Russisches „Wal-Gefängnis“: Weitere Auswilderungen von Belugas

von | 17. Oktober 2019 | News - Delfinarien

Proteste gegen neue Fangquoten

Trotz der Auswilderung von Belugas und Orcas aus dem berüchtigten russischen „Wal-Gefängnis“ in der Bucht von Srednyaya sind aktuell wieder Fangquoten für 2020 im Gespräch. Demnach ist der Fang von 282 Belugas, 20 Weißstreifendelfine, 8 Großen Tümmlern, 1496 Walrossen und 1905 Robben für Delfinarien in Russland und China geplant.

50 Belugas noch im „Wal-Gefängnis“ – Orcas sind wieder frei

Die Freilassung der über 100 eingekerkerten Meeressäuger aus dem russischen „Wal-Gefängnis“ wurde am 20. Juni 2019 bekannt. Endlich, nach internationalen Protesten, hatte sich Präsident Vladimir Putin eingeschaltet. Und bis zum heutigen Tag wurden alle zehn Orcas und 37 Belugas wieder ausgewildert. Doch immer noch warten 50 Weißwale auf ihre Freiheit. Die Zeit drängt. Denn ab November bricht der Winter ein. Dann sind die komplizierten und langwierigen Freilassungsaktionen, bei denen tausende Kilometer zurückgelegt werden, nicht mehr möglich. 

Belugas aus dem Wal-Gefängnis warten auf die Freiheit © Free Russian Whales 

Auswilderung von 11 Belugas am 23. Oktober 2019

Laut russischem Forschungsinstitut für Fischerei und Ozeanographie (VNIRO), das mit den Auswilderungen betraut ist, kamen am 02. Oktober weitere 14 Belugas frei. Der nächste Transport fand am 23. Oktober statt. Diesmal entließ man elf Meeressäuger aus dem Wal-Gefängnis. Nun sind noch exakt 50 Wale eingesperrt. Ob sie wieder in Freiheit leben werden, ist fraglich. 

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Gerüchten zu Folge verhandelt Russland das Schicksal von 50 Belugas mit China

“Free Russian Whales” berichtete über weitere, besorgniserregende Entwicklungen. So fand offenbar am 14. Oktober 2019 ein Treffen zwischen dem russischen Umweltminister und Repräsentanten der chinesischen Delfinarienindustrie statt. Diese hatten bereits vor dem Skandal Verträge abgeschlossen, um Weißwale aus Russland zu erhalten.

Die chinesischen Unternehmen haben demnach bereits für 50 Belugas bezahlt. Kein Wunder, dass kürzlich die chinesische Regierung eingriff. Anscheinend will man die kommerziellen Interessen der Delfinarienbetreiber gegenüber Russland deutlicher machen. 

Nun wurden am 23.10.2019 elf weitere Tiere in die freie Wildbahn überführt. Exakt 50 Belugas sind damit noch eingesperrt! Ist das wirklich nur ein merkwürdiger Zufall oder steht ihr Schicksal bereits fest? – Wahrscheinlich letzteres! 

Werden es alle in die Freiheit schaffen oder doch in Delfinarien enden?

Um bis zum Winter wirklich alle Belugas freizulassen, hat Greenpeace das russische Verteidigungsministerium gebeten, größere Schiffe bereit zu stellen. Damit könnte man dann mehrere Dutzend Tiere auf einmal an das Ochhotskische Meer bringen.

Allerdings gibt es keine Informationen, ob dieser Vorschlag umgesetzt wird. Berichten zu Folge sollen sogar einige Belugas in russische Delfinarien transportiert werden – unter dem Vorwand sie würden ein weiteres Jahr im „Wal-Gefängnis“ nicht überstehen. Man wolle sie schützen. Doch in Wahrheit wäre für sie ein leidvolles Leben in Gefangenschaft vorprogrammiert!

Verladung eines Belugas für die Auswilderung ins Ochotskische Meer © Free Russian Whales

Mindestens zwei Orcas sind wieder bei ihren Familien

Seit dem 27. August 2019 sind alle Orcas – Leha, Vasilyevna, Alexandra, Zina, Vitas, Tikhon, Zoya, Gayka, Forest and Kharya – frei. Allerdings gibt es über sie nur wenige aktuelle Informationen.

Inzwischen schloss sich Vasilyevna (Freilassung 27. Juni), laut Angaben von “Free Russian Whales”, einer Gruppe von sieben wilden Schwertwalen, vermutlich ihrer Ursprungsfamilie, an. Man beobachte sie bei der gemeinsamen Jagd auf Seehunde.

Auch das Weibchen Zina fand Anschluss. Ihr neuer Pod (Familienverband) besteht aus mindestens 14 Tieren. VNIRO identifizierte Zina anhand von individuellen Merkmalen und Narben eines entfernten Satellitensenders. Sie kam am 16. Juli 2019 frei.

 Vasilyevna mit einem wilden Pod © Grigory Tsidulko

Alexandra - nicht mehr alleine

Kritisch schien es für die kleine Alexandra, zu werden. Zunächst war sie ganz allein unterwegs. Bettelte sogar bei Fischern um Futter. Doch dann entdeckte man sie gemeinsam mit Zoya, Tikhon und Gayka (Auswilderung 06. August). Alexandra könnte es also schaffen, auch wenn Orcabulle Tikhon (Freilassung 16. Juli) nach 10 Tagen die Gruppe wieder verließ.

Kaum Informationen über die Auswilderung der Belugas

Über das weitere Schicksal der Weißen Wale stellt VNIRO bisher leider kaum Informationen zur Verfügung. Denn nur vereinzelte Tiere sind mit Satellitensendern versehen. Es bleibt weitgehend unklar, wie sie sich in der neu gewonnenen Freiheit entwickeln. Fraglich ist auch, ob sie die Traumata im Zusammenhang mit den schrecklichen Erlebnissen im „Wal-Gefängnis“ wirklich hinter sich lassen können.

Internationaler Protest

Die GRD spricht sich vehement gegen neue Fanggenehmigungen und für ein generelles Fangverbot von Walen und Delfinen aus.

Bereits im März wandten sich internationale Wissenschaftler und Experten, darunter auch Fabian Ritter von unserer Partnerorganisation M.E.E.R. e.V., an Präsident Putin, um sich für die Freilassung der Meeressäuger einzusetzen.

Eigentlich wollte Russland nach dem internationalen Aufschrei gesetzliche Änderungen einführen und ein Fangverbot für Wale und Delfine verabschieden. Deshalb geben die neuen Fangquoten Anlass zur Sorge. Steht erneut der Profit über dem Tierwohl? Mit einem Schwertwal lassen sich circa drei Millionen Euro verdienen. Ein Weißer Wal schlägt mit etwa 140.000 Euro zu Buche. Es scheint als wolle Russland einfach nur abwarten, bis Ruhe eingekehrt ist.

Doch es gibt Hoffnung. Eine regierungsnahe Expertenkommission in Russland empfahl 2020 keine wild lebenden Wale und Delfine zu fangen.

Pamela Anderson schreibt an Putin

Erneut wandte sich auch Pamela Anderson mit einem Brief an Vladimir Putin. Sie fordert ihn auf, die Fangerlaubnis für Wale und Delfine zu verbieten.
“Wenn all die Delfine und Wale frei im Ozean schwimmen anstatt fürs Entertainment eingesperrt zu sein, kann sich Russland rechtmäßig den Schutz aller Cetaceen als Verdienst auf die Fahne schreiben”, schreibt die Schauspielerin.

Protestieren auch Sie gegen die Fangquoten für 2020

In Anbetracht der Tatsache, dass China auf seine 50 Belugas besteht, ist internationaler Protest wichtiger denn je!

Helfen Sie auch künftig Orcas und Belugas zu schützen! Nur gemeinsam können wir etwas bewirken! Unterzeichnen Sie die Petition von Pro Wildlife! Sie richtet sich an Russlands Präsident Vladimir Putin, Umweltminister Dmitri Kobylkin und Landwirtschaftsminister Dmitri Patruschew. Bitten Sie auch Freunde, Kollegen und Familie, mitzumachen! 

 

 

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