Adria: Mehrere tote Delfine binnen weniger Tage

Was bis dato über die Todfunde in der Adria bekannt ist
Innerhalb weniger Tage wurden in der kroatischen Adria drei tote Delfine gefunden – in der Nähe der Pelješac-Brücke, südlich von Split bei Šolta und Brač sowie bei den Kornaten-Inseln. Die Fundorte liegen über 200 Kilometer auseinander, doch die zeitliche Häufung lässt uns aufhorchen. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.
Kriminalpolizei leitet Untersuchung ein
Besonders in den Fokus rückt der Todfund bei Split. Dort wurde ein Delfin nahe des Leuchtturms von Splitska vrata entdeckt. Laut Polizeibericht bestätigte der erste Eindruck, dass eine mögliche Straftat (Tötung oder Qual von Tieren) vorliegt. Eine Untersuchung der Kriminalpolizei wurde eingeleitet; bezüglich der Todesursache wurde eine Obduktion an der Veterinärfakultät in Zagreb veranlasst. Ergebnis: Der Delfin wurde erschossen.
Auch im Fall an der Pelješac-Brücke, 120 km südlich-östlich von Split, wurde Medienberichten zufolge ein Delfin mit zahlreichen Verletzungen gefunden. Zeugen berichteten von Wunden durch einen scharfen Gegenstand – es könnte sich um Einwirkungen durch einen Motorpropeller oder durch gezielte Gewalt handelt. Sprich: War es ein tragischer Unfall oder handelt es sich um einen gezielten Angriff? Über den dritten Todfund nahe einer Kornaten-Insel nördlich von Split, über den uns keine näheren Infos vorliegen, berichtet die Deutsche Stiftung Meeresschutz.

Erschreckende Parallelen
Schon im Vorjahr sorgte ein toter Delfin mit Schussverletzungen im Süden Kroatiens für Bestürzung. Kurze Zeit später wiederholte sich ein solcher Fall in slowenischen Gewässern, als im Golf von Triest ein Großer Tümmler mit Verletzungen durch Schüsse tot aufgefunden wurde. Die Serie gibt Anlass zur Sorge. Seitens der polizeilichen Ermittlungen sind uns bis dato keine finalen Ergebnisse bekannt.

Konflikte zwischen Fischerei und Delfinen
Zwischen Fischern und Delfinen kommt es immer wieder zu Spannungen, die ihren Ursprung in der Fischerei haben. Die Meeressäuger werden dort häufig als Nahrungskonkurrenten betrachtet, da sie sich auf dieselben Schwarmfischbestände konzentrieren, die auch für den Fang vorgesehen sind. Entnehmen Delfine Fische aus Netzen, verursacht dies wirtschaftliche Verluste – und sorgt für wachsenden Unmut bei den Fischern. Dabei wird übersehen, dass Delfine ein unverzichtbarer Teil des empfindlichen Ökosystems sind, von dem auch die Fischerei lebt. An dieser Stelle müssen die Spekulationen enden, denn eine Vorverurteilung ist fehl am Platz. Die Polizei muss ihre Ermittlungen sorgfältig zu Ende führen.
Unser Appell
Die Adria beherbergt nur noch wenige Hundert Große Tümmler. Jeder tote Delfin ist ein schmerzlicher Verlust für eine ohnehin bedrohte Population. Wir fordern eine gründliche Aufklärung aller Todesfälle und eine konsequente Strafverfolgung, wenn sich bestätigen sollte, dass Menschen für die Todesfälle verantwortlich sind. (Lesetipp: GRD-Projekt “Rettung der letzten Adria-Delfine”)
Helfen Sie Adria-Delfinen jetzt mit Ihrer Patenschaft
STRELICA
Strelica (Pfeil) wurde gemeinsam mit den Patendelfinen Dobro Jutro und Poveliki beim Wellenreiten beobachtet.
VESELJAK
Veseljak (Spaßvogel) verdankt seinen Namen seiner schier unbändigen Lust an akrobatischen Sprüngen. Oft hielt er mit seiner Energie den Rest der Delfingruppe "auf Trab".
Weitere Artikel
Adria-Delfin mit Seil an der Fluke: Protokoll einer besonderen Rettungsaktion
Seit dem vergangenen Jahr erreichen uns und unsere Projektpartner:innen immer wieder Meldungen über einen Großen Tümmler, der im Novigrader und Kariner Meer mit einem Seil an der Fluke gesichtet wird. Dieser Delfin wurde bereits seit geraumer Zeit beobachtet und ein leider erfolgloser Rettungsversuch unternommen. Im nachfolgenden ausführlichen Protokoll dokumentieren unsere Kooperationsparter:innen die komplexe Rettungsaktion des vergangenen Jahres, den logistischen Aufwand sowie die Herausforderungen der Fangversuche. Auch wenn das Seil noch nicht entfernt werden konnte, scheint der Delfin erstaunlich gut damit zurecht zu kommen.
weiterlesenZwischen Faszination und Frust: Delfinbeobachtungen und Plastikmüll in der Adria
Ralf Sturzbecher segelt jedes Frühjahr entlang der kroatischen Küste – stets in der Hoffnung auf Begegnungen mit Delfinen. Diese dokumentiert der Deutsche für das GRD-Schutzprojekt „Rettung der letzten Adria-Delfine“. Doch seine Begeisterung für die Meeressäuger wird zunehmend getrübt – durch die allgegenwärtige Plastikverschmutzung, die selbst die idyllischsten Buchten nicht verschont.
weiterlesenSichtungen und Totfunde 2024: Deutlicher Rückgang von tot aufgefunden Adria-Delfinen
Im Jahr 2021 verzeichnete die Tiermedizinische Fakultät Zagreb noch 28 verstorbene Delfine an der kroatischen Küste – im vergangenen Jahr waren es weniger als die Hälfte. Zwar ist nicht auszuschließen, dass einige Kadaver unentdeckt blieben, dennoch weckt der rückläufige Trend Hoffnungen auf eine stabile Populations-Entwicklung der letzten rund 220 Adria-Delfine.
weiterlesen