Schwierige Rettung für 100 Belugas und Orcas aus Russischem “Walgefängnis”
"Walgefängnis" geschlossen - Belugas und Orcas nicht so bald in Freiheit
Die gute Nachricht ist: endlich soll das grauenhafte „Walgefängnis“ im Osten von Russland aufgelöst werden. Doch es gibt auch eine schlechte: Das wird sehr schwierig! Denn die rund 100 Belugas und Orcas ringen dort unter miserablen Bedingungen um ihr Leben. Monatelang stand das „Walgefängnis“ weltweit im Kreuzfeuer heftiger Kritik. Zuletzt schalte sich sogar Staatschef Wladimir Putin ein. Das half. Die Meeressäuger sollen zu guter Letzt zurück in die Freiheit. Jedenfalls meldete dies die russische Nachrichtenagentur „Tass“.
Bald wieder in Freiheit? Probleme sind vorprogrammiert
Seit Monaten sind 10 Orcas und 87 Belugas in engen Becken „Walgefängnis“ in der Hafenstadt Nachodka nahe Wladiwostok eingesperrt. Manche von ihnen erdulden die Tortur seit Juli 2018. Doch nach monatelangen Protesten heißt es nun: Sie dürfen zurück in die Freiheit. Zuerst jedoch bedarf es eines aufwändigen Auswilderungstrainings.
Todesfälle wegen grauenhafter Haltungsbedingungen
Ursprünglich fing man die Belugas und Orcas teilweise in tausenden von Kilometern Entfernung im Ochotskischen Meer. Dann brachte man sie in das „Walgefängnis“. Von dort sollten sie dann nach China verkauft werden.
Allerdings sind die engen Gehege in Nachodka völlig ungeeignet. Zusätzlich leiden die Tiere unter falschem Futter und Bewegungsmangel. Außerdem gefährdete sie eine Eisdecke in den Wintermonaten. Die Folge: mindestens ein Orca und drei Beluga-Jungtiere starben. Da hatte selbst der Kreml ein Einsehen.
Junge Orcas müssen erst einmal das Jagen lernen. © Jessica Baum
Jean-Michel Cousteau: Rettung für 100 Belugas und Orcas
Jetzt also sollen der Ozeanograph Jean-Michel Cousteau und weitere Wissenschaftler einen Plan erarbeiten. Denn einfach irgendwo und irgendwie freilassen kann man die Tiere nicht. Wegen der langen, miserablen Gefangenschaftshaltung sind einige krank. Andere wiederum müssen erst für ein Leben in freier Wildbahn trainiert werden. Sie waren schlichtweg zu jung, als sie in Gefangenschaft gerieten.
Refugium und Trainingszentrum
In einem Wal-Reha-Zentrum, einer abgetrennten Meeresbucht, sollen sie nun vorbereitet werden. Doch das kann dauern. Unter Umständen mehrere Jahre. Manche der Belugas und Orcas könnten sich als zu schwach erweisen. Für sie hieße dies, künftig dauerhaft in dem Refugium zu leben.
Tierquälerei: Beluga in einem türkischen Delfinarium. © Andrea Steffen
Komplizierte Familienzusammenführung
Allen zur Auswilderung geeigneten Belugas und Orcas jedoch, steht eine echte Herausforderung bevor. Denn idealerweise sollten sie Kontakt zu der Familie aufnehmen, aus der sie stammen. Auch das wird schwierig. Fraglich ist, ob es noch Informationen über ihr Herkunftsgebiet gibt. Dennoch könnte es gelingen, falls die dafür notwendigen Gelder zusammen kommen.
Ohne Skrupel: Delfinariumsindustrie
Das traurige Schicksal der Belugas und Orcas aus dem russischen „Walgefängnis“ erinnert mit seiner Skrupellosigkeit und Respektlosigkeit gegenüber Mitgeschöpfen in fataler Weise an das Schicksal des einsamen Delfins „Honey“.
Wegen sinkender Besucherzahlen schloss der japanische Inubosaki Marine Park in Choshi (östlich von Tokio) im Januar 2018. Die Tiere jedoch, Delfindame „Honey“, 46 Humboldt-Pinguine, Hunderte Fische und Reptilien ließ man einfach auf sich allein gestellt zurück.
Foto oben: Qualvolles Leben in türkischem Delfinarium. Die an maximal 8 Grad Wassertemperatur angepassten Belugas müssen hier mit Werten von weit über 20 Grad klar kommen. Außerdem müssen sie sich während der erniedrigenden Vorführungen in die mit über 40 Grad sengend heiße Luft katapultieren. © Andrea Steffen
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