Flensburger Förde im desolaten Zustand: Gemeinsam aktiv zum Schutz des Ostseefjords

Erfolgreicher Hafenputz in Flensburg
Trübe Aussichten – im wahrsten Sinne des Wortes – erwartete die Taucher:innen beim jüngsten Unterwasser-Clean-Up in der Flensburger Förde: Bei einer Sicht von ca. einem Meter wurden rund 350 Kilogramm Müll (Altreifen, Feuerwerksbatterien, ein Stuhl, eine Plastikbank und vieles mehr) vom schlammigen Grund geborgen. Alle Teilnehmer:innen der von Mission Förde e.V. organisierten Aktion leisteten Schwerstarbeit für einen guten Zweck: dem marinen Ökosystem der Flensburger Förde zu helfen!
Plastikmüll und Einträge aus der Landwirtschaft belasten den Ostseefjord
Die Flensburger Förde befindet sich in einem überaus schlechten Zustand. Belegt wurde dies vor zwei Jahren in einem Bericht des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums, in dem der Ostseefjord als Gesamtbewertung die Note „unbefriedigend“ erhielt. Ursache für den schlechten ökologischen Befund sind unter anderem die zu hohen Nährstoffkonzentrationen aufgrund von zu vielen Einträgen aus der Landwirtschaft. Ein weiterer Faktor sind Abfälle aus Haushalten, Freizeit- und Tourismusaktivitäten.
Die Folge: Der Meeresboden, die Meeresoberfläche und die Wassersäule sind durch Müll stark belastet. Ein Monitoring im Bereich der Geltinger Birk ergab, dass 60 Prozent der Müllstücke aus Plastik bestehen, welches nicht abgebaut wird, sondern sich im Laufe der Zeit zu Mikroplastik zerkleinert. Der Rest der Abfälle entfällt auf Gummi, Glas, verarbeitetes Holz, Papier, Pappe, Metalle und anderes wie Chemikalien (Wachse und Paraffin).

Anpflanzungen von Seegraswiesen in der Flensburger Förde.
Foto: Mission Förde
Unter Wasser setzt sich die Vermüllung fort
Müll aller Art – von E-Scootern samt Akkumulatoren über Altreifen und Fahrrädern bis hin zu Kleinstabfall in Form von Flaschen oder Feuerwerkskörpern – findet sich beispielsweise im Flensburger Hafen. Der Boden ist schlammig, das Wasser trüb und Fische verirren sich in diese Gebiete nur noch höchst selten. Die Naturschützer von Mission Förde e.V. nennen den Zustand der Flensburger Förde desolat. Ziel der jungen NGO aus Flensburg ist es, das marine Ökosystem des Gewässers zu bewahren – beispielsweise durch das Anpflanzen von Seegraswiesen, die Kohlendioxid binden und zahlreichen Tierarten Laich- und Nahrungsgrund bieten. Zudem arbeitet Mission Förde e.V. aktiv daran, im Rahmen von Unterwasser-Cleans-Up schädlichen Ballast aus der Förde zu bergen.


Hafenputz: 350 Kilogramm Müll in 90 Minuten
Der erste Hafenputz dieses Jahres wurde am vergangenen Sonntag durchgeführt und von verschiedenen anderen Organisationen, darunter der GRD, unterstützt. In einem Bereich am Ballastkai förderten rund 30 Taucher:innen und Landhelfer:innen in 1,5 Stunden gemeinsam rund 350 Kilogramm Müll zutage, darunter ein Fahrrad, Gastro-Aufsteller, Feuerwerksbatterien, eine Plastikbank und vieles mehr. Zahlreiche Passant:innen hielten beim Anblick der schlammigen Hafenputz-Ausbeute inne und kamen mit den Organisator:innen ins Gespräch. Dieser Effekt ist absolut erwünscht, da Unterwasser-Clean-Ups im Hafenbereich dazu beitragen können, das Bewusstsein für die Umweltverschmutzung und die Notwendigkeit des Schutzes unserer Ozeane zu schärfen. Aufräumaktionen dieser Art bringen Menschen zusammen, um aktiv zur Lösung des Problems beizutragen und andere für die Problematik zu sensibilisieren.
Wir danken Mission Förde e.V. für die Organisation des Unterwasser-Clean-Up am 14. April sowie sämtlichen Teilnehmer:innen für ihr engagiertes Mitwirken!
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