Bergung vom Meeresgrund: Skelettfund in der Adria

Skelettreste von Meeressäugern dürfen nicht ohne Genehmigung gesammelt werden!
Einen sehr seltenen Fund machte die Urlauberin Kathrin Zimmermann beim Schnorcheln vor der kroatischen Insel Šolta. Ende Juni entdeckte die Schweizerin auf dem Meeresgrund Reste eines Tierskeletts. Anhand von Fotos ließ sich rasch feststellen, dass es sich um einen Wal oder Delfin handeln musste, denn die Schwanzflosse stand quer zum Rückgrat und nicht wie bei Fischen senkrecht dazu. Nach Meinung unserer kroatischen Projektleiterin, der Tierärztin Dr. Martina Đuras von der Universität Zagreb, muss das tote Tier bereits mehrere Monate dort gelegen haben. Übrig waren nur noch die Schwanzwirbel mit Resten der Fluke.
Bergung der Knochen vom Meeresgrund
Ohne Umschweife erklärten sich Kathrin Zimmermanns Gastgeber Familie Kaiser, die auf der vor Split gelegenen Insel Ferienapartments vermietet, dazu bereit, die Knochen zu bergen. Im Auftrag von Dr. Đuras tauchte Jochen Kaiser am 20. Juli zum Meeresgrund hinab, sammelte die Skelettreste ein und übersandte sie per Fähre aufs Festland. “Wir freuen uns, auf diese Art und Weise einen nützlichen Beitrag für das Schutzprojekt zur Rettung der letzten Adria-Delfine leisten zu können”, erklärt er.
Totfunde bitte umgehend melden
Wir möchten daher noch einmal darauf hinweisen, dass wir für die kroatische Adria nicht nur um Sichtungsmeldungen über lebende Delfine, sondern auch bei Totfunden um Benachrichtigung bitten. Je schneller, desto besser. Denn nur so kann es gelingen, ein totes Tier rechtzeitig zu finden und zu bergen. Die Untersuchung toter Delfine, soweit der Verwesungszustand diese noch zulässt, bildet einen wichtigen Bestandteil der Erforschung von Meeressäugern. Auf diese Weise gewinnt man zum Beispiel Erkenntnisse über Krankheiten, Parasiten oder die Konzentrationen von Umweltgiften, die sich in den marinen Räubern ansammeln.
Unter Umständen können so auch Epidemien oder Umweltseuchen rechtzeitig erkannt werden oder man erfährt, inwieweit menschliche Einflüsse den frühzeitigen Tod von Delfinen verursachen, etwa wenn sie an den Folgen von Zusammenstößen mit Schnellbooten sterben, sich in Fischernetzen verheddern oder Plastikmüll verzehren, den sie mit Beute verwechseln. Auch über Physiologie und Biologie der Meeressäuger lässt sich auf diese Weise etliches herausfinden. Erkenntnisse aus all diesen Daten ermöglichen es, gezielt Maßnahmen zum besseren Schutz der bedrohten Meeressäuger einzuleiten.
Falls Sie einen toten Delfin oder Wal sehen, bitte melden Sie dies umgehend – entweder an uns oder direkt an unsere Deutsch sprechende Projektleiterin vor Ort, Dr. Martina Đuras: ++385/95/9022613
Wichtiger Hinweis
Delfine und andere Meeressäuger sind in Kroatien gesetzlich geschützt. Skelettreste dürfen nicht ohne Genehmigung gesammelt und auch nicht außer Landes geschafft werden!

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STRELICA
Strelica (Pfeil) wurde gemeinsam mit den Patendelfinen Dobro Jutro und Poveliki beim Wellenreiten beobachtet.
VESELJAK
Veseljak (Spaßvogel) verdankt seinen Namen seiner schier unbändigen Lust an akrobatischen Sprüngen. Oft hielt er mit seiner Energie den Rest der Delfingruppe "auf Trab".
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