Leber bevorzugt

Orca-Paar mit speziellem Jagdverhalten
„Backbord“ und „Steuerbord“ sind die Namen von zwei Schwertwalen, die vor der Küste Südafrikas leben und es dort zu einiger Bekanntheit gebracht haben. Dies liegt allerdings nicht an ihren kollabierten Rückenflossen, sondern an der chirurgischen Präzision, mit der sie die Leber von Haien herausreißen. Mitunter erbeuten sie 17 dieser nährstoffreichen Organe pro Tag.
Raubtier-These auf den Kopf gestellt
Das Leben als Fleischfresser ist nicht immer einfach, schließlich muss man seine Mahlzeiten auf der Jagd fangen. Je nach Raubtier benötigt es Dutzende an Versuchen, um erfolgreich zu sein. Aus diesem Grund sind viele Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Raubtiere sich von ihrer Beute alles nehmen, was sie bekommen können.
Beobachtungen aus Südafrika stellen diese These allerdings auf den Kopf. Dort haben Orcas an einem einzigen Tag 17 Haie erlegt. Anstatt aber alles zu fressen, schneiden die Schwertwale bei jedem Hai akribisch die Leber heraus und lassen den Rest ihrer Beute verrotten. Als „mörderische Feinschmecker“ hat der „Spiegel“ die Orcas tituliert – allerdings ist die Vorliebe für ein bestimmtes Organ nicht ungewöhnlich bei Schwertwalen. Laut des Magazins „Scientific American“ haben Wissenschaftler dokumentiert, dass sich Orcas weltweit die besten Teile ihrer Beute heraussuchen. Vor Australien beispielsweise waren die Tiere dafür bekannt, ausschließlich die Zungen von Bartenwale zu fressen. (Lesetipp: Spanien: Angriffe von Orcas auf Segelboote nehmen zu)
Spezialisten: Das Orca-Duo „Backbord“ und „Steuerbord“
Was den Fall vor der Küste Südafrikas so interessant macht, ist die Tatsache, dass es lediglich zwei Orcas sind, die sich auf die Leber von Haien spezialisiert haben. Diese heißen „Backbord“ und „Steuerbord“. Das Duo ist leicht an ihren kollabierten Rückenflossen zu erkennen: Die Finne von „Backbord“ neigt sich nach links, die von „Steuerbord“ nach rechts. Die beiden Schwertwale sind seit 2015 in Gebieten um Struisbaai und Gansbaai aktiv und jagen sowohl Breitnasen-Siebenkiemerhaie als auch Weiße Haie – mit Erfolg.

Die Leber als Beute – minimaler Aufwand, hoher Ertrag
Haifischlebern sind groß, machen bis zu einem Drittel der Gesamtmasse eines Individuums aus und sind reich an Fett und anderen Nährstoffen. Was die Wissenschaftler zusehends erstaunt ist die chirurgische Präzision, mit der „Backbord“ und „Steuerbord“ vorgehen. Das Fehlen jeglicher Bissspuren oder Verletzungen an anderen Stellen als den Brustflossen der Hai-Kadaver zeugt von einer spezialisierten Technik, um mit minimalem Aufwand an die Hai-Leber zu gelangen.

Laut der Studie „Running scared: When predators become prey” könnte das Orca-Paar „zu einem seltenen Haifisch-fressenden Morphotyp gehören, von dem bekannt ist, dass er in Südafrika mindestens drei Haiarten als Hauptnahrungsquelle jagt.“ Eine Folge könnte die Massenwanderung von Weißen Haien sein, die ihrem Fluchtinstinkt folgen, um zu überleben.
Fotos: Martijn Schouten, Dave van Beuningen
Video: Totfunde von Weißen Haien vor Gansbaai
Weitere Artikel
Isar-Clean-Up: 26,7 Kilogramm Müll pro Kilometer
Zum fünften Mal in Folge fand das Isar Clean-Up der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD), Voice of the seas und ColorSwell statt. Am 7. September sammelten ca. 30 Freiwillige zwischen Wittelsbacher- und Corneliusbrücke Plastik, Kronkorken, Zigarettenkippen und weiteren Abfall. Seit 2021 wurden so bereits über 200 Kilogramm Müll vom Ufer der Isar entfernt, darunter mehr als 90.000 Zigarettenfilter, die potenziell rund 5,5 Millionen Liter Wasser hätten verunreinigen können.
weiterlesenAdria: Mehrere tote Delfine binnen weniger Tage
Innerhalb weniger Tage wurden in der kroatischen Adria drei tote Delfine gefunden – in der Nähe der Pelješac-Brücke, südlich von Split bei Šolta und Brač sowie bei den Kornaten-Inseln. Die Fundorte liegen über 200 Kilometer auseinander, doch die zeitliche Häufung lässt uns aufhorchen. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.
weiterlesenGemeinsam gegen tödliche Geisternetze – Einsatz auf der Ostsee
Am vergangenen Wochenende wurde die Tauch-Crew der GRD auf eine harte Probe gestellt. Die Bergung von gefährlichen Geisternetzen an zwei Wracks nördlich von Rügen stand auf der Agenda. Trotz guter Wetterprognosen kippten die Windverhältnisse am Nachmittag des ersten Seetages zu unseren Ungunsten. Es bleibt das Vertrauen in das eigene Können und der Erfolg, den besonders umweltschädlichen Teil des Geisternetzes geborgen zu haben.
weiterlesen