Bizarre Behauptung: Killer-Delfine im Auftrag von Militär und Geheimdiensten?

von | 19. Januar 2022 | News - Delfine

Die Hamas beschuldigt Israel, „zionistische Killer-Delfine" in der Nähe des Gazastreifens zu stationieren

Killer-Delfine sollen von Israel mit Mordwaffen ausgestattet worden sein, um Jagd auf die radikalislamischen Widerstandskämpfer zu machen. Diese Behauptungen werden von der Hamas gestreut und basieren auf der Annahme, dass Delfine von Militär und Geheimdiensten für ihre Zwecke „rekrutiert“ werden. Tatsächlich werden in militärischen Einrichtungen wie in den USA zahlreiche Delfine trainiert – Sinn und Zweck sind offiziellen Angaben zu Folge aber andere.

Noch bevor die amerikanische Öffentlichkeit durch die Fernsehserie „Flipper“ Mitte der 1960er Jahre auf die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Delfinen aufmerksam wurde, hatte die US-Navy längst die ersten Meeressäuger für ihre Zwecke in Gefangenschaft genommen. Bereits 1959 startete das Militär in den Vereinigten Staaten das sogenannte „Marine Mammal Program“ und bis heute sind etwa 70 Große Tümmler und 30 Seelöwen auf einem Marinestützpunkt in San Diego (Kalifornien) stationiert, um nach Objekten zu suchen und in gesperrten Gewässern zu patrouillieren. 

Grundsätzlich ist es nicht verwunderlich, dass Länder wie die Vereinigten Staaten oder Russland auf Meeressäuger zurückgreifen, um das Militär zu Wasser zu unterstützen. Delfine können nicht nur unglaublich tief tauchen, sondern verfügen auch über die Fähigkeit der „Echoortung”, die es ihnen ermöglicht, im Meeresboden vergrabene Minen aufzuspüren. Während der Golfkriege und der Invasion der Vereinigten Staaten in den Irak im Jahr 2003 wurden sie zur Minenräumung im Persischen Golf eingesetzt.

 

 „Koa”, ein Atlantischer Großer Tümmler, wird in einem Schlauchboot transportiert. Die US-Marine setzt Delfine ein, um Minen zu lokalisieren und zu markieren, damit sie neutralisiert oder gesprengt werden können. (Foto: Wiki-Commons / Flickr / Shannon E. Renfroe / U.S. Navy)

Killer-Delfine: Können Meeressäuger zu Kämpfern ausgebildet werden?

Um das „Marine Mammal Program“ ranken sich auch zahlreicher Gerüchte, darunter Berichte aus den frühen 1990er Jahren, wonach die Marine Delfine einst für den Kampf ausgebildet hat und ihnen beigebracht worden sei, feindliche Taucher zu töten. Die Marine hat diese Behauptung mit der Begründung dementiert, dass es unmöglich sei, Delfine zu Kämpfern zu machen.

Mutmaßungen um sogenannte „Killer-Delfine“ haben aktuell neuen Nährboden erhalten, allerdings aus einem anderen Teil der Erde. In einem Anfang 2022 veröffentlichten Video beschuldigt die Hamas die israelische Regierung, „zionistische Killer-Delfine” in der Nähe des Gazastreifens zu stationieren. Die palästinensische Terrororganisation behauptet, eines ihrer Mitglieder habe „einen Delfin entdeckt, den der Feind benutzt, um Mitglieder unserer Seestreitkräfte auf See zu jagen”, so die Übersetzung des Middle East Media Research Institute.

„Geschirr mit Speerpistole an der Schnauze"

In dem Video wird ein Geschirr präsentiert, das die Hamas von einem Delfin geborgen haben will. Es passt auf die Schnauze der Meeressäuger und daran scheint eine Art Speerpistole befestigt zu sein. Dieses Modell sollen die Sowjets vor vielen Jahren verwendet haben. Es soll sich um ein Modell handeln, das die Sowjets vor vielen Jahren verwendet haben. Die UdSSR soll früher aggressiver mit seinen Meeressäugern umgegangen sein und sie angeblich darauf trainiert haben, Eindringlinge anzugreifen und sogar zu töten. Dies erklärte ein ehemaliger sowjetischer Delfintrainer 2017 gegenüber der Zeitschrift „Russia Beyond“.

Medien im Nahen Osten haben nun geschlussfolgert, dass für die israelischen Verteidigungskräfte, die eine strenge Blockade um den Gazastreifen aufrechterhalten und kontinuierlich vor der Bedrohung durch Hamas-Seekommandos warnen, solche Fähigkeiten nützlich wären. In diesem Kontext muss auch erwähnt werden, dass Israel im Laufe der Jahre wiederholt beschuldigt wurde, gentechnisch veränderte Haie in ägyptische Gewässer geschickt zu haben, um Schwimmer anzugreifen, Strahlen suchende Eidechsen in den Iran entsendet zu haben, um Uranminen zu finden, sowie verschiedene Vögel im gesamten Nahen Osten zu Spionagezwecken „rekrutiert“ zu haben. Ein ganzer Wikipedia-Eintrag ist diesen „israelbezogenen Tierverschwörungstheorien” gewidmet.

<blockquote class="twitter-tweet"><p lang="en" dir="ltr">Killer Zionist dolphins exist, according to a Hamas publication. Abu Hamza explains that a member of Hamas' Frogman unit who was killed by Israel during the May conflict found the killer dolphin. The device the alleged killer dolphin was wearing is shown in the publication. <a href="https://t.co/gvAyynO3YT">pic.twitter.com/gvAyynO3YT</a></p>— Joe Truzman (@JoeTruzman) <a href="https://twitter.com/JoeTruzman/status/1480630102345936901?ref_src=twsrc%5Etfw">January 10, 2022</a></blockquote> <script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

In diesem Video beschuldigt Israel, „zionistische Killer-Delfine” in der Nähe des Gazastreifens zu stationieren, und zeigt als mutmaßlichen Beweis ein Geschirr, das Delfinen angelegt werden soll.

Nicht nur in Delfinarien, auch bei der US-Navy: Delfine fristen ein Leben in Gefangenschaft

Beweisen lässt es sich nicht, dass eines der erwähnten Länder Delfine ausbildet oder ausgebildet hat, um Menschen anzugreifen. Tiere für diese Zwecke einzusetzen, wäre nicht nur im höchsten Maße unmoralisch, sondern auch grausam und bösartig. Allein schon die Tatsache, dass die US-Navy 70 Delfine und 30 Seelöwen in Gefangenschaft hält, ist inakzeptabel. Zwar behauptet die Marine, dass ihre Tiere nach den „höchsten Pflegestandards” versorgt werden. Weder können die Delfine aber täglich – wie es ihrer Natur entspricht – über 100 Kilometer schwimmen, noch können sie ungehindert tauchen. Das geben die Betonbecken, in denen sie stationiert sind, bei Weitem nicht her.

Foto oben, links: K-Dog”, ein Großer Tümmler springt während eines Trainings in der Nähe der USS Gunston Hall im Persischen Golf aus dem Wasser. An der Brustflosse des Delfins ist ein Pinger”-Gerät befestigt, mit dem der Trainer den Delfin verfolgen kann, wenn er außer Sichtweite ist. (Credit: Wiki-Commons – U.S. Navy photo by Photographer’s Mate 1st Class Brien Aho.)

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