Warum Weiße Haie zur Beute von Orcas werden

von | 13. Juli 2022 | News - Delfine

Südafrika: Orcas haben Weiße Haie getötet bzw. vertrieben

Weiße Haie gelten gemeinhin als die gefährlichsten Raubtiere der Meere. Korrekt ist dies nicht, denn auch die Orcas gehören zu den Top-Prädatoren der Meere. Mit welcher Dominanz die Schwertwale agieren, zeigt sich aktuell vor der Küste von Südafrika. Aber auch der Mensch hat hier seine Finger mit im Spiel.

Orcas fressen Leber und Herz von Weißen Haien

Weiße Haie beherrschten über viele Jahre die Gewässer vor der südafrikanischen Küste von Gansbaai. In den vergangenen Jahren sind deren Sichtungen allerdings merklich zurückgegangen, wie aus einer Studie des Dyer Island Conservation Trust hervorgeht. Die Forscher führen hierfür das Auftauchen von Orcas an, die die Weißen Haie verdrängt und zum Teil auch getötet haben. Dies geht auf Langzeitsichtungen und Markierungsdaten zurück sowie auf fünf Kadaver von weißen Haien, die von den Forschern analysiert wurden. Bei vier Tieren fehlte die nährstoffreiche Leber, beim fünften das Herz. Die Wissenschaftler vermuten stark, dass alle Wunden von ein und demselben Orca-Pärchen verursacht wurden. (Lesetipp: Spanien: Angriffe von Orcas auf Segelboote nehmen zu)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Drohnenaufnahmen vor Orcas, die vor der Küste Südafrikas (Mossel Bay) einen Weißen Hai töten.

In ihrer Studie kommen die Forscher des Dyer Island Conservation Trust zu mehreren Erkenntnissen und Thesen:

1. Der Faktor Mensch

Die Eroberung von neuen Gebieten durch Orcas könnte in Zusammenhang mit einer generellen Nahrungsmittelknappheit stehen. Für die sinkenden Fischbestände in der Hochsee werden Überfischung und Meeresverschmutzung verantwortlich gemacht. Darüber hinaus werden Weiße Haie direkt befischt oder fallen vor beliebten Stränden wie in KwaZulu Natal den zahlreichen Hainetzen zum Opfer.

2. Massenwanderung der Weißen Haie

Weiße Haie nutzen ihren Fluchtinstinkt, um zu überleben. Diese Angst vor anderen Raubtieren löst eine schnelle Massenwanderung aus. Gleichzeitig geben die Prädatoren jene Gebiete auf, die sie über viele Jahre dominiert haben. „Nach einem Orca-Angriff in Gansbaai tauchten zunächst wochen- oder monatelang keine einzelnen Weißen Haie auf. (…) Je häufiger die Orcas diese Orte aufsuchen, desto länger bleiben die Weißen Haie fern“, erklärt Alison Towner, leitende Biologin beim Dyer Island Conservation Trust mit Fokus auf Weiße Haie.

3. Weitreichende Folgen für das Ökosystem

Die Vertreibung der Weißen Haie könnte in den Gewässern um Südafrika einen Dominoeffekt auslösen: Es ist anzunehmen, dass sich die Populationen der Pelzrobben vergrößern werden, da diese weniger oft von Weißen Haien bejagt werden. Dies wiederum geriete zum Nachteil für die vom Aussterben bedrohten afrikanischen Pinguine, die zu den bevorzugten Beutetieren der Robben zählen.

4. Mögliche Spezialisierung einzelner Orcas

Die Orcas weisen ein enormes Maß an Erfahrung und Geschick bei der Jagd auf große Haie auf. Die Spitzenprädatoren – Orca-Bullen können mehr als neun Meter lang werden und sind damit deutlich größer als Weiße Haie mit rund vier Metern – sind spezialisierte Jäger und sehen fast alles im Ozean als potenzielle Beute an. Laut Studie könnte das Orca-Paar bei Gansbaai „zu einem seltenen Haifisch-fressenden Morphotyp gehören, von dem bekannt ist, dass er in Südafrika mindestens drei Haiarten als Hauptnahrungsquelle jagt.“ (Lesetipp: Zahlen, Daten, Fakten zu Orcas im GRD-Artenführer)

Video: Totfunde von Weißen Haien vor Gansbaai

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

l

Weitere Artikel

Schwarzdelfine bevorzugt: Wichtige Erkenntnisse zum Jagdverhalten von Orcas im Humboldtstrom

Erstmals ist es Wissenschaftler:innen gelungen, eine bis dato weitgehend unbekannte Population von Orcas vor der chilenischen Küste zu erforschen – insbesondere hinsichtlich ihres Jagdverhaltens. Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass diese Orcas außergewöhnlich geschickte Säugetierjäger sind, die Delfine attackieren und ihre Beute anschließend untereinander aufteilen. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie zum Ökotyp Typ A gehören – ein potenziell wichtiges Puzzlestück für das Verständnis und die Erhaltung der Orca-Populationen in der südlichen Hemisphäre.

weiterlesen

Meeresraumplanung in der Nordsee: Gibt es noch Platz für die Schweinswale?

Die Schweinswale in der Nordsee sind gefährdet – was nicht verwundert, denn der Nutzungsdruck auf unser heimisches Meer ist enorm. Ob als Nahrungsquelle, zur Energiegewinnung, zum Rohstoffabbau, als Verkehrsnetz, für Freizeit und Tourismus – die Liste ist lang und ließe sich leicht fortsetzen. Die entscheidende Frage ist: Können die vielfältigen und zum Teil miteinander konkurrierenden Interessen in Einklang gebracht werden, ohne dass der Naturschutz und damit auch die Schweinswale auf der Strecke bleiben? Da diese Frage elementar für die Zukunft des Schweinswals ist, haben wir Sebastian Unger, Meeresbeauftragter der Bundesregierung, und Lothar Koch, Biologe und Naturschützer, um ihre Einschätzung in Form eines Interviews gebeten.

weiterlesen

Interview mit Lothar Koch, Biologe und Naturschützer

Sebastian Unger ist der erste Meeresschutzbeauftragter der deutschen Bundesregierung. Mit seiner Ernennung im September 2022 will die Bundesregierung die wachsende Bedeutung des Meeresschutzes und die Führungsrolle, die Deutschland dabei einnehmen will, unterstreichen. Die GRD befragte den 48-jährigen Meeresbiologen zu den bedrohten Schweinswalen vor den deutschen Küsten und zur Rolle des Walschutzgebietes vor Sylt.

weiterlesen

 

 

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
SozialBank AG
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

 

 

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!