeressäugerarten wie Große Tümmler oder Orcas gefangen werden, um sie anschließend in Gefangenschaft zu halten, zu verbieten.
Das Ministerium erklärte, es gäbe ausreichend viele wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Meeressäuger hoch intelligente und emphatische Lebewesen seien und sie als nicht menschliche Personen anerkannt werden müssen. Die Entscheidung fiel nach wochenlangen Protesten im Bundesstaat Kerala gegen den Bau mehrerer Delfinarien.
Die GRD freut sich sehr über diese klare Entscheidung der indischen Regierung und hofft, dass dieses weitere Beispiel für die Anerkennung der Delfine als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten andere Staaten zur Nachahmung animieren wird.
“Die Entscheidung eröffnet eine völlig neue Diskussionsgrundlage für ethische Tierschutzfragen in Indien”, erklärt Putja Mitra von der Vereinigung der indischen Tierschutzorganisationen (FIAPO, Federation of Indian Animal Protection Organisations). Für Ric O’Barry, den früheren Flipper-Trainer, der jetzt das Dolphin Project unserer amerikansichen Partnerorganisation Earth Island Institut leitet, ist dies “ein gewaltiger Sieg für die Delfine”.
Delfinarien: Lizenz zum Gelddrucken
Der wachsende Wohlstand von Teilen der indischen Bevölkerung führt zu einer stärkeren Nachfrage nach Vergnügungsangeboten. So gab es Pläne zum Bau neuer Delfinarien in Delhi, Kochi und Mumbai. Die GRD hatte im Februar 2012 gemeinsam mit indischen und internationalen Tierschutzorganisationen erfolgreich gegen den Bau eines Delfinariums in Sindhudurg an der Küste des Arabischen Meeres protestiert. Dort sollte ein gigantisches Sea World mit Aquarium, Delfinarium plus Anlage zum Trainieren der Delfine, Theater, Themenrestaurants und Ferienhäusern entstehen.
“Es gibt keine bessere Möglichkeit auf schnellem Wege viel Geld zu verdienen, als trainierte Delfine in Vergnügungsparks zu präsentieren”, sagt Belinda Wright von der Wildlife Protection Society of India. “Nur den wenigsten Besucher ist bewusst, in welchem Ausmaß die Tiere unter den Bedingungen der Gefangenschaftshaltung leiden”.

Zwei Große Tümmler in einem kleinem Delfinariumsbecken in der Türkei. Foto: A.Steffen
Wir kämpfen für eine eigene Delfin-Ethik und die Anerkennung der Delfine als nicht-menschliche Personen
Wenn man alle bislang bekannten Eigenschaften dieser faszinierenden Meereslebewesen überdenkt, dann drängt sich zwangsläufig der Schluss auf, dass man es hier mit eigenständigen, nicht menschlichen Personen zu tun hat, die dasselbe (gesetzlich verbriefte) Recht auf Leben, Freiheit und Gesundheit wie Menschen haben sollten.
Es verbietet sich eigentlich von selbst, diese Tiere für Shows oder das angeblich „therapeutische Schwimmen“ in Gefangenschaft zu halten und solche Angebote als Kunde zu wahrzunehmen, sie zu Tausenden als Beifangopfer auf dem Alter der Profitmaximierung der industriellen Fischerei zu opfern oder sie als Nahrungsquelle zu nutzen.
Weitere Artikel
Die Faszination Meer erlebbar machen – für alle Kinder
Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) hat es sich seit der Gründung vor fast 35 Jahren zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein für die Bedrohung unserer Meere zu schärfen und mit durch Aufklärung einen nachhaltigen Beitrag zum Meeresschutz zu leisten. Damit dieser Gedanke schon die Jüngsten erreicht, hat das GRD-Team den Workshopdas Projekt „Für MEER Inklusion“ ins Leben gerufen – ein Erlebnisangebot für Kinder mit und ohne Handicap. Jüngst fand die erste Veranstaltung an der Münchner Montessori-Schule (Aktion Sonnenschein) statt, wo rund 120 Grundschüler:innen an interaktiven Sinnesstationen spielerisch in die faszinierende Welt der Ozeane eintauchten. Im Mittelpunkt standen die Bedeutung gesunder Meere und der Schutz bedrohter Meeressäuger – lebendig, greifbar und mit jeder Menge Spaß am Entdecken.
weiterlesenDWA-Team absolviert Rettungstraining für Meeressäuger bei BDMLR
Ein vierköpfiges Team von Dolphin Watch Alliance reiste kürzlich ins britische Newquay (Cornwall), um den Marine Mammal Medic Course bei der renommierten Organisation British Divers Marine Life Rescue (BDMLR) zu absolvieren. Unter fachkundiger Anleitung erhielten unsere Projektpartner:innen eine fundierte Ausbildung im Umgang mit gestrandeten und verfangenen Walen, Delfinen und Schweinswalen. Doch wie und wann kann dieses neu erworbene Wissen eines Tages vielleicht das Leben von Delfinen im Roten Meer retten?
weiterlesenSichtungen und Totfunde 2024: Deutlicher Rückgang von tot aufgefunden Adria-Delfinen
Im Jahr 2021 verzeichnete die Tiermedizinische Fakultät Zagreb noch 28 verstorbene Delfine an der kroatischen Küste – im vergangenen Jahr waren es weniger als die Hälfte. Zwar ist nicht auszuschließen, dass einige Kadaver unentdeckt blieben, dennoch weckt der rückläufige Trend Hoffnungen auf eine stabile Populations-Entwicklung der letzten rund 220 Adria-Delfine.
weiterlesen